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Dreikönigsmord (German Edition)

Dreikönigsmord (German Edition)

Titel: Dreikönigsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bea Rauenthal
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»Kennt Ihr den Toten?«, fragte sie einer der Nachbarn.
    »Nein, ich habe den Mann noch nie gesehen.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Haltet einmal eine der Fackeln so, dass der Schein direkt auf das Gesicht des Leichnams fällt«, sagte der Apotheker. Einer der Töpfer trat vor. Während das Licht über das starre Antlitz zuckte, beugte sich der Apotheker über den Toten.
    »Ich weiß, wer der Mann ist«, sagte er schließlich, »Gregorius, der Medicus unseres Bischofs. Hin und wieder hat er bei mir Kräuter und andere Heilmittel gekauft.«
    »Hat er einen Unfall gehabt und ist erfroren?«, fragte Gwendolin bang. Ihre Kinder spielten so oft an dem Berg. Hier sollte kein Mord geschehen sein.
    Aber der Apotheker schüttelte den Kopf und deutete auf die Brust des Arztes, wo nun auch die Töpferin eine fingerbreite Wunde in dem Mantel sah. »Ich schätze, der Medicus wurde erstochen«, meinte er.
    Normalerweise wären sie mit einer ganzen Armada von Polizeimannschaftswagen angerückt. Sie hätten die Fahrzeuge in den Nebengassen des Bischofspalasts abgestellt und sich dann strategisch verteilt. Dabei hätten sie ständig in Funkkontakt miteinander gestanden. Ihre Ausrüstung hätte aus Sprengsätzen, Blendgranaten, Tränengas und automatischen Handfeuerwaffen bestanden.
    Lutz unterdrückte ein melancholisches Seufzen. Sein Fahrzeug war ein von einem Esel gezogener Schlitten. Darauf waren die Feuerwerkskörper, einige Äxte und andere archaische Waffen unter Säcken versteckt. Seine Kumpels sowie Peter und eine Truppe von dessen Stadtsoldaten hatten sich zwar in der Nähe zwischen den Häusern verteilt. Aber er konnte nur hoffen, dass sie rechtzeitig das verabredete Zeichen, die aufstiebenden Funken der Rakete, sehen und losstürmen würden.
    Immerhin war Herbert, der neben ihm herging und den Esel führte, um einige Ecken mit einem Bediensteten des Bischofs verwandt. Unter reichlich Alkohol gesetzt, hatte der Mann ihnen am Vorabend beschrieben, wo Jos Kellergefängnis lag. Außerdem hatte er ihnen verraten, dass Leonard für einige Tage außerhalb der Stadt weilte. Worüber Lutz froh war, denn er hatte seine Zweifel, ob sich der Bischof so leicht von einem kümmerlichen Feuerwerk hätte beeindrucken lassen. Jedenfalls ist das der irrwitzigste Polizeieinsatz, den ich jemals durchgeführt habe, dachte er. Dabei war ihm nur zu bewusst, dass sie lediglich diesen einen Versuch haben würden, um Jo zu befreien.
    Hinter einer Kurve tauchte nun der Platz auf, an dem der Bischofspalast lag. Sie hatten ihr Ziel erreicht. »Bring das Vieh zum Halten«, raunte Lutz seinem Freund zu.
    Herbert schnalzte mit der Zunge, und der Esel blieb stehen, wobei er ein konsterniertes »Iah!« ausstieß. Wie sie es verabredet hatten, bückte Herbert sich und machte sich an einem der Hinterbeine zu schaffen, als hätte sich der Esel einen Stein in den Huf getreten.
    Unterdessen beugte sich Lutz über den Schlitten und bemühte sich, so unauffällig wie möglich eine Rakete und einen Tontopf voller Glut unter den Säcken hervorzuziehen. Dabei schielte er zum Tor. Einer der mächtigen Flügel stand offen. Die vier Soldaten, die den Eingang bewachten, wirkten nicht übermäßig aufmerksam. Eher wie Männer, die notgedrungen eine langweilige Zeit abrissen. Na ja, er kannte das selbst von seinen Monaten bei der Bundeswehr. Wahrscheinlich würden sie sich leicht überrumpeln lassen. Von ihrer Seite aus war kaum mit einer energischen Gegenwehr zu rechnen.
    Lutz hatte eben den Papierstreifen an der Raketenspitze entflammt, als er einen Mann über den Platz brüllen hörte.
    »Los Leute, erteilt diesem Mistkerl eine Lektion, die er nicht mehr vergessen wird!«
    Herbert fluchte. Jörg Schreiber und ein halbes Dutzend seiner Gefolgsleute schritten breitbeinig auf sie zu. Die wenigen Passanten suchten schleunigst das Weite. Froh über die Abwechslung blickten die Soldaten interessiert zu ihnen herüber. Von der blöden Rakete stieg nur ein dünner Rauchfaden auf.
    Absolut mieses Timing …
    »Tja, Lutz Jäger, jetzt wollen wir doch einmal sehen, wie du zurechtkommst, ohne deine Freunde, die deine verlotterte Schenke bewachen.« Jörg Schreiber grinste höhnisch.
    Jetzt brenn schon … »Ich verstehe ja, dass Ihr sauer auf mich seid. Aber auch wenn Ihr fast so fies ausseht wie Henry Fonda in Spiel mir das Lied vom Tod – allerdings hatte der mehr Stil als Ihr –, könnten wir unseren Streit nicht vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt austragen? Ich habe

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