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Dreikönigsmord (German Edition)

Dreikönigsmord (German Edition)

Titel: Dreikönigsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bea Rauenthal
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nicht zu reden …
    Sie folgte dem Hämmern um den Rohbau des Kirchenschiffs und der Apsis herum. An manchen Stellen, wo der Wind den Schnee herabgeweht hatte, sah sie von Säcken bedeckten Mist auf den bis zu acht Meter hohen Mauern liegen. Dies sollte die Wände wohl vor dem Frost schützen.
    Die Steinmetzwerkstatt befand sich in einer Art Schuppen, der an der Vorderseite offen war. Während Jo sich noch umsah, bemerkte sie einer der Männer, der einen großen Block aus hellem Stein bearbeitete. Er ließ sein Werkzeug sinken und stieß einen durchdringenden Pfiff aus. Sein Nebenmann tat es ihm gleich. Eine Welle von Pfiffen und anerkennendem Gejohle brandete durch die Werkstatt.
    »He du, wo finde ich den Meister?« Jo packte einen schlaksigen, vielleicht zwölf Jahre alten Jungen, der Steinsplitter zusammenkehrte, unsanft am Arm. Das Grinsen wich aus seinem schmalen Gesicht.
    »Dort«, sagte der Junge fast schüchtern und deutete auf die entgegengesetzte Ecke des strohgedeckten Baus.
    Jo ignorierte die Pfiffe und stapfte an den Gesellen und Lehrlingen vorbei. Vor den Bretterwänden lagerten alle möglichen Steine. Manche waren noch völlig unbehauen, an anderen waren schon die Umrisse von Verzierungen oder fertig ausgearbeitete Blätter und Ranken zu erkennen. Der Meister, ein stattlicher Mann in den Dreißigern, stand an einem Tisch und zeichnete mit Hilfe eines Winkelmaßes und einer Feder Linien auf ein Pergament.
    »Was kann ich für Euch tun?« Er lächelte Jo an, doch das Benehmen seiner Untergebenen schien ihn nicht zu stören. Immerhin erstarb jetzt das Gepfeife. Allerdings auch das Hämmern, wie sie gleich darauf begriff. Die Steinmetze schienen an ihrer Unterhaltung mit dem Meister sehr interessiert zu sein.
    Blöde Machos … Mühsam schluckte sie ihren Ärger hinunter. »Vor einer Woche kam ein junger Mann in meine Weberei«, erklärte Jo kühl. »Er leistete eine Anzahlung auf einen Wollumhang. Einen Gulden statt der vier, die der Umhang eigentlich gekostet hätte. Der junge Mann schwor dem Gesellen, der ihn bediente, er werde das restliche Geld innerhalb von drei Tagen zahlen, und der Geselle glaubte ihm. Nun, bis heute ist der Fremde nicht wieder in meiner Weberei aufgetaucht …«
    »Und was habe ich mit dieser Geschichte zu tun?« Der Meister hob die Augenbrauen.
    »Der junge Mann versicherte meinem Gesellen, dass er hier arbeiten würde. Er ist zwischen sechzehn und achtzehn Jahre alt, mager, hat schulterlange braune Haare …«
    »Tut mir leid. So einen habe ich hier nie gesehen.« Der Meister schüttelte den Kopf. »Jedenfalls war es ziemlich dumm von Eurem Gesellen, den Umhang so einfach herzugeben. Ihr scheint Eure Leute nicht gut im Griff zu haben.«
    »Oh, vielleicht könnten wir dem Weib ja helfen«, dröhnte eine Männerstimme hinter Jo, »und ihr für das entgangene Geld zu Diensten sein.«
    »Ja, das wäre sicher eine gute Entschädigung.«
    »Hoffentlich hätte sie uns im Griff.« Anzügliches Gelächter erscholl. Jo wirbelte herum, nahe daran, dem nächstbesten Kerl eine schallende Ohrfeige zu verpassen.
    Aber Lutz Jäger hatte zweien der Männer den Arm um die Schultern gelegt und schüttelte sie leicht. »Tss, tss, ist das etwa ein Benehmen einer Dame gegenüber?«, sagte er tadelnd.
    »Ach Lutz, jetzt hab dich nicht so. Als ob du dich immer höflich gegenüber den Frauen verhalten würdest«, maulte einer der beiden. Lutz Jäger knuffte ihn in den Rücken und schlenderte dann zu Jo. »Tja, ich habe das gleiche Problem wie Josepha Weber«, wandte er sich an den Meister. »Bei mir hat ein Junge die Zeche geprellt. Das heißt, er hat ein paar Tage lang anschreiben lassen und ist dann nie wieder in der Grünen Traube aufgetaucht. Auch er hat behauptet, er würde als Aushilfe hier arbeiten, und Josephas Beschreibung passt auf ihn. Wahrscheinlich handelt es sich um denselben Kerl.«
    »Gut möglich.« Der Meister nickte, wobei seine Miene nun um einiges weniger herablassend war. »Aber, Lutz, ich kann dir wirklich nicht weiterhelfen. Ich beschäftige zurzeit nur meine Gesellen und einen Lehrbuben. Keine Aushilfen.«
    »Ich bin im Moment nicht so ganz auf dem Laufenden, wo überall Steinmetze in der Stadt arbeiten …« Lutz rieb sich das Kinn.
    »Wahrscheinlich hat der Kerl dich ja auch darüber angelogen und er hat überhaupt nichts mit Steinmetzwerkstätten zu tun«, wehrte der Meister ab.
    »Das kann schon sein. Aber ich würde es trotzdem noch gern einmal in anderen Werkstätten

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