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Dreikönigsmord (German Edition)

Dreikönigsmord (German Edition)

Titel: Dreikönigsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bea Rauenthal
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auch erfreut an.
    Um Himmels willen … Anscheinend kannten er und ihr Mittelalter-Ich sich. Am besten, sie ignorierte das. »Meister Mattis«, Jo gab ihrer Stimme einen förmlichen Ton, »ich bin auf der Suche nach einem Mann, der mir Geld schuldet.« Während sie ihm ihre Geschichte erzählte, blickte der Steinmetz sie unverwandt an.
    »Aber Josepha«, sagte er schließlich, als sie geendet hatte. »Ihr wisst doch, dass meine Werkstatt klein ist und ich zurzeit nur einen Lehrjungen und einen Gesellen beschäftige.«
    Nein, das hatte sie nicht gewusst. »Ich war einige Wochen lang sehr krank«, erwiderte sie hastig, »darunter hat mein Gedächtnis gelitten. Noch immer entfallen mir manchmal Dinge …«
    »Ja, ich habe gehört, dass Ihr krank wart, und ich bin sehr froh, dass es Euch nun wieder bessergeht.« Der Meister nickte. »Könnt Ihr Euch denn auch nicht mehr daran erinnern, dass ich Ende September einen Mantel bei Euch gekauft habe? Jedenfalls habe ich ihn bezahlt.« Er lächelte sie an und trat einen Schritt auf sie zu, als ob er sie berühren wollte.
    »Ähm …« Eine bekannte Stimme ertönte in Jos Rücken.
    »Oh, Wirt Lutz von der Grünen Traube «, sagte sie erleichtert. »Wir sind uns vorhin schon einmal auf der Dombaustelle begegnet. Lutz, falls Ihr hier auch nach Eurem Zechpreller sucht, seid Ihr an der falschen Adresse. Und nun, Meister Mattis, will ich Euch nicht länger stören.«
    »Josepha, Ihr wisst doch, dass Ihr mir jederzeit willkommen seid.«
    »Oh, wie freundlich von Euch …« Jo floh aus der Werkstatt.
    Draußen auf der Gasse holte Lutz Jäger sie ein. »Ich würde sagen, Meister Mattis steht auf Sie respektive Ihr Mittelalter-Ich.« Er wirkte geradezu unverschämt heiter.
    »Unsinn!«, gab sie gereizt zurück. »Nun beeilen Sie sich schon, damit wir endlich zu diesem Meister Wilhelm kommen. Außerdem muss ich noch Gewürze kaufen.«
    Während Jo einen weiteren Löffel von der Erbsensuppe aß und die dicken Speckbrocken an den Tellerrand schob, lauschte sie mit halber Aufmerksamkeit auf das Schwatzen und Lachen ihrer Bediensteten. Es erschien ihr immer noch höchst merkwürdig, in einer rauchgeschwärzten Küche am Kopfende einer fünfzehn Meter langen Tafel zu sitzen und ihre Mahlzeiten zusammen mit vierzig Leuten einzunehmen.
    Vor dem Essen hatte ihr die Köchin die Speiseliste für die nächsten Tage vorgetragen. Jo hatte mit den ganzen Maßangaben wie Pfund und Scheffel nicht viel anfangen können. Trotzdem hatte sie begriffen, dass die Köchin Nahrungsmittel in einer Menge verarbeitete, wie sie täglich in Betriebskantinen verspeist wurden.
    Ihre Gedanken wanderten zu dem Mordfall. Auch Meister Wilhelm hatte erklärt, keine Aushilfe beschäftigt zu haben. Und er hatte glaubwürdig gewirkt.
    »Herrin …« Katrein, die schräg neben ihr saß, berührte sie am Arm.
    Jo schreckte auf. Die Gespräche waren verstummt. Die Augen aller Knechte und Mägde waren erwartungsvoll auf sie gerichtet. Sie hatten ihre Mahlzeit beendet. Jo begriff und stand hastig auf. »Nun, dann gehen bitte alle zurück an die Arbeit …«
    Während die Bediensteten wieder anfingen, miteinander zu schwatzen, Holzschuhe über den strohbedeckten Boden scharrten und Bänke und Schemel zurückgeschoben wurden, wandte Jo sich an ihre Dienerin: »Ich bin der Ansicht, dass die Köchin dringend ein paar neue Tonschüsseln braucht. Deshalb werde ich heute Nachmittag die Töpfer vor der Stadtmauer aufsuchen.«
    »Hier hinein!« Obergeselle Georg packte den blonden Betteljungen am Arm und zog ihn in den Schuppen. »Was hast du herausgefunden?«, fragte er dann rasch, nachdem er die Tür geschlossen und den Jungen hinter einen Karren geschubst hatte.
    »Eure Herrin ist zur Dombaustelle gegangen.« Der Junge presste seine von Frostbeulen übersäten Arme eng an seinen Körper. Sein ausgezehrtes Gesicht ließ ihn älter wirken, als er war. »Dort hat sie mit dem Steinmetzmeister gesprochen. Sie fragte ihn nach einer Aushilfe. Jemand hat in Eurer Weberei einen Mantel erstanden, aber nicht bezahlt. Kurz darauf kam ein Mann zur Baustelle, der sich nach einem Zechpreller erkundigte.«
    »Was war das für ein Mann?«
    »Lutz Jäger, der Wirt der Grünen Traube .«
    »Lutz Jäger?«, fuhr der Obergeselle überrascht auf.
    »Ich bin mir sicher, dass er es war.« Der Junge nickte eifrig. »Ich kenne ihn vom Sehen. Er spielt mit den Kindern und Männern in seiner Gasse so ein merkwürdiges Ballspiel.«
    Georg fiel ein, dass Lutz Jäger

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