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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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würde ihn wiedererkennen, Mat, |361| wenn ich seine verdammte Fresse noch mal sehen würde. Ich würde ihn wiedererkennen.« Er hielt einen Herzschlag lang inne,
     dann sagte er: »Ein alter Toyota … Das ist keine Drogenkarre, Mat.«
    Griessels Handy klingelte. Er warf einen kurzen Blick auf das Display, bevor er antwortete. Er meldete sich: »Sersant?« Dann
     hörte er zu, vierzig Sekunden lang, und begann, zum Haus zurückzulaufen. Mat Joubert folgte ihm, immer schneller, die Augen
     auf Griessel gerichtet. Hier kam wieder der Energieschub.
    »Schicken Sie noch mehr Leute hin, Sersant«, befahl Griessel. »Ich bin unterwegs.«
    Griessel wandte sich zu Joubert um, das altbekannte, funkensprühende Feuer in den Augen. »Jemand hat vor zehn Minuten einen
     jungen weißen Scheißer vor der Ambulanz des City Park abgeladen und ist sofort danach wieder abgehauen. Dem Verletzten wurde
     ein Messer in die Kehle gestochen, er hat Glück, wenn sie ihn durchbringen. Ich muss fahren, Mat.« Griessel rannte los.
    »Ich kümmere mich um den Tatort!«, rief Joubert ihm hinterher, aber er war sich nicht sicher, ob Griessel ihn gehört hatte.
     Er sah seinem davoneilenden Kollegen nach, so entschlossen, so eilig, und wieder stieg dieses Gefühl in ihm auf – eine Sehnsucht,
     ein Schmerz, als sei dies das letzte Mal, dass er Bennie Griessel gesehen hatte.

|362| 38
    Jess Anderson durchbrach als Erste die Stille im Arbeitszimmer und fasste ihre Sorgen in Worte. »Warum ruft er nicht an?«
    Bill Anderson saß neben seiner Frau auf dem braunen Ledersofa und fühlte sich äußerst unbehaglich. Viel lieber wäre er auf-
     und abgewandert, um so seiner Anspannung Herr zu werden. Aber seiner Frau zuliebe beherrschte er sich, weil er wusste, dass
     es sie noch mehr aufgeregt hätte. Sein Freund und Anwalt Connelly sowie Polizeichef Dombkowski hatten ihn gedrängt, hier zu
     bleiben, damit er den Anruf des Polizisten aus Südafrika nicht verpasste. Jetzt bereute er, dass er nicht mit ihnen zu Erins
     Eltern gefahren war. Es wäre seine Pflicht gewesen. Andererseits konnte er Jess unter diesen Umständen nicht allein lassen.
    »Es sind jetzt schon fast vierzig Minuten«, sagte sie.
    »Wir wissen nicht, wie weit er fahren musste«, gab Anderson zu bedenken.
    »Wir könnten ihn doch anrufen.«
    »Lassen wir ihm noch ein bisschen Zeit.«
     
    Sie pressten sie auf den Zementboden. Vier von ihnen. Ein Fünfter war mit einem Messer erst unter ihr T-Shirt gefahren und
     hatte es weggeschnitten, dann hatte er dasselbe mit ihren Shorts und ihrer Unterwäsche getan. Dasselbe Messer, mit dem Erins
     Kehle durchschnitten worden war, dieselbe Hand hatte sie mühelos bis auf die Haut entblößt. Sie rissen Rachel hoch und banden
     sie an den dünnen Stahlträger. Ihre Arme zogen sie nach hinten und fesselten sie hinter ihrem Rücken. Dann wichen sie zurück,
     und Rachel konnte nichts weiter tun, als sich so weit wie möglich zu Boden sinken zu lassen, um ihre Scham zu verbergen, so
     dass sie mit gesenktem Kopf auf die Sportschuhe an ihren Füßen starrte.
    |363| »Wo ist sie?«
    Rachel antwortete nicht. Sie hörte ihn kommen, Schritte auf dem Zementboden, nur zwei. Er packte sie an den Haaren und riss
     ihren Kopf zurück, so dass er gegen das Metall des Trägers prallte, und kniete sich vor sie hin.
    »Wo ist sie?«, fragte er erneut.
    Ihr linkes Auge war zugeschwollen und schmerzte. Sie richtete das andere auf ihn. Sein attraktives Gesicht befand sich dicht
     vor ihrem. Er sah ganz gelassen aus. So wie immer. Lediglich seine Stimme klang autoritär, befehlend.
    Ihre Abscheu vor ihm war größer als ihre Angst zu sterben. Diese Erkenntnis traf sie ganz plötzlich und hatte etwas Erlösendes.
     Sie brachte sie dazu zu handeln. Sie nahm sich vor, zu treten, zu spucken, und sie begann, Speichel in ihrem Mund zu sammeln.
     Für alles, was er getan hatte, wollte sie ihn voller Verachtung und Hass anspucken, aber sie überlegte es sich noch einmal
     anders. Sie war ja gar nicht so hilflos. Sie konnten sie nicht töten. Nicht jetzt. Noch nicht. Sie musste Zeit schinden. Sie
     war nicht allein.
Ich bin unterwegs. Öffnen Sie niemandem die Tür! Ich rufe an, sobald ich da bin, bitte, Miss Anderson,
hörte sie wieder die Stimme des Polizisten. Voller Sorge, mit dem innigen Wunsch, sie zu beschützen, zu retten. Er war jetzt
     irgendwo da draußen, auf der Suche nach ihr. Er musste sie aufspüren, irgendwie würde er herausfinden, wer hinter ihr her
    

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