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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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tönte es hämisch von unten.
    »Du brauchst nicht zu zählen! Ich komme!«
    Da packte ihn Fiona und schob ihn fest entschlossen zurück in die kleine Kammer, bis er gegen die hintere Zimmerwand stieß.
    »Du läufst ihm nicht in die Schusslinie!«
    »Was … Was denn sonst …?«, stammelte er.
    »Das ist doch völlig klar!« zischte Fiona.
    »Zehn …«, fing Bosco an zu zählen. Auffordernd wies sie auf das Fenster, dessen Läden im Sturmwind klapperten.
    »Ich weiß, wie gut du klettern kannst!«, erklärte sie hastig. »Du steigst durchs Fenster, schnappst dir etwas Hartes und dann, dann überraschst du die Kerle durch die Vordertür!«
    »Sieben … sechs …!«, brüllte Bosco.
    »Ich lenk‘ sie ab, bis du so weit bist!«, entschied Fiona kurzerhand und wollte zur Tür laufen.
    »Das wirst du ganz sicher nicht tun!«
    Entschlossen packte er ihren Arm.
    »Lass mich!«, fuhr sie ihn an. »Ich hab das so was von satt! Lex, du unterschätzt mich! Versteh doch endlich, dass du auf mich zählen kannst!«
    Sie riss sich los und lief zur Tür.
    »Drei … zwei …«
    »He, Fiona!«, rief Lex ihr nach, als sie schon fast draußen war.
    »Was ist?« Ungeduldig warf sie den Kopf zurück. Ernst blickte er sie an.
    »Wenn du dich erschießen lässt, bringe ich dich um!«
    *
     
    »Deine letzte Chance!«, brüllte Bosco.
    Carras spürte die Anspannung des Hauptmanns. Mit der linken Hand hielt Bosco ihn im Schwitzkasten, mit der rechten richtete er den Revolver auf die Treppe.
    »Eins … null!«, zählte der Hauptmann, da bewegte sich etwas an der Treppe.
    Carras fühlte, wie Boscos Arm vor Anspannung zuckte. Doch es war nicht Lex, der da am obersten Treppenabsatz erschien. Es war Fiona. Klein, zart – und mit ihrem Ledersäckchen in der Hand.
    »Was zum Henker …!«, fluchte Bosco.
    »Ich will verhandeln!«, rief sie.
    »So? Und was, wenn wir nicht handeln wollen?«, höhnte der Hauptmann, den Revolver auf sie gerichtet.
    Die Kerle hinter ihm lachten.
    »Jetzt hör mir doch erst mal zu!«, verlangte Fiona. »Du hattest recht!«
    »Das habe ich meistens!«, meinte der Hauptmann grimmig. »Womit denn?«
    »Na, damit, dass bei uns etwas zu holen ist!«, verkündete Fiona.
    Sie musste den Verstand verloren haben.
    »Ich bin eine Kaufmannstochter!«, erklärte sie, offensichtlich nicht ohne Stolz. »Und mein Vater hat mich gut versorgt!«
    Schwungvoll griff Fiona in den Ledersack und warf mit einer ausholenden Bewegung eine Handvoll Münzen herunter. Gold- und Silbermünzen kullerten klimpernd über die Stufen. Scheine wirbelten durch die Luft.
    Ein Raunen ging durch die Gruppe. Drei der Ganoven wollten sich das Geld schnappen. Nur der dicke Riese blieb starr hinter seinem Hauptmann stehen.
    »Schmitz! Utz! Caspar! Beherrscht euch!«, fuhr Bosco seine Männer an und widerwillig ließen sie von dem Geld ab.
    »Ich hab’ noch viel, viel mehr!«, versprach Fiona von oben.
    »So, so, du hast also noch viel, viel mehr in deinem Säckchen?«, echote Bosco gereizt.
    »Ja, genau!«
    »Und damit willst du euch freikaufen?«
    »Genau«, meinte Fiona entschlossen.
    »Nur sag mir mal, Kleines«, rief Bosco, während er seinen Revolver mit einem Klicken entsicherte, »was genau sollte mich daran hindern, dich hier und jetzt zu erschießen und dein Säckchen an mich zu nehmen – so ganz ohne Handel!«
    »Hm, also, um es kurz zu machen …«, langsam hob sie den linken Zeigefinger, »… er!«
     
    *
     
    Lautstark wurde die Haustür aufgestoßen. Brüllend stürmte Lex, mit einem breiten Holzbrett bewaffnet, in den Schankraum und schleuderte es zornentbrannt gegen den Rotschopf und den älteren Räuber, die ihm am nächsten standen.
    Vor Schreck zuckte Bosco zusammen und lockerte so für Sekunden den festen Griff, mit dem er Carras’ Hals umfasste. Genug Zeit für den Wolfsjungen, um sich loszureißen und sich im nächsten Moment fest in Boscos rechte Hand zu krallen. Ein Schuss ging los und krachte in die Decke.
    »Lass los!«, donnerte der Hauptmann, doch Carras ließ nicht locker, zog an Boscos Hand und riss den Arm mit ganzer Körperkraft zur Seite. Der Revolver flog in hohem Bogen durch die Luft.
    Die Waffe landete nur ein paar Stufen unter Fiona zwischen Münzen und Scheinen auf der Treppe.
    Der Hauptmann war noch immer mit Carras beschäftigt.
    Der Rotschopf, der alte Gauner und der Riese lieferten sich ein Handgemenge mit Lex.
    Schmitz, der fünfte Mann, jedoch stand frei und stürmte bereits auf die Waffe

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