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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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sollte …?
    Desirees schrilles Quieken riss Fiona aus ihren Gedanken. Das Schwein klang aufgeregter als sonst. Was hatte das zu bedeuten? Wenn Nanna zu Besuch kam, lärmte das Tier nicht halb so laut. Und Rosa hatte doch erst vor ein paar Tagen Lebensmittel vorbeigebracht.
    Ärgerlich marschierte Fiona aus dem Zimmer und die Treppe hinunter. Wer immer ihr dort unten auf die Nerven gehen wollte, dem würde sie was flüstern! Sie war alles andere als in der Stimmung für unerwünschten Besuch aus dem Dorf.
    Desirees aufgeregtes Quieken wurde immer lauter. Fiona riss die Haustür auf und blieb wie angewurzelt stehen.
    »Was willst du denn hier?«
     
    *
     
    Karl Zwieker hatte den ganzen Vormittag im Bett verbracht. Jetzt schmerzte sein Kopf und der Rücken tat ihm so höllisch weh, dass er beschloss, aufzustehen. Er wusste, dass dies eigentlich keine so gute Idee war. Denn kaum war er in die Küche gewankt, lenkte er seine Schritte zu der kleinen Kiste in der Ecke hinter dem zerschlissenen Sofa. Er bückte sich ächzend, zerrte den Deckel hoch und beförderte eine halb leere Flasche ans Tageslicht.
    Es ging einfach nicht anders. Sein Körper verlangte danach. Jetzt auf der Stelle. Nur einen winzigen Schluck. Damit dieses Zittern aufhörte. Und überhaupt, was war schon dabei? Er konnte weiß Gott mehr vertragen! Die paar Tropfen würden ihn nun wirklich nicht umbringen.
    Fast ehrfürchtig setzte er die Flasche an die Lippen und spürte, wie ihm die Flüssigkeit die Kehle hinunterrann. Er wischte sich mit dem Ärmel seines Hemdes über den Mund und seufzte erleichtert. Dann stöpselte er die Flasche zu und stellte sie neben den Tisch auf den offenbar frisch geschrubbten Bretterboden.
    Das musste man Rosa lassen. Sie achtete darauf, dass alles blitzsauber war. Ja, darauf legte sie weiß Gott mehr wert als auf ihn. Zwieker spuckte verächtlich mitten in den Raum. Er wusste, sie hasste die Kiste in der Ecke. Aber immerhin hatte sie damit aufgehört, ihm den Alkohol einfach wegzunehmen. Ja, das hatte sie zum Glück verstanden. Was sonst passierte, wollte sie bestimmt so schnell nicht wieder erleben. Er wusste selbst nicht, wieso, aber er sah dann rot. Er brauchte dieses Zeug einfach. Aber manchmal brauchte er auch einen klaren Kopf. Beides zusammen war schwierig. Aber heute musste es klappen.
    Zwieker riss seinen Blick von der Flasche, schlurfte zur Haustür, öffnete sie einen Spalt und lugte nach draußen. Nasskalter Wind kam ihm entgegen. Angewidert schlug er die Tür wieder zu. Dann zog er die Wolljacke vom Haken, schlüpfte in seine Holzschuhe und griff nach seinem alten, zerbeulten Filzhut. Noch einmal drehte er sich um, blickte auf die Flasche neben dem Tisch und zögerte nur kurz, packte sie und vergrub sie in seiner Jackentasche. Dann trat er ins Freie und ließ seinen Blick über den allmählich ansteigenden Hang bis hoch zum alten Forsthaus gleiten. Er setzte ein böses Lächeln auf.
    » Der werd’ ich’s zeigen«, murmelte er. »Heut werd’ ich’s der endlich mal zeigen.«
     
    *
     
    Zwieker wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß vom Gesicht.
    Es nützte nicht viel. Er war einfach nichts mehr gewöhnt. Schon dieser kurze Anstieg war zu viel für ihn. Alle paar Meter blieb er stehen, bis sich sein keuchender Atem ein wenig beruhigt hatte. Blöd nur, dass er nicht den direkten Weg hatte nehmen können, sondern einen Umweg am Waldesrand entlang gehen musste. Schließlich hätte sich jeder im Dorf verwundert die Augen gerieben und noch mal genauer hingesehen, ob das wirklich Karl Zwieker war, der sich den Hang hinaufquälte. Und wieso tat er das wohl?
    Nein, an solchen Fragen war ihm wahrlich nicht gelegen. Das ging die da unten einen Dreck an, was er dort oben wollte.
    Schwer ließ er sich auf ein Mooskissen fallen. Er sollte sich dranhalten. Rosa war zwar wie immer beim Pfarrer in Coms, aber man konnte schließlich nie wissen. Manchmal kam sie früher zurück und darauf konnte er heute gut verzichten.
    Zwieker schnaubte. Abhängig von ihr war er geworden. Total untergebuttert. Und alles war natürlich seine Schuld. Damit war es ab jetzt vorbei. So alt war er nun auch wieder nicht, dass er ihr nicht mal wieder zeigen konnte, wo der Hammer hing. Wer der Herr im Haus war.
    Zwieker hustete. Missmutig hievte er sich hoch und stützte sich schwer auf die knorrige Astgabel, die er unterwegs aufgelesen hatte.
    Fast hatte er sein Ziel erreicht, als etwas Dunkles laut grunzend auf ihn zugestürmt kam und ihn

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