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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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flohen – bis einer von ihnen die Flagge mit demselben Wappen gen Himmel hielt, die zerfetzt in den Trümmern des Weilers geweht hatte …
     
    *
     
    »Lanzburg! Es ist Lanzburg! Ein Überraschungsangriff!«, brüllte Schwalbenschwanz aufgebracht.
    »Wie viele?«, fragte Alkarn finster.
    »Gut einhundert Mann, mein Herrscher! Die Späher, die den Waldrand überwachen, sind heillos in der Unterzahl!«
    Alkarn sah fragend zur Hohen Richterin.
    Sie nickte.
    »Das hohe Gericht wird unterbrochen«, verkündete er nach ihrer stummen Zustimmung. »Lanzburg muss zurückgeschlagen werden!«
    »Das übernehmen wir, mein Herrscher!«, ergriff Bluter kampflustig das Wort. »Ginster und Graufuß, ihr schafft den Angeklagten fort! Beller und Fangzahn, ihr zwei bewacht den Haupteingang! Ich …«
    Er zügelte sich und warf Horniss und Eisenfell einen fragenden Blick zu.
    Der Krieger mit dem grauen Vollbart sah entschlossen in die aufgehende Sonne. »Ja, wir Kohortenführer ziehen in den Kampf!«
     
    *
     
    Fiona konnte noch immer kaum fassen, wie unerschrocken die Männer auf die Wölfe eindrangen. Einige von ihnen trugen einfache Bauernkleider, andere hatten Uniformen an. Ihre Kampfgeräte waren nicht minder unterschiedlich. Manche der Männer hatten bloße Knüppel, Holzlatten oder Spieße in den Händen, die Uniformierten schossen mit Revolvern nach den Tieren.
    »Ich schätze, die haben jeden mitgenommen, der auf Rache aus war …«, raunte Lex ihr zu.
    »… und verrückt genug, sich mit denen anzulegen«, ergänzte Fiona. Sie konnte ihren Blick nicht von den großen, geschmeidigen Wertieren abwenden, die so viel schneller, so viel zäher als die Menschen waren. Die Kugeln der Soldaten schienen sie jedoch zu fürchten.
    Als sie den ersten Wolf getroffen zu Boden gehen sah, musste sie voller Trauer daran denken, wie sie stolz auf Serafins Rücken geritten war.
    »Aber … es ist doch Tag! Hellster Tag!«, entfuhr es ihr plötzlich. »Sind das denn wirklich Werwölfe?«
    »Dachtest du, Serafin wäre der Einzige, der auch aus eigener Kraft zum Wolf werden kann?«, zischte Lex ihr zu. »Der Vollmond bringt unser Blut zum Kochen und zwingt uns zur Verwandlung. Aber wer stark genug ist, kann das Tier in sich aus eigenem Willen erwecken. Mir ist das noch nie gelungen. Es kostet zu viel Kraft.«
    »Das heißt, die Wölfe da unten …«, flüsterte Fiona unbehaglich und duckte sich noch ein Stück tiefer hinter den Stein.
    »… sind die stärksten ihrer Art«, beendete Lex ihren Gedanken.
    »Ja, aber … sie verlieren doch! Sie werden von den Menschen zurückgedrängt!«
    Der Wolfsmann schüttelte bedächtig den Kopf.
    »Sie halten sie nur hin. Sie warten.«
    »Worauf?«
    Unversehens drang ein drohendes Geheul aus dem Fichtenwald. Fiona fuhr herum und starrte atemlos zu den Bäumen. Immer mehr Wölfe stürmten aus dem Geäst aufs Schlachtfeld. Ihre Pfoten trommelten auf die Erde, während sie vorwärts preschten.
    »Brennt ihn nieder!«, brüllte einer der Männer. »Brennt diesen verdammten Teufelswald nieder!«
    Aufgescheucht flohen die ersten Vögel flatternd und kreischend in den rettenden Himmel, als die Soldaten mit Fackeln auf das Dickicht zustürmten.
    Die Werwölfe bauten sich schützend vor ihrem Wald auf.
    Die Männer schlugen mit ihren Fackeln nach den großen Tieren. Funken stoben, entzündeten das tiefbraune Fell eines prächtigen Wolfes, der sich jaulend und winselnd auf dem Boden wälzte.
    Bei diesem schrecklichen Anblick war sie sich für einen Moment nicht mehr sicher, auf welcher Seite sie stand.
    Doch schon schlugen die Wertiere zurück, umkreisten die Fackelträger und rissen sie zu Boden. Während sich einige Wölfe auf die aufkeimenden Flammenherde warfen, die Feuer mit ihren Leibern löschten oder unter Staub und Erde begruben, stürzten sich andere zähnefletschend auf die Menschen.
    Entsetzt sah Fiona zu, wie die Männer in Panik verfielen, als immer mehr Wölfe aus dem Tannenwald stürmten.
    Da packte Lex sie heftig bei den Schultern.
    »Los! Lass uns verschwinden! Wir sind schon viel zu lange hier gewesen!«
    »Wie … was … aber wohin?«, stammelte sie.
    »Na, in den Wald natürlich. Solange die da unten mit dem Kampf beschäftigt sind, haben wir die besten Chancen, unbemerkt an einer anderen Stelle einzudringen!«, erklärte er hastig.
    »Ja … aber. Können wir ihnen nicht helfen?«
    Der Wolfsmann lachte bitter auf.
    »Wem willst du helfen? Woher willst du wissen, wer diesen Krieg

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