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Dreikönigsmord (German Edition)

Dreikönigsmord (German Edition)

Titel: Dreikönigsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bea Rauenthal
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Steinmetz mit einem gezielten Schlag das Schloss entzwei.
    »Gut, kommt mit!«, rief Lutz ihm zu. Zu dritt rannten sie nun durch einen langen, von Fackeln erhellten Kellergang.
    Als ein Trupp bischöflicher Soldaten um eine Ecke geschossen kam, zückte Lutz sein Messer, während seine beiden Begleiter ihre Äxte hoben. Doch die Männer schrien nur: »Das Ende der Welt, das Ende der Welt …«, und stürmten an ihnen vorbei.
    Beim zweiten Quergang nach rechts, hatte ihnen der betrunkene bischöfliche Bedienstete erklärt … Lutz schwenkte in den Gang ein. An seinem Ende befand sich eine mit einem breiten Riegel versehene Tür. Dies musste Jos Gefängnis sein. Niemand hielt davor Wache. Lutz rüttelte an dem Riegel. Kein zusätzliches Schloss sicherte ihn, und er ließ sich leicht zurückschieben. Während Lutz die Tür aufriss, fürchtete er sich einen Moment vor dem, was ihn dahinter erwarten mochte.
    Seine Augen benötigten einen Moment, bis sie sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Der Gestank von Urin und Kot stieg ihm in die Nase. Jo lag mit dem Rücken zur Tür auf Strohbüscheln. Sie rührte sich nicht.
    »Jo …« Er stürzte zu ihr und kniete sich neben sie. Vorsichtig drehte er sie zu sich. Ihr Gesicht, das erkannte er selbst in dem Zwielicht, war völlig zerschlagen. »Jo …«, rief er erneut. Als sich ihre Lider hoben, wurde ihm ganz schwach vor Erleichterung. Gleichzeitig spürte er, wie ihm die Augen feucht wurden. Auch das noch … Herbert und der Steinmetz waren bei der Tür stehen geblieben. Gott sei Dank hielt sich dieser Mattis im Hintergrund.
    »Du bist es, Lutz …«, murmelte Jo.
    Er schluckte. »War doch klar, dass ich mit der Kavallerie kommen würde, um dich hier herauszuholen …« Seine Stimme hörte sich ziemlich zittrig an.
    Ein Lächeln huschte über Jos Gesicht. »Seit wann reitest du?«
    »War nur bildlich gemeint …«
    »Leonard hat Anselm, Frowin und Anna umgebracht«, flüsterte sie. »Er ist völlig verrückt. Er …«
    »Ja, ich weiß, beziehungsweise haben die Äbtissin und ich uns das meiste zusammengereimt.« Er streckte die Arme aus, um Jo hochzuheben.
    »Die Kette …«
    Nun erst bemerkte Lutz die Fessel. Eine Welle von Hass gegen Leonard stieg in ihm auf. »Das bekommen wir auch noch geregelt«, erklärte er viel fröhlicher, als ihm zumute war.
    Während Herbert und Meister Mattis die Kette mit den Äxten entzweihieben, stützte er Jo. »Wie sehe ich aus?«, hörte er sie murmeln.
    »Oh, ähm, den Umständen entsprechend ganz gut, würde ich sagen …« Er sah ihr an, dass sie ihm die Lüge nicht glaubte.

7. KAPITEL

    orgfältig zog Lutz die große Nadel mit dem Speckstreifen durch die Rehkeule. Fleisch spicken … Vor Jahren hatte er das zum letzten Mal getan, als er seiner Großmutter bei der Vorbereitung eines Festessens geholfen hatte.
    »Gut macht Ihr das.« Schwester Constantia, die mit ihren muskulösen, behaarten Armen einen Brotteig knetete – ja fast verprügelte –, nickte ihm wohlwollend zu. »Ihr habt Talent zum Koch.«
    »Danke.« Lächelnd nahm Lutz das Lob entgegen. In der Klosterküche war es angenehm friedlich und still, bis auf das rhythmische Geräusch, mit dem Schwester Constantia den Teig auf die Platte des langen, groben Eichentischs hieb.
    Es war kaum zu glauben, dass die abenteuerliche Rettungsaktion für Jo erst zwei Tage zurücklag. Seitdem war Lutz ein paar Mal bei ihr gewesen, aber sie hatte die meiste Zeit geschlafen. Abgesehen davon, dass Jo ihm Leonards Plan dargelegt hatte, hatten sie nur wenige belanglose Worte gewechselt. Die für die Kranken zuständige Benediktinerin war zuversichtlich, dass Jo keine bleibenden körperlichen Schäden davontragen würde. Wofür Lutz dem Himmel dankte. Und der Himmel allein mochte auch wissen, wie sie jemals wieder aus dieser Zeit in ihre Gegenwart zurückkehren konnten. Er – Lutz – hatte da im Moment jedenfalls noch keine brauchbare Idee.
    Sicher war nur, dass Leonard mittlerweile wusste, dass Jo sich im Kloster Waldungen aufhielt. Peters Späher hatten dies herausgefunden. Deshalb hatte er einen Teil seiner Soldaten abgeordnet, das Kloster zu bewachen und notfalls gegen einen Angriff zu verteidigen. Auch Meister Mattis war nach der Befreiungsaktion nicht in sein Zuhause zurückgekehrt, sondern hatte es vorgezogen, sich im Gästehaus einzuquartieren. Instinktiv waren er und Lutz sich während der letzten beiden Tage so weit wie möglich aus dem Weg gegangen.
    Autsch … Lutz hatte die Nadel

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