Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
Schlange stehen, um uns zu helfen.«
    »Okay«, sagte Jason und griff zu seinem Handy.
    »Ich hoffe, sie lebt noch, oder?«, fragte Oerson. »Denn schließlich schuldet ihr mir einen Gefallen.«
     
    Als die Abzweigung Roodebloem vorbeirauschte, wurde Griessel klar, dass er dort hätte abfahren müssen. Er hätte bis zum Östlichen
     Boulevard durchfahren und dann dieselbe Route wie Vusi einschlagen sollen, aber dazu war es jetzt zu spät. Die |405| einzige Alternative war der Liesbeekparkweg und dann auf den Stasieweg, allerdings würde das zwei, drei Minuten länger dauern.
    Die Reifen des Bakkies quietschten protestierend, als er die letzte Kurve der De Waalstraat nahm, bevor diese in den Hospitaaldraai
     einmündete. Der Verkehr war dicht, und er hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, was Jeremy Oerson mit der ganzen Sache zu
     tun haben könnte. Beinahe hätte er einen Apotheken-Lieferanten auf dem Motorrad umgefahren, wenn er nicht ausgewichen wäre,
     ganz knapp an einem anderen Auto vorbei. Lautes Hupen. Hörten diese Idioten denn die Sirene nicht?
    Dann war er um die Kurve auf dem Setlaarsweg, einem Teil der N2, und ordnete sich links ein. Jetzt ließ man ihn durch, und
     er trat auf das Gaspedal. Jeremy Oerson? Metro? Afrika Abenteuer?
    Wie hing das zusammen?
    Er bog zu schnell in die Abzweigung Liesbeekpark ein. Die Kurve war schärfer, als er sie in Erinnerung hatte, und dann kam
     ganz plötzlich eine rote Ampel. Autos kreuzten direkt vor ihm seinen Weg. Es war zu spät zum Bremsen. Der Pick-up geriet ins
     Schleudern – er würde mit jemandem zusammenstoßen. Dann schoss er zwischen zwei Autos hindurch, riss das Lenkrad herum, um
     das Fahrzeug wieder unter Kontrolle zu bekommen, und gab Vollgas, Vollgas. In die andere Richtung.
    Er schaltete die Sirene erst ab, als er in die Lower Main einbog.
     
    Bennie brauchte zu lange.
    Vusis Auto stand genau zwischen der Scott- und der Stanleystraat, halb auf dem Bürgersteig. In der rechten Hand hielt er die
     gespannte Dienstpistole auf dem Schoß. Er konnte das Lagerhaus durch die Windschutzscheibe sehen – ein langgezogenes Gebäude,
     Steinmauern, ein silbriges Wellblechdach. Große, weiß gestrichene Schiebetore ragten hinter den vier Lkws und den vier Anhängern
     auf, die alle das Logo der African Overland Adventures trugen. Riesenfahrzeuge mit hohem Sitzdeck und einem Gepäckraum darunter.
    Rachel Anderson war da drin. Wo steckte Bennie? Vielleicht |406| sollte er reingehen. Aber zu wie vielen waren sie? Oerson und der Typ, mit dem der Metro-Offizier am Telefon gesprochen hatte,
     aber wie viele noch?
    Er blieb sitzen. Sein Atem ging schnell, das Herz schlug ihm bis zum Hals.
    Er zog den Schlüssel aus dem Zündschloss, stieg aus, öffnete den Kofferraum und blickte auf. Sie konnten ihn nicht sehen.
     Auf dieser Seite waren sowieso keine Fenster. Er legte die Pistole in den Kofferraum, zog die Jacke aus und schlüpfte in die
     kugelsichere Kevlar-Weste. Dann griff er wieder nach seiner Pistole. Ein Blick auf die Uhr: 15:22. Spät.
    Er musste etwas unternehmen.
    Er fasste einen Entschluss. Das Leben des Mädchens war wichtiger als alles andere. Er entsicherte die Pistole und klappte
     den Kofferraumdeckel zu.
    Er würde jetzt reingehen.
    Dann hörte er hinter sich quietschende Reifen auf Asphalt und blickte sich um. Ein SAPS-Streifenwagen bog um die Ecke, kam
     genau auf ihn zu und hielt in einer Staubwolke auf dem Bürgersteig. Eine Gestalt sprang heraus: wirres Haar, eine Schusswaffe
     in der Hand.
    Bennie Griessel war angekommen.
     
    »Hey!«, rief Jeremy Oerson, aber das Mädchen blickte nicht auf. Sie hing einfach nur an dem Träger, splitternackt, seinen
     Blicken schutzlos preisgegeben. Er sah die Titten, den Haarbusch zwischen den Beinen, den blutenden rechten Fuß und die drei
     Zehen, die im Dreck lagen wie Puppen eines dicken Insekts.
    Er baute sich vor ihr auf, breitbeinig in seinen schwarzen Stiefeln, die Pistole in beiden Händen, auf ihren Kopf zielend.
    »Krieg sie dazu, mich anzusehen«, befahl er dem einen.
    »Jetzt bring’s schon hinter dich, verdammt noch mal!«
    »Nein. Ich will ihr Gesicht sehen. Hey, Amischlampe, schau mich an!«
    Langsam hob sie den Kopf. Das Haar hing ihr strähnig in die Stirn.
    Er sah ihr eines Auge, blaurot zugeschwollen, und das getrocknete |407| Blut an ihrer Schläfe. »Ihr habt sie echt fertiggemacht«, sagte er.
    Ihren Kopf hatte sie gehoben, aber ihr Blick war noch abwesend.
    »Tu es,

Weitere Kostenlose Bücher