Dreimal Liebe
Kauf zu nehmen.«
Cathy sah ihm für einen Moment in die blauen Augen, dann lenkte sie den Blick zurück auf ihre Finger. »Es geht nicht darum, über meinen Schatten zu springen.«
»Sondern?«
Sie öffnete den Mund und schloss ihn wieder.
»Du willst nicht darüber reden«, sagte Joel.
»Nein, doch, es ist nur … Du wirst es für eine Lappalie halten«, murmelte sie und sah kurz zu ihm auf.
Joel zuckte mit den Schultern. »Finde es heraus.«
Cathy nahm einen tiefen Atemzug, zögerte einen Moment, sprach es dann aber doch aus. »Meine Mutter, sie hat einen neuen Freund … Adam. Er ist Koch und ich habe sie noch nie so glücklich erlebt wie mit ihm. Ich gönne ihr das, wirklich. Aber sie ist kaum noch zu Hause, er besitzt mehrere Restaurants in verschiedenen Städten und sie ist ständig auf Reisen mit ihm. Schon seit ein paar Monaten bin ich eigentlich nur noch das dritte Rad am Wagen. Und neulich …« Cathy hielt kurz inne. »Neulich, da habe ich ein Gespräch belauscht. Sie hat mit meinem leiblichen Vater telefoniert und ihn gefragt, ob er mich zu sich nehmen würde.«
»Und du magst deinen leiblichen Vater nicht?«, fragte Joel.
Cathy lächelte gezwungen. »Um ihn zu mögen oder nicht zu mögen, müsste ich ihn erst einmal kennen. Ich habe ihn zum letzten Mal gesehen, als ich sechs Jahre alt war. Er lebt in irgend so einem Kaff im Norden Texas, ist ein totaler Einsiedler. Meine Mutter ist damals abgehauen, weil sie es nicht mehr ausgehalten hat jenseits der Zivilisation.«
Joel erkannte die feinen Sorgenfalten auf ihrer Stirn. »Und du glaubst nicht, dass du mit deiner Mutter noch einmal darüber hättest reden können?«
»Ich weiß es nicht«, murmelte sie. »Am Telefon klang sie sehr entschlossen. Und ich möchte weder zu einem Mann ziehen, den ich nicht kenne, noch bei einer Frau bleiben, die keinen Platz mehr für mich in ihrem Leben hat.«
Es dauerte eine Weile, ehe Joel antwortete. »Aber das hier, diese Umgebung, die Straße – das ist doch auch nicht das, was du willst. Vielleicht wird es anfangs schwer werden bei deinem Vater, ja, aber vielleicht verstehst du dich besser mit ihm als du denkst, findest Freunde an der neuen Schule und … einen Jungen, den du magst.«
»Unwahrscheinlich«, sagte Cathy. »Mein Vater und ich wissen nicht mal am Telefon, was wir miteinander reden sollen. Freunde habe ich selbst nach so vielen Jahren in New York kaum gefunden. Nur zwei Mädels, mit denen ich mich ab und zu nach der Schule treffe. Und in meinem ganzen Leben gab es bisher nur einen Jungen, der mich toll fand.« Sie machte ein zerknirschtes Gesicht.
»Was ist passiert?«, wollte Joel wissen.
Cathy verdrehte die Augen. »Ich habe ihn bei einem Schulexperiment aus Versehen mit dem Bunsenbrenner angezündet.«
Joel sah sie einen Moment an, dann lachte er, so ehrlich, dass es in seinem Bauch ganz warm wurde.
»Er fand das weniger lustig«, sagte Cathy mit geröteten Wangen.
»Dann hatte er keinen Humor«, sagte Joel. Sie seufzte.
»Aber um noch mal kurz auf das Thema zurückzukommen«, lenkte Joel ein. »Sieh es doch mal von der anderen Seite. Deine Mutter und dein Vater kommen wahrscheinlich gerade im Moment vor Sorge um. Natürlich wird ein Umzug Veränderungen mit sich bringen, gewiss auch unschöne – aber du wirst eine Perspektive haben. Bleibst du hier, bei uns, hast du nicht mal die kleinste Voraussicht auf eine. Vergiss das nicht und denk gut darüber nach.« Joel blickte Cathy in die Augen, suchte nach einem Hinweis, dass sie ihn verstanden hatte, und wurde fündig. Schließlich nickte sie.
»Gut«, sagte Joel. »Dann lass uns jetzt schlafen, in Ordnung?«
»In Ordnung.«
Joel blies die Kerze aus und beide legten sich auf die Seite. Rücken an Rücken, wie jede Nacht. Und sehr zu Joels Leidwesen auch schon bald wieder Po an Po.
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»Sie wird n-n-nie wieder kommen«, schniefte Louis und wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht.
»Doch. Ganz sicher wird sie wieder kommen«, sagte Cathy und streichelte über seinen Oberarm. »Vielleicht hat sie sich nur verlaufen oder die Nacht woanders geschlafen.«
»Und w-w-wenn nicht?«
»Ganz bestimmt ist es so. Du wirst sehen.«
»S-S-Sie ist so toll, weißt du, Ca-Ca-Cathy?« Er sah das rothaarige Mädchen mit großen verweinten Augen an. »Sie hat ei-ei-einen richtigen Charakter, so wie ein Mensch, u-und sie ist so k-k-kinderlieb, wusstest du das? G-Ganz lieb ist sie zu Kin-Kindern.«
Joel saß auf der
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