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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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Carras allein lassen«, fügte er rasch hinzu.
    Sprachlos sah Fiona zu, wie Lex nach Serafins Hand griff und schnurstracks mit ihrem Retter aus dem Raum marschierte.
    Auch Carras blickte seinen zwei Gefährten ein wenig beleidigt hinterher, zuckte aber schließlich mit den Schultern und warf sich kurzerhand neben Fiona auf das Federbett. Als er ihren aufgeschürften Ellbogen bemerkte, beugte er sich hinunter – und leckte wie ein Hund ihre Wunde.
    »Lass das! Das kitzelt«, protestierte sie.
    Als sie sich mit ausgestreckten Armen in ihre Kissen fallen ließ, spürte sie, wie all die Anspannung endlich von ihr abfiel. Sie war in Sicherheit.
    Grinsend beugte sich Carras über sie. Die hellen Locken umspielten sein Gesicht. »Serafin ist wohl gerade noch rechtzeitig gekommen, was?«
    »Hm, ja«, raunte Fiona. Sie wusste nicht, warum sie dabei rot wurde.
    Carras lachte ausgelassen.
    »Ach, das muss dir doch nicht peinlich sein. Glaub mir, Serafin erwartet weder Dankbarkeit noch Bewunderung. Er ist ein richtig feiner Kerl. Mir hat er auch schon mal das Leben gerettet.«
    Abrupt setzte sie sich auf. Mit einem Mal wollte Fiona viel mehr über den schwarzen Wolf erfahren. »Erzähl! Wann war das?«
    Carras zögerte.
    »Ach, komm schon«, bat Fiona.
    Ein Schatten huschte über das sonst so freundliche Gesicht des Wolfsjungen. »Bestimmt hast du schon einmal etwas von der Schwarzen Sichel gehört?«, fragte er leise, stockend.
    Fiona schüttelte den Kopf. »Nein, noch nie.«
    »Naja, du bist eben kein Wolfsmensch«, fuhr Carras bitter fort.
    Noch nie hatte sie ihn so ernst gesehen. »Nun sag doch, wer oder was ist die Schwarze Sichel ?« Neugierig rückte Fiona noch näher heran.
    »Es gibt nicht einen Wolf, der sie nicht kennt«, raunte Carras, »denn sie ist das mächtigste Rudel dieser Gegend – und das gefährlichste. Die meisten Wölfe wollen einfach nur in Frieden, fernab von den Menschen leben, die uns ja doch nicht verstehen. Aber die Sichel ist anders. Sie hasst den Menschen, jeder ist für sie ein Feind. Denn die Krieger der Sichel sind die Herren des Waldes!«
    »Du kennst dich ja aus«, bemerkte Fiona anerkennend. Carras lächelte traurig.
    »Weil meine Eltern selbst zur Schwarzen Sichel gehörten. Und es war auch die Sichel , die die beiden getötet hat …«
    »Was?«
    Fiona empfand tiefes Mitleid.
    Carras wich ihrem Blick aus.
    »Ich habe nie verstanden, warum meine Eltern ihr Rudel verraten haben. Ich war noch klein, da sind sie mit mir vor ihnen geflohen, doch … die Sichel hat uns aufgespürt und …«
    Carras rang nach Luft.
    Fiona fühlte sich schrecklich, solche Erinnerungen geweckt zu haben. Schützend wollte sie den Jungen umarmen.
    »Nein, nein!«, protestierte dieser atemlos. »Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Weil Serafin gekommen ist! Ich will dir doch von Serafin erzählen.«
    Fiona nickte.
    »Serafin war ein Rudelloser. Einer, der allein im Wald lebt, und jedem Fremden aus dem Weg geht, obwohl wir Wölfe Rudeltiere sind. Einer, der sich aus den großen Stammeskämpfen heraushält, und deshalb von den Rudeln in Frieden gelassen wird. All das hat er für mich aufgegeben. Er hat gesehen, wie sie sich zu zehnt auf meine Eltern stürzten, hat gesehen, dass es Sichelwölfe waren. Und trotzdem ist er mir nachgelaufen, als ich ins Kornfeld rannte. Er hat den Wolf erschlagen, der mir auf den Fersen war. Seitdem sind wir beide Gejagte. Alles ist meine Schuld und … und …«
    Tränen standen in Carras’ Augen.
    Noch einmal drückte Fiona den Jungen an sich. Diesmal sträubte er sich nicht. Ungläubig strich sie ihm über den Lockenkopf. Wie kann er nur so unbeschwert sein, nach allem, was er durchgemacht hat?
    »Lass mich!« Verlegen machte er sich von ihr los und sah sie trotz der nassen Augen entschlossen an. »Am Anfang hatte ich Angst, dass mich das Rudel holen kommt. Aber Serafin war immer bei mir, um mich zu beschützen. Solange Serafin da ist, ist alles gut.«
    Fiona lächelte.
    Carras rieb sich die rote Nase. »Ja, ich habe keine Angst mehr«, rief er. »Kein bisschen. Wir gehören jetzt zusammen, ich und Serafin. Und Lex, hm … Ja, der gehört jetzt auch dazu! Obwohl er … ein Rüpel ist.«
    Sie lachten leise.
    Fiona reichte ihm ein Taschentuch, als ihr mit einem Mal etwas ganz anderes in den Sinn kam. »Der Rüpel, von dem du sprichst – was hat der wohl so dringend mit Serafin zu bereden?«
    Geräuschvoll putzte sich Carras die Nase.
    »Ach, wir hatten uns entschieden,

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