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Dreikönigsmord (German Edition)

Dreikönigsmord (German Edition)

Titel: Dreikönigsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bea Rauenthal
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vor ein paar Tagen zur Weberei gekommen war und verlangt hatte, mit der Herrin zu sprechen. Was mochte Josepha mit diesem übelbeleumdeten Kerl zu schaffen haben? Er hasste Lutz Jäger, seit dieser ihn einmal – unter dem Hohnlachen aller Gäste – aus seiner Kneipe geworfen hatte. Dieser Mistkerl hatte behauptet, er, Georg, habe einen Streit angezettelt. Dabei hatten ihn Lutz’ Freunde provoziert. Gespannt fragte Georg: »Was geschah weiter?«
    »Eure Herrin verließ die Baustelle. Auf der Gasse wartete sie aber auf Lutz Jäger. Die beiden gingen zusammen bis kurz vor das Anwesen von Meister Mattis. Dort trennten sie sich. Eure Herrin betrat das Haus zuerst. Nach einer kurzen Weile folgte ihr der Wirt. Danach suchten sie noch einen dritten Steinmetz auf: Meister Wilhelm.«
    »Betraten sie dieses Mal zusammen das Haus?«
    »Nein, wieder zuerst Eure Herrin, dann der Wirt.«
    »Weißt du, was die beiden mit Meister Mattis und Meister Wilhelm besprochen haben?«
    »Ja, ich konnte sie belauschen. Sie fragten wieder nach dem Mann, der den Mantel nicht bezahlt und die Zeche geprellt hat.«
    »Das hast du gut gemacht.« Georg kramte in dem Lederbeutel an seinem Gürtel nach einem Geldstück. Er hatte zwar nicht die geringste Ahnung, was dies bedeuten mochte – ein Stelldichein schienen seine Herrin und Lutz Jäger ja nicht gerade gehabt zu haben –, aber zufällig war ihr Zusammentreffen bestimmt auch nicht gewesen.
    »Hier.« Er reichte dem Jungen die Münze. »Wenn du meine Herrin weiterhin so gut beobachtest, kannst du dir noch viel mehr verdienen. Und nun troll dich!«
    Die Häuser der Töpfer duckten sich an die Außenseite der Stadtmauer. Es waren ärmliche, aus Fachwerk errichtete Behausungen. Einige Töpfe und Schüsseln staken auf Pfählen, die in den schmutzigen Schnee gerammt waren, und bezeichneten so das Handwerk der Bewohner. Die Kinder, die auf der nahen Wiese spielten, ließen sich jedoch von der tristen Umgebung nicht stören. Sie tollten herum und lieferten sich eine lärmende Schneeballschlacht.
    Jo hatte es vorgezogen, wieder den Schlitten zu benutzen. Sie lenkte den Braunen in einen von Bäumen und Büschen bewachsenen Winkel neben den Häusern und warf die Zügel über einen Ast. Nachdem sie vom Schlitten gestiegen war, pfiff eine Schneekugel dicht an ihr vorbei. Lächelnd bückte sie sich, formte selbst einen Ball und warf ihn in Richtung der Kinder.
    Von Lutz Jäger war weit und breit noch nichts zu sehen. Jo hatte keine Lust, in der Kälte auf ihn zu warten, und beschloss, schon einmal mit der Befragung zu beginnen. Der erste Töpfer, den sie aufsuchte, entpuppte sich als ein mürrischer, dürrer Mann, der ein schmutziges Tuch um seinen kahlen Schädel gewickelt hatte. Seine Frau war ebenso schlecht gelaunt wie er. Wie Jo darauf komme, dass sie sich eine Aushilfe leisten könnten?, fragten sie empört. Sie verdienten kaum genug, um über die Runden zu kommen. Was angesichts ihrer plumpen, dickwandigen Keramik auch kein Wunder ist, dachte Jo.
    Der Töpfer im Nachbarhaus war entgegenkommender, aber auch er konnte ihr nicht weiterhelfen. Entmutigt versuchte sie ihr Glück in einer weiteren Behausung. Wieder benötigte Jo einige Momente, bis sich ihre Augen an das dämmrige Licht gewöhnt hatten, denn die Läden der unverglasten Fenster waren wegen der Kälte geschlossen. Im vorderen Teil des großen Raums stapelten sich tönerne Schüsseln, Schalen und Töpfe auf Regalen. Weiter hinten saß eine füllige Frau im Schein eines Talglichts an einer sich drehenden Scheibe. Unter ihren Händen formte sich ein Tonklumpen zu einer Schale. Vor einem breiten Bett lagen ein hölzerner Ball und eine Strohpuppe – wahrscheinlich gehörten sie Kindern, die sich draußen an der Schneeballschlacht beteiligten.
    »Kann ich Euch helfen?«, rief die Frau Jo zu, ohne ihre Tätigkeit zu unterbrechen. Sie hatte ein rundes Gesicht mit einem kräftigen Kinn.
    »Ich brauche Schüsseln. Ich sehe mir einmal die Waren in den Regalen an.« Jo betrachtete die Keramik. Das Geschirr war überwiegend grün und braun glasiert und wirkte sorgfältig gearbeitet. Hübsche Muster aus Punkten und Linien verzierten es. Hier würde sie guten Gewissens einige Dinge kaufen können. »Und dann hätte ich auch noch eine Frage …«
    Jos Blick blieb an einigen Schalen hängen, die blau glasiert und dünnwandiger als die anderen waren. Vorsichtig hob sie eine von dem Brett.
    Die Töpferin strich die tonverschmierten Hände an ihrer

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