Dreifach
mit einer krachenden Salve aus der Krankabine.
Die Schüsse von der Brücke her waren amateurhaft, wild und ungenau – der Mann verballerte seine Kugeln einfach. Aber er hatte eine gute Position: Er war hoch oben und durch die Wände der Brücke gut geschützt. Früher oder später würde er jemanden treffen. Abbas zog eine Handgranate hervor und schleuderte sie im hohem Bogen, doch nicht weit genug. Nur Porush war nahe genug, um eine Handgranate auf die Brücke zu werfen, aber er hatte alle verbraucht – erst die vierte war im Ziel gelandet.
Abbas feuerte wieder und schaute zur Steuerkabine des Krans empor. Porush stürzte rückwärts heraus, wirbelte in der Luft herum und fiel wie ein Stein aufs Deck.
Was soll ich nur meiner Schwester sagen? dachte Abbas. Der Schütze auf der Brücke stellte das Feuer ein und gab dann eine Salve auf Sharrett ab. Im Gegensatz zu Abbas und Sapir hatte Sharrett nur wenig Deckung; er war zwischen einer Ankerwinde und dem Schandeck eingeklemmt. Abbas und Sapir schossen beide auf die Brükke. Der unsichtbare Schütze wurde besser: Kugeln furchten eine Naht ins Deck und näherten sich Sharretts Ankerwinde. Dann schrie Sharrett auf, sprang zur Seite und zuckte zusammen wie unter einem Stromstoß, während weitere Kugeln dumpf in seinen Körper schlugen, bis er endlich stillag und die Schreie aufhörten.
Es war eine schlimme Situation. Abbas’ Gruppe sollte das Vorderdeck beherrschen, aber im Moment tat dies der Mann auf der Brücke. Abbas mußte ihn unbedingt ausschalten.
Er warf noch eine Granate. Sie landete vor der Brücke und explodierte; der Blitz könnte den Schützen für ein oder zwei Minuten benommen gemacht haben, dachte er. Abbas war aufgesprungen und rannte auf den Kran zu. Sapirs schützendes Feuer dröhnte in seinen Ohren. Ererreichte den Fuß der Leiter und begann zu schießen, bevor der Mann auf der Brücke ihn sah. Dann klirrten überall Kugeln gegen die Träger. Jeder Schritt schien eine Ewigkeit zu dauern. Irgendein verrückter Teil seines Hirns ließ ihn die Sprossen zählen: sieben – acht – neun – zehn. – Er wurde von einem Querschläger getroffen. Die Kugel drang knapp unter dem Hüftknochen in seinen Schenkel ein. Sie tötete ihn nicht, aber der Schock schien die Muskeln in der unteren Hälfte seines Körpers zu lähmen. Seine Füße rutschten von den Sprossen der Leiter. Einen Moment lang wurde er von Panik überwältigt, als er merkte, daß seine Beine nicht funktionierten. Instinktiv streckte er die Hände nach der Leiter aus, doch er griff daneben und stürzte. Er drehte sich teilweise, landete unglücklich, brach sich den Hals und starb.
Die Tür zum vorderen Speicher öffnete sich ein wenig, und ein erschrockenes rundliches Gesicht mit weit geöffneten Augen spähte hinaus. Aber niemand sah es; es zog sich zurück, und die Tür schloß sich wieder.
*
Während Katzen und Dovrat die Kombüse stürmten, nutzte Dickstein Feinbergs Feuerschutz, um nach vorn zu kommen. Er rannte gebückt vorwärts, vorbei an dem Punkt, an dem sie das Schiff geentert hatten, vorbei an der Kombüsentür und warf sich hinter das erste Rettungsboot, das schon von einer Granate durchschlagen worden war. Von dort konnte er in dem schwachen, aber immer heller werdenden Licht die Linien des mittleren Aufbaus erkennen, der drei nach vorn ansteigenden Stufen glich. Auf dem Hauptdeck waren die Offiziersmesse, der Offiziersaufenthaltsraum, das Krankenrevier und eine Passagierkabine, die als Trockenspeicher benutzt wurde. Auf der nächsten Ebene befanden sich Offizierskabinen, Treppen und das Kapitänsquartier. Auf dem Oberdeck war dieBrücke mit dem daran angrenzenden Kartenraum und der Funkstelle.
Die meisten Feinde würden jetzt auf dem Hauptdeck in der Messe und im Aufenthaltsraum sein. Er konnte ihnen ausweichen, indem er über eine Leiter am Schornstein zu dem Gang um das zweite Deck kletterte, aber danach war die Brücke nur durch Überqueren des zweiten Decks zu erreichen. Er würde mit allen Soldaten in den Kabinen allein fertig werden müssen.
Dickstein blickte zurück. Feinberg hatte sich hinter die Kombüse zurückgezogen, vielleicht, um neu aufzuladen. Er wartete, bis Feinberg wieder zu schießen begann, und sprang auf. Wild aus der Hüfte feuernd, raste er hinter dem Rettungsboot hervor und rannte über das Achterdeck zur Leiter. Ohne seinen Lauf zu unterbrechen, sprang er auf die vierte Sprosse und hastete hinauf. Ihm war bewußt, daß er ein paar Sekunden
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