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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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leidenschaftlich und mißtrauisch; außerdem hatte er Köpfchen. Doch dem Russen fiel ein, wie er mit ihm, Professor Ashford und Yasif Hassan in dem grünweißen Haus am Fluß über den Nahen Osten diskutiert hatte. Und die Schachpartie zwischen ihm und Dickstein war ein harter Kampf gewesen.
    Dicksteins Augen aber spiegelten keinen Idealismus wider, ihm fehlte der Bekehrungseifer. Obwohl er in seinen eigenen Ansichten gefestigt war, hatte er nicht den Wunsch, den Rest der Welt davon zu überzeugen. Die meisten Kriegsveteranen waren wie er gewesen. Rostow legte immer wieder den Köder aus – »Natürlich, wenn du wirklich für den Weltsozialismus kämpfen willst, mußt du für die Sowjetunion arbeiten« –, und die Veteranen murmelten stets: »Blödsinn«.
    Nach Oxford hatte Rostow in den sowjetischen Botschaften verschiedenster europäischer Hauptstädte gearbeitet: Rom, Amsterdam, Paris. Er verließ nie das KGB, um in den diplomatischen Dienst einzutreten. Im Laufe der Jahre wurde ihm klar, daß er nicht den nötigen politischen Weitblick besaß, um die Rolle des großen Staatsmannes zu spielen, in der sein Vater ihn am liebsten gesehen hätte. Die Begeisterung seiner Jugend schwand. Er dachte – alles in allem – immer noch, daß der Sozialismus wahrscheinlich das politische System der Zukunft sei, aber dieses Credo erfüllte ihn nicht mehr mit inbrünstiger Leidenschaft. Er glaubte an den Kommunismus, wie die meisten Menschen an Gott glauben: Es würde ihn nicht sehr überrascht oder enttäuscht haben, wenn sich herausgestellt hätte, daß er nicht recht hatte. Inzwischen lebte er weiter wie bisher.
    In der Zeit seiner Reife widmete er sich näher gesteckten Zielen mit vielleicht noch größerer Energie. Er wurdeein brillanter Techniker, ein Meister der Listen und Grausamkeiten, die für Geheimdienste typisch sind; und, was in der UdSSR genauso wichtig war wie im Westen, er lernte, die Bürokratie so zu manipulieren, daß er immer das höchste Lob für seine Triumphe einstreichen konnte. Die Erste Hauptabteilung des KGB war eine Art Zentrale, die Informationen sammelte und analysierte. Die meisten Außenagenten gehörten zur Zweiten Hauptabteilung, der größten des KGB, die mit Unterwanderung, Sabotage, Verrat, Wirtschaftsspionage und jeder Art von innerer Polizeiarbeit, die für politisch heikel gehalten wurde, zu tun hatte. Die Dritte Hauptabteilung, die einst Smersch genannt worden war, bis diese Bezeichnung im Westen zuviel peinliches Aufsehen erregte, war für Spionageabwehr und Sonderoperationen verantwortlich. Sie beschäftigte einige der mutigsten und gerissensten Leute der Agentenwelt.
    Rostow arbeitete in der Dritten Hauptabteilung – und er war einer ihrer Stars.
    Er hatte den Rang eines Obersten und war mit einem Orden ausgezeichnet worden, weil er einen inhaftierten Agenten aus einer Zelle in Wormwood Scrubs befreit hatte. Im Laufe der Zeit hatte er sich auch eine Ehefrau, zwei Kinder und eine Geliebte zugelegt. Die Geliebte war Olga, zwanzig Jahre jünger als er, eine blonde nordische Göttin aus Murmansk und die aufregendste Frau, der er je begegnet war. Er wußte, daß sie ohne die KGB-Privilegien, die er ihr bieten konnte, sich nicht auf eine Affäre mit ihm eingelassen hätte; trotzdem glaubte er, daß sie ihn liebte. Sie glichen einander, und da jeder den anderen als kühl und ehrgeizig durchschaute, war ihre Leidenschaft irgendwie noch rasender geworden. In seiner Ehe gab es keine Leidenschaft mehr, dafür aber andere Dinge: Zuneigung, Kameradschaft, Stabilität und die Tatsache, daß Marja immer noch der einzige Mensch der Welt war, der ihn dazu bringen konnte, daß er sich unter Lachkrämpfen schüttelte.Da waren die Jungen: Jurij Davidowitsch, der an der Moskauer Staatsuniversität studierte und sich eingeschmuggelte Beatles-Schallplatten anhörte, und Wladimir Davidowitsch, das junge Genie, schon jetzt als möglicher Schachgroßmeister im Gespräch. Wladimir hatte sich um einen Platz an der hochangesehenen Physikalisch-Mathematischen Schule Nummer 2 beworben, und Rostow war sicher, daß er aufgenommen werden würde. Sein Sohn hatte den Platz verdient, und außerdem war ein KGB-Oberst natürlich auch nicht ganz ohne Einfluß.
    Rostow war in der sowjetischen Leistungsgesellschaft hoch gestiegen, aber er rechnete sich aus, daß er noch etwas höher steigen konnte. Seine Frau brauchte nicht mehr auf den Märkten mit dem gewöhnlichen Volk Schlange zu stehen – sie kaufte mit der Elite

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