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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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begonnen hat? Womöglich ist der Angriff auf den Weiler auch nur ein Gegenschlag gewesen. Das da unten ist nicht unser Kampf!«
    »Aber …«
    »Du kannst dich ja mit deinem Holzstock ins Getümmel stürzen. Vor Angst werden sie alle auf der Stelle miteinander Frieden schließen!«, fiel ihr Lex gereizt ins Wort und erhob sich.
    »Das bringt doch alles nichts«, meinte er ruhiger. »Wir müssen zu Serafin! Also, hoch mit dir, Kleine! Was ist, Carras, kommst du?«
    Der Wolfsjunge antworte nicht. Wie gebannt starrte er den Hügel hinunter.
    »He, Carras!«, wiederholte Lex ungehalten.
    Erst jetzt wurde Fiona bewusst, dass er schon eine ganze Weile kein Wort mehr von sich gegeben hatte.
    Als Carras sich endlich zu ihnen umdrehte, standen Tränen in seinen Augen.
    »Sie sind es …«, keuchte er stockend. »Das sind die, die meine Eltern getötet haben …!«
    Lex hatte recht. Sie waren schon viel zu lange hier.
    Sie stand auf und reichte dem zitternden Wolfsjungen ihre Hand. Während sie Carras mit sich zog, drehte sie sich um und warf noch einmal einen Blick auf das Kampfgetümmel. Einem jungen Mann war im Kampf mit einem Wolf seine Keule aus den Händen geglitten. In Todesangst rannte er davon – direkt in ihre Richtung! Schon holte das Tier ihn ein, warf ihn nieder und rammte die Zähne in die Kehle des Mannes.
    Wie gefesselt blieb Fiona stehen. Sie konnte ihren Blick nicht von dem scheußlichen Bild abwenden, als der Wolf langsam den Kopf hob und den Hügel heraufblickte.
    Ihr stockte der Atem. Trotz der Entfernung spürte sie, auf wem die kalten Augen jenes Wesens lagen.
    Auf ihr, auf ihr allein.
     
    Die Zeit schien stillzustehen, als der Wolf geduckt erst einen , dann zwei, dann drei Schritte die Wiese heraufschlich – ehe er mit einem Ruck auf sie zupreschte.
    Fiona schob Carras mit der linken Hand hinter sich, hielt mit der rechten schützend ihren dünnen Stock nach vorn. Sie sah in die verzerrte Fratze des Tiers, sah, wie es auf den letzten Metern absprang und sich auf sie stürzte.
    Im selben Augenblick stürzte sich Lex seitlich auf den Wolf. Beide schlugen hart auf den Boden. Sofort rappelte Lex sich auf und das Tier sprang wieder auf die Beine. Mit schief gelegtem Kopf starrte es den Wolfsmann an.
    »Ja!«, rief Lex ihm keuchend zu. »Ich bin wie du, also verschwinde!«
    Da gab das Tier ein spöttisches Schnauben von sich. Langsam fuhr es sich mit der Zunge über die Lefzen.
    »Was ist?«, fuhr Lex es an. » Was willst  …?«
    Weiter kam er nicht.
    Mit einem Mal stieß sich das Ding vom Boden ab und flog ihm entgegen. Wie wild schnappte es nach seiner Kehle. Lex, der durch den Schwung nach hinten gerissen wurde, bekam im Fallen das Wolfsmaul zu fassen und presste Ober- und Unterkiefer der Bestie zusammen.
    »Verschwindet – ich halte das Vieh solang im Zaum!«, rief er ihr und Carras keuchend zu, während sich das Tier wie verrückt hin und her wand.
    »Von wegen!«
    Entschlossen hielt Fiona ihren Holzstock und wollte Lex zu Hilfe eilen.
    »Idiotin! Der ist doch hinter dir her! «, brüllte er ihr entgegen. Da krümmte sich der Wolf und stieß die Krallen seiner Vorderpfoten in Lex’ Oberkörper. Der Wolfsmann schrie auf, die Bestie befreite sich aus seinem Griff und warf sich auf Fiona.
    Der Wolf stand über ihr und biss zu. Er funkelte sie an, während sich seine Zähne in den Stock bohrten. Abfällig spuckte er das zerborstene Holz aus, das Fiona gerade noch vor ihr Gesicht gehalten hatte, riss das Maul ein zweites Mal auf – und brach über ihr zusammen.
    Sie blickte auf. Da stand Carras mit einem Stein in der Hand.
    »Das …«, stammelte der Junge, »… das war für meine Eltern!« Keuchend fiel er auf die Knie.
    Fiona schob mit zitternden Händen den regungslosen Wolfskörper von sich.
    Lex half ihr dabei. Sein Hemd war zerrissen, blutige Kratzer zeichneten sich auf seiner Brust ab.
    » A-alles in Ordnung mit dir?«
    »Das fragst du mich?« entfuhr es ihm.
    »Es geht schon …«, wehrte sie ab. »Carras hat …«
    Sie nahm den Jungen in den Arm.
    »Ich hab gesehen, was er getan hat!«, stöhnte Lex und zog die beiden auf die Beine. »Teufel noch mal, lasst uns um Himmels willen von hier verschwinden!«
    Und so betraten sie den Satorwald.

TEIL III
    Entscheidung

Kapitel 15
    Eindringlinge
     
     
     
    D ieser Wald war anders, ganz anders als der Johannisforst, dachte Fiona, während sie an Lex’ und Carras’ Seite durch das Unterholz schlich. Keine buschigen Hügel, keine

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