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Dreizehn bei Tisch

Dreizehn bei Tisch

Titel: Dreizehn bei Tisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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jetzt auch noch im Dunkeln tappen, so werden sich uns nach und nach die Zusammenhänge doch entschleiern.«
    Ich beneidete ihn um diese Zuversicht, denn ich hatte eher das Gefühl, als verwirre sich mit jeder Stunde das Ganze mehr. Und in meinem Hirn summte und brummte es.
    »Nein, ich halte Carlotta Adams dessen nicht für fähig«, sagte ich unvermittelt.
    Noch während ich sprach, erinnerte ich mich jedoch an Poirots Worte über die Liebe zum Geld. Liebe zum Geld – war das der Samen, aus dem das scheinbar Unbegreifliche emporkeimte? An jenem Abend hatte Poirot Jane in Gefahr gesehen – als Folge ihrer sonderbar selbstbezogenen Veranlagung. Und er hatte auch gesehen, dass Carlotta vielleicht einmal durch Habsucht vom rechten Weg abgebracht werden könnte.
    »Ich glaube nicht, dass sie den Mord beging, Hastings«, hörte ich jetzt neben mir seine Stimme. »Sie ist zu klug und berechnend dazu. Möglicherweise hat man es ihr überhaupt verheimlicht, dass ein Mord geplant wurde. Sie mag als unwissendes und unschuldiges Werkzeug gebraucht worden sein. Aber dann – « Er brach mitten im Satz ab, runzelte die Stirn.
    »Doch auch so ist sie jetzt zur Mitschuldigen geworden. Und heute wird sie die Nachricht aus den Zeitungen erfahren, wird sich vergegenwärtigen – « Poirot stieß einen heiseren Schrei hervor.
    »Schnell, Hastings. Schnell! Ich war vollkommen blind, ich Esel! Ein Taxi! Sofort!«
    Ich starrte ihn verständnislos an.
    Er winkte stürmisch mit den Armen. »Ein Taxi! Sofort!«
    Da fuhr ein leeres vorüber, und wir sprangen hinein.
    »Kennen Sie ihre Adresse?«
    »Von wem? Carlotta Adams?«
    »Mais oui, mais oui. Schnell, Hastings. Jede Sekunde ist wertvoll.«
    »Woher soll ich denn ihre Adresse kennen?«
    Hercule Poirot stieß einen Fluch aus. »Im Telefonbuch? Nein, ihr Name wird nicht drinstehen. Also ins Theater!«
    Aber dort war man nicht bereit, Carlotta Adams’ Adresse zu verraten, und es bedurfte Poirots ganzer mit Liebenswürdigkeit gemischter Hartnäckigkeit, um sie zu erfahren. Dann jagten wir weiter, zu einem Wohnblock unweit des Sloane Square, Poirot fiebernd vor Ungeduld.
    »Wenn ich nur nicht zu spät komme, Hastings. Gerechter Himmel, nur nicht zu spät!«
    »Was bedeutet all diese Hast?«
    »Sie bedeutet, dass ich ungeheuer schwer von Begriff war und das Offenkundige nicht erkannte. Ah, mon Dieu, lass mich nur nicht zu spät kommen!«

9
     
    E ndlich hielt das Auto vor Rosedew Mansions. Hercule Poirot sprang hinaus, bezahlte den Chauffeur und stürzte ins Haus. Carlotta Adams’ Wohnung lag im ersten Stock, wie uns eine Visitenkarte, mit einem Reißnagel auf einem Brett befestigt, belehrte. Poirot pochte und klingelte zugleich. Nach einer Weile wurde die Tür von einer älteren Frau geöffnet, die ihr Haar straff aus der Stirn gekämmt trug. Ihre Augenlieder waren gerötet, als hätte sie heftig geweint.
    »Miss Adams?«, stieß mein Freund hervor.
    Die Frau sah ihn betreten an. »Haben Sie denn nicht gehört…«
    »Gehört? Was?«
    Sein Gesicht war plötzlich totenbleich, und ich ahnte, dass das, was er befürchtete, eingetroffen war.
    »Sie ist doch tot«, berichtete die Frau, indem sie traurig den Kopf hin und her wiegte. »Im Schlaf in die Ewigkeit hinübergeschlummert. Oh, es ist furchtbar!«
    Poirot lehnte sich kraftlos gegen den Türpfosten.
    »Zu spät«, hauchte er.
    Die Frau betrachtete ihn mitleidig.
    »Entschuldigen Sie, Sir, sind Sie ein Freund von ihr? Ich kann mich nicht entsinnen, Sie schon einmal hier gesehen zu haben.«
    Poirot antwortete nicht.
    »Haben Sie einen Arzt geholt?«, erkundigte er sich statt dessen. »Was sagt er?«
    »Dass sie eine zu große Dosis eines Schlafmittels genommen hat. Oh, welch ein Jammer! Solch eine nette, liebe junge Dame. Ja, man kann nie vorsichtig genug sein mit diesen giftigen Arzneien. Veronal, meint der Doktor, sei es gewesen.«
    Plötzlich richtete sich Poirot auf.
    »Sie müssen mich hineinlassen«, erklärte er energisch.
    Die Wirtin zauderte, von Argwohn und Zweifeln gepackt. »Ich weiß nicht…«
    »Sie müssen mich hereinlassen, ich bin Detektiv und stelle Nachforschungen hinsichtlich der Umstände von Miss Adams’ Tod an.«
    »Mein Gott…«, flüsterte die Frau erschreckt und trat zur Seite.
    »Was ich Ihnen gesagt habe, müssen Sie unbedingt für sich behalten«, sagte Poirot streng. »Sie dürfen es keinem anvertrauen. Jeder soll glauben, dass Miss Adams einem Unglücksfall zum Opfer fiel. Geben Sie mir nun Namen und

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