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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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an, doch als er ihren Blick erwiderte, las sie vor allem Besorgnis darin.
    »So zart, wie du bist, müssten wir doch zumindest für dich ein Versteck finden«, meinte Lex.
    »Sie bleibt besser bei uns «, entgegnete Serafin. »Sie werden sie überall riechen.«
    Beklommen dachte Fiona an das Ritual auf dem Burghof, blickte auf ihr weites, blutstarrendes Gewand und zum Farn, der ihre blanken Füße verdeckte, schließlich wieder zu ihrem Gewand …
    »Ich hab’s!« Rasch streifte sie ihr Leinenkleid ab und ignorierte Lex’ erschrockenen Blick.
    »Das hilft nichts«, mahnte Serafin. »Der Geruch klebt auch an deiner Haut, an deinen Haaren …«
    »Das weiß ich doch!«, unterbrach sie ihn aufgeregt. »Jetzt hört mal zu. Wir werden unsere Kleider hier verteilen! In kleinsten Fetzen! Überall im Tal!«
    Mit Vehemenz und mäßigem Erfolg versuchte sie, das Leinengewebe zu zerreißen. Kurz entschlossen drückte sie es dem schwarzen Wolfsmann in die Hände.
    »Versteht doch! Wir machen uns ihre feinen Nasen zunutze. Wir legen Duftspuren – so viele wie möglich, überall – sodass es viel, viel mehr als nur eine Fährte gibt!«
    Vor Aufregung grub sie die Hände in das dünne Unterkleid, das sie noch am Körper trug.
    »Das solltest du anbehalten«, grinste Lex.
    »Das hatte ich auch vor«, zischte Fiona und brauchte ein paar Sekunden, ihre Gedanken neu zu ordnen.
    »Natürlich werden einige Wölfe der richtigen Spur folgen, einige werden uns finden. Aber eben nicht alle auf einmal! Denen, die uns finden, lauert ihr auf. In einer engen Felsspalte. Ihr kämpft Mann gegen Mann, also Wolf gegen Wolf, also ihr wisst schon …!«
    »Vergiss nicht zu atmen«, riet ihr Lex.
    »Jetzt unterbrich mich nicht andauernd!«
    Der Wolfsmann lachte.
    »Ist schon gut, Kleine. Wir wissen, worauf du hinaus willst. Ist keine schlechte Idee …«
    Serafin nickte.
    »Nur, wo genau bist du, wenn Lex und ich kämpfen?«
    Fiona musste nicht lange überlegen. »Na, bei euch! Ich werd’ euch nicht im Wege stehen. Im Gegenteil! Ich sammle Stöcke, Steine und …«
    Sie sah zu Lex, gefasst auf neue Widerworte. Aber der Blick, mit dem er sie jetzt ansah, war warm.
    »Was ist?«, fragte sie unsicher.
    Er lächelte.
    Nicht spöttisch.
    Diesmal nicht.
    »Sag schon, was ist?«
    »Ich werde dich beschützen, Fiona.«
    Sie sah ihn an.
    »So … Hm …«, murmelte sie skeptisch.
    »So … Hm …? Mehr hat das Fräulein dazu nicht zu sagen?«
    Fiona rückte verlegen ein Stück näher zu Serafin.
    Lex musterte die beiden sichtbar fassungslos.
    »Versteh doch«, meinte der Schwarze. »Fiona weiß, dass du als Wolf manchmal die Kontrolle …«
    Lex schüttelte den Kopf.
    »Diesmal nicht.«
    Jetzt musterte sie ihn neugierig. »Was macht dich da so sicher?«
    »Keine Ahnung«, entgegnete er nur, setzte sich neben sie und strich behutsam eine Haarsträhne zurück, die ihr übers Gesicht gefallen war. »Ich weiß es einfach.«
    Serafin betrachtete nachdenklich die tiefgrauen Wolkentürme, in denen sich ein Sturm zusammenbraute.
     
    *
     
    Es war dunkel geworden. Dicke schwarze Wolken waren aufgezogen. Und doch hatte Blitzschweif es nicht nötig, ein Licht in der engen Kammer anzuzünden, in der er hausen musste, seit ein anderer sein schönes Zimmer besetzte.
    Seine Sinne waren bis aufs Äußerste geschärft, keine Bewegung entging ihm und so bemerkte er sofort die kleine Schabe, die vorsichtig über die Mauer hoch zum Fenster krabbeln wollte.
    Als Blitzschweif sie zerquetschte, musste er an Carras denken. Dieser Weichling! Wie nah er dran gewesen war, die Wahrheit aus ihm zu herauszupressen! Wenn seine Mutter doch bloß nicht dazwischen gegangen wäre …!
    Nein! Er zwang sich, jetzt nicht mehr daran zu denken. Das war nicht mehr wichtig, heute nicht. Heute würde nicht einmal das seine Laune trüben. Gleich würden sie ihn holen kommen, gleich war Vollmond. Dann war er kein Kind mehr, niemand, der so einfach ausgeschlossen werden konnte. Er war ein Wolf unter Wölfen. Er würde mit seinem Rudel, seiner Familie, jagen gehen. An Vaters Seite!
    Blitzschweifs Herz überschlug sich fast, als er die Kammertüre quietschen hörte. Mit einem Ruck war er auf den Beinen. Doch es war nur seine Mutter, die ihn abholte. Wo blieb Alkarn?
    Ungeduldig lief er ihr entgegen – und erstarrte, als er sah, wer da hinter ihr im Türrahmen erschien. Der Weichling …?
    »Du wirst mit uns kommen. Wir verlassen die Rotburg. Für immer«, sagte Neuschnee ohne jede

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