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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Augen waren hellbraun. Ihre Sinnlichkeit ist subtil, dachte er, vielleicht liegt sie in
     der |366| Kombination ihrer Erfahrung mit ihrer besonderen Verfeinerung. »Ich bin nicht sicher, worauf Sie anspielen.«
    »Der Täter hat zum Beispiel von seiner Frau gewusst.«
    Mit einem sympathischen Lächeln antwortete sie: »Inspekteur, leider ist der Zustand der lieben Alexa ein offenes Geheimnis.
     Vor allem innerhalb der Firma.«
    »Hat Barnard darüber geredet?«
    »So etwas wäre Adam nicht im Traum eingefallen!«, erwiderte sie gelinde empört.
    Dekker wartete ab.
    »Ich weiß, dass die Medien unsere Branche schildern, als würden sich die Angehörigen nicht umeinander scheren, Inspekteur,
     aber dieses Bild ist verzerrt. Viele von uns halten noch regelmäßig Kontakt zu Alexa und hoffen noch immer, sie werde … sich
     erholen. Sie ist ein wunderbarer Mensch.«
    »Gehören Sie zu diesen Leuten?«
    Sie nickte.
    »Wie ich gehört habe, waren Sie und Adam Barnard aber mehr als nur Freunde?« Die Frage klang dreist.
    Enttäuscht sah Michéle Malherbe ihn an. Dann stand sie auf, äußerst würdevoll. »Ich werde die Telefonnummer meines Rechtsanwalts
     bei Natasha hinterlassen«, sagte sie, schritt formvollendet gemessen zur Tür, öffnete sie und schloss sie leise hinter sich.
    Dekker saß vor dieser Tür und verachtete sich ein wenig. Außerdem hatte er keine Ahnung, was er als Nächstes tun sollte.
     
    Die Schwester in der Ambulanz informierte Griessel, er müsse mit der Direktorin reden, und er entgegnete, dann solle sie sie
     bitte anrufen. Die Direktorin sei aber sehr beschäftigt, erwiderte die Krankenschwester von oben herab, und Griessel erwiderte,
     das sei ihm völlig wurst, sie solle sofort anrufen.
    Sie wählte eine Nummer, flüsterte etwas ins Telefon, legte auf und behauptete, noch um einige Grade arroganter, Mevrou Direktorin
     sei in einer Sitzung.
    »Juffrou, eine Kollegin von mir liegt hier bei Ihnen mit zwei Schusswunden im Operationssaal, und ich weiß nicht, ob sie durchkommen
     wird. Eine neunzehnjährige Amerikanerin wurde |367| von Leuten entführt, die heute Morgen in der Langstraat ihrer Freundin die Kehle durchgeschnitten haben. Dieser …«, Griessel
     musste sich beherrschen, um nicht »Scheißkerl« zu sagen, während er mit dem Daumen in Richtung OP zeigte, »… Kerl da drin
     ist meine einzige Chance, das Mädchen zu finden. Eines sage ich Ihnen: Wenn ihr etwas zustößt, weil Sie die Justiz behindern,
     schlafen Sie alle heute Abend in der dreckigsten, überfülltesten Zelle, die ich am ganzen Kap auftreiben kann! Ich hoffe,
     Sie haben mich verstanden!«
    Erschrocken schluckte sie ihre Überheblichkeit herunter, griff mit weit aufgerissenen Augen erneut zum Telefon und sagte:
     »Julie, ich glaube, Dr. Marinos sollte unverzüglich in die Ambulanz kommen.«
     
    Am Tor der Fahrzeughalle der Metro-Polizei schlug der junge Verkehrspolizist in seiner glanzvollen Uniform eine dicke grüne
     Akte auf, blätterte sie akribisch durch, strich die richtige Seite mit dem Handballen glatt und ließ den Finger bis zu einer
     Eintragung auf einem amtlichen Formular wandern.
    »Ja, das betreffende Fahrzeug wurde exakt um 12:34 bei mir ausgetragen. Und hier …« Er blätterte um und drehte die Akte so,
     dass Vusi, der ihm am Schalter gegenüberstand, hineinsehen konnte, »… ist das Ausgabeformular, unterschrieben und gestempelt.«
    »Wer hat es unterschrieben?«
    Der Verkehrspolizist drehte den Ordner wieder um und studierte die Unterschrift. »Kann ich nicht genau sagen.«
    »Wer könnte es mir denn sagen?«
    »Sie müssten in der Verwaltung nachfragen.«
    »Wo finde ich die Verwaltung?«
    »Da hinten, im Straßenverkehrsamt. Die Treppe rauf im ersten Stock.«
    »Danke. Kann ich das Formular mitnehmen?«
    Der Kollege schüttelte den Kopf. »Das geht leider nicht. Das Formular muss hier bleiben.«
    Vusi dachte erst, der Mann mache einen Witz. Aber er hatte nicht einen Funken Humor. »Das ist nicht Ihr Ernst, oder?«
    |368| »Diese Akte fällt unter meine Verantwortung. Das besagen die Vorschriften.«
    »Meneer …«
    »Inspekteur, bitte.«
    »Inspekteur, wir arbeiten an einem Mordfall und an einer Entführung, die Zeit läuft uns davon …«
    »Die Verwaltung hat eine Kopie dieses Formulars, Sie brauchen nur die Vorgangsnummer.«
    Vusi fragte sich, warum er das nicht gleich gesagt hatte, zückte sein Notizbuch, drückte die Mine seines Kulis heraus und
     fragte: »Können Sie mir die Nummer

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