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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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zahlreiche Fahrzeuge. Aber er hatte keine andere Wahl und fuhr weiter rückwärts, mit Vollgas. Zwei Minibus-Taxen
     rasten auf ihn zu. Die eine hupte lange und laut und verpasste ihn nur knapp. Vusi hatte es geschafft und bog links in die
     Scottstraat ein, gerade noch rechtzeitig, um Oerson einen halben Kilometer weiter rechts abbiegen zu sehen.
    Wenn es Oerson gewesen war …
     
    Über die De Waalstraat, das war der schnellste Weg. Griessel betätigte die Schalter für die Sirene und das Blaulicht und raste
     mit quietschenden Reifen los. Die Verkehrsteilnehmer wichen vor ihm beiseite. Als er St. Martini passierte, die lutheranische
     Kirche, an der heute Morgen alles begonnen hatte, hatte er das Gefühl, als sei das schon eine ganze Woche her – was für ein
     Scheißtag. Die Ampel an der Buitensingel-Kreuzung war rot, und er verlangsamte sein Tempo. Die Autofahrer sahen ihn kommen.
     Er bog scharf links ab, wild am Lenkrad drehend, auf die Bo-Oranje, auf der schon mehr los war.
    Auch die Ampel an der Bo-Oranjekreuzung war rot, und es kostete ihn wertvolle Sekunden, die Querstraße vorsichtig zu passieren.
     Doch dann gab er Vollgas, über die Brücke beim Tuinesentrum und durch die Kurven der De Waalstraat. Er musste Vusi anrufen,
     er musste Unterstützung, Verstärkung anfordern. Ein Einsatzkommando, wie das mollige Mädchen gesagt hatte. |403| Nein, das würde zu lange dauern, auch wenn sie theoretisch innerhalb von fünfzehn Minuten einsatzbereit waren, wäre das schon
     zu spät.
    Erst mal hören, was bei Vusi los war.
    Vusi antwortete beim zweiten Klingeln. »Bennie?«
    »Wo bist du?«
    Sein schwarzer Kollege antwortete etwas Unverständliches.
    »Ich kann dich nicht verstehen!«
    »In der Stanleystraat, Bennie, aber ich kann nicht lauter sprechen. Ich sehe das Lagerhaus. Die Lkws von African Overland
     Adventures stehen da.«
    »Du musst mir sagen, wie ich fahren muss, Vusi, ich habe keine Karte dabei.«
    »Ganz einfach, Bennie, fahr an der Ausfahrt Grote Schuur raus, dann rechts in die Hoof…«
    »Ich komme aus der De Waalstraat, Vusi, das nutzt mir nichts.«
    Vusi stießt einen Xhosa-Fluch aus und fragte: »Findest du die Hauptstraße in Observatory?«
    »Ja.«
    »Von der aus biegst du rechts in die Scottstraat ein, in östlicher Richtung. Dann fährst du geradeaus bis zur Lower Main,
     dann wieder die erste rechts, und dann siehst du sie.«
    »Bin unterwegs.«
    »Oerson ist schon drin, Bennie, gib Gas!«
     
    Jeremy Oerson zog die große Schiebetür nur so weit auf, dass er hindurchpasste. Er nahm seine Sonnenbrille ab, steckte sie
     in seine Hemdentasche und schob die Tür wieder zu.
    Es war still in der großen Lagerhalle, wo ordentlich aufgestapelt Zelte, Schlafsäcke, Wasser- und Benzinkanister, Werkzeug,
     Sandschaufeln und Wagenheber lagen. Etwas abseits stand ein neuer, weißer Land Rover Defender.
    »Hallo!«, rief Oerson.
    Links und rechts von ihm schnellten zwei Männer hinter einem Stapel von Gegenständen hervor und zielten mit Stechkin APS-Pistolen
     auf ihn.
    |404| »Lieber Himmel!«, sagte er. »Ich bin’s doch nur.«
    Langsam ließen sie die Pistolen sinken. Jason de Klerk kam hinter dem Land Rover hervor. »Ich habe versucht, dich anzurufen,
     Jeremy.«
    »Ich bin ein hoher Polizeioffizier, ich kann nicht während des Fahrens mit dem Handy telefonieren.«
    »Du bist Verkehrspolizist, verdammt!«
    Oerson ignorierte seine Bemerkung. »Wo ist sie?«
    »Mr B. möchte wissen, ob du an das Gepäck rankommst.«
    Oerson ging weiter in das Lagerhaus hinein und sah sich überall um. Hinter einem Stapel Zelten sah er einen weiteren Mann
     sitzen, mürrisches Gesicht, Blut an der Oberlippe. »Im Moment nicht«, antwortete er. »Was ist denn mit dem passiert? Ist sie
     wild geworden?«
    »Ich meinte auch nicht sofort, Jerry«, sagte Jason gereizt. »Aber du kannst drankommen, stimmt’s?«
    »Keine Sorge, solange die nicht wissen, wonach sie suchen, kann uns nichts passieren. Die Sachen werden in eine Asservatenkammer
     gebracht, und dann ist es ganz leicht.«
    »Wie leicht?«
    »Ich schmiere ein paar Leute, gehe mit einer Ausrede rein und hole sie. Eine kleine Videokassette, die steckt man einfach
     in die Tasche, nichts leichter als das. Morgen, nächste Woche interessiert sich kein Schwein mehr hierfür. Das Mädchen ist
     weg, der Druck ist weg. Entspann dich. Wo ist sie?«
    »Bist du dir ganz sicher?«
    »Natürlich bin ich mir sicher, was denkst du denn? Für tausend Rand werden die Leute

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