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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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geben, bitte?«
     
    Mat Joubert streifte Gummihandschuhe über, bückte sich vor der offenen Tür von Kalenis Corsa und hob zuerst die Patronenhülsen
     im Fußraum und neben dem Sitz auf. Dann notierte er sich die Anzahl in seinem Notizbuch. Er hörte das Scharren der Füße von
     Dick und Doof von der Spusi auf dem Asphalt neben sich, wo sie die anderen Patronenhülsen einzeln mit Kreide umkreisten und
     ein kleines Plastikdreieck mit einer Nummer darauf neben jede Hülsengruppe legten. Sie arbeiteten schweigend.
    Joubert stand auf, beugte sich mit dem Oberkörper in den Corsa, wobei er sich auf der Kopfstütze und dem Lenkrad abstützte.
     Kalenis große schwarze Handtasche lag vorne auf dem Beifahrersitz. Obendrauf lag aufgeschlagen ein DIN-A-5-Notizbuch, ein
     Spiralblock. Feine Blutspritzer beschmutzten die offene Seite, darunter war etwas gekritzelt.
    Joubert nahm das Notizbuch vorsichtig in die Hand, zog sich aus dem Innenraum zurück und richtete sich draußen auf. Mit der
     linken Hand zog er die Lesebrille aus seiner Hemdtasche, klappte sie auf, setzte sie auf die Nase und starrte die drei mit
     zittriger Hand geschriebenen Blockbuchstaben an:
JAS.
    Er rief Jimmy, den langen, dünnen Kriminaltechniker. »Ich brauche ein Beweisstücktütchen.«
    »Ich bringe Ihnen eins, Sup«, sagte Jimmy hilfsbereit. Warum beschwerten sich die Ermittler eigentlich ständig über Dick und
     Doof? Er hatte noch nie Probleme mit ihnen gehabt.
    JAS
. Was das wohl heißen sollte?
    |369| Jimmy brachte ein durchsichtiges ZipLoc-Tütchen und hielt es auf. Joubert steckte das Notizbuch so hinein, dass die Buchstaben
     zu sehen waren. Jimmy zog die Tüte zu.
    »Danke, Jimmy.«
    »Gern geschehen, Sup.«
    Wieder bückte sich Joubert in die offene Tür und spähte unter den Sitz. Dort lag ein Stift, sonst nichts.
    Er holte seinen eigenen Kuli aus der Tasche und benutzte ihn, um den anderen näher heranzurollen, bis er Mbalis Stift greifen
     konnte, und musterte ihn durch seine Lesebrille. Mont Blanc Starwalker. Cool Blue. Auf dem marineblauen Schaft des Stifts
     waren undeutlich zwei blutige Fingerabdrücke erkennbar.
    Er wandte sich zu Jimmy um, und während er zu ihm hinüberging, dachte er über die beiden Beweisstücke nach. Das Blut auf dem
     Notizbuch hatte nicht unbedingt etwas zu sagen. Aber die Abdrücke auf dem Stift … Mbali Kaleni hatte die Buchstaben J, A und
     S geschrieben, nachdem sie verwundet worden war.
    JAS?
    Zulu?
    Er griff nach seinem Handy. Er musste es herausfinden.

|370| 39
    Die Direktorin des City-Park-Hospitals, eine gepflegte Frau Mitte vierzig, nickte ein paar Mal, während Griessel sprach, und
     sagte dann: »Kaptein, nur einen Augenblick bitte.« Hastig trat sie durch die Türen, auf denen stand:
OP-Bereich. Zutritt nur für Krankenhauspersonal.
    Bennie konnte nicht still stehen bleiben. Er tigerte zwischen den Türen zum OP und dem Schalter der Schwester hin und her.
     Hoffentlich lebte der Scheißkerl noch, bitte, wenigstens lange genug, um noch etwas aus ihm rauszukriegen. Er schaute auf
     seine Armbanduhr. Fast fünf nach halb drei. Es war schon zu viel Zeit vergangen, seitdem sie Rachel Anderson mitgenommen hatten.
     Es gab zu viele Ungewissheiten. Aber sie hatten das Mädchen nicht erschossen, denn sie wollten etwas von ihr. Das war seine
     einzige Chance, seine einzige Hoffnung.
    An der Peripherie seines Bewusstsein huschte etwas vorbei, Chimären, fließend, ungreifbar, so dass nur der Eindruck blieb:
     heute Morgen. Er hielt inne und schloss die Augen. Was war es? Als wolle ihm sein Verstand sagen: Nein, der verwundete Scheißkerl
     ist nicht deine einzige Hoffnung. Es gibt noch eine andere. Er musste zurückkehren zum Anfang. Heute Morgen – was war da geschehen?
     Auf dem Friedhof? Was war das Entscheidende? Der Rucksack, den man Erin Russel vom Rücken geschnitten hatte …
    Die Direktorin kam im Laufschritt durch die Tür, eilte auf Griessel zu und rief ihm schon von weitem zu: »Kaptein, seine Halsschlagader
     wurde verletzt, unglücklicherweise ziemlich weit oben, wo sie nicht gut geschützt ist. Er hat eine große Menge Blut verloren,
     wir mussten eine Notoperation einleiten. Er hatte einen Herzstillstand da drin, konnte aber wiederbelebt werden. Sein Zustand
     ist kritisch, die Kollegen versuchen immer noch, die Wunde zu nähen, aber das ist unter diesen Umständen sehr |371| schwierig, vor allem, weil sein Blutdruck so niedrig ist und die Blutung noch nicht ganz gestillt werden

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