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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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zuckte nicht mit der Wimper.
    »Keine Telefonate, keine Tricks. Er bleibt schön brav da sitzen«, ordnete Dekker an. »Bin gleich wieder da.«
     
    Griessel rief Vusi und Mat Joubert. Im Büro des Dienststellenleiters hielten sie eine Eilkonferenz ab. Griessel berichtete,
     was Bobby Verster gestanden hatte. Nachdem sich die Ermittler ausgetauscht hatten, kehrte Vusi zurück und sagte zu Barry Smith:
     »Wir bringen jetzt Mr B. rein. Wir wissen alles.«
    Barry Smith erbleichte, und sein »Fuck off!« klang noch aggressiver.
    »Mord«, sagte Vusi. »Lebenslänglich.«
    |439| »Fuck off, du schwarzer Bastard!«
    Alle Ungerechtigkeiten dieses Tages türmten sich zu einer schweren Last auf, aber Vusi Ndabeni schüttelte sie ein letztes
     Mal von sich ab. Doch dann zischte Barry Smith: »Fucking motherfucker!«, und jetzt brach Vusis Wut aus ihm hervor wie die
     mächtige Brandung an der Küste der Transkei. Blitzschnell näherte er sich dem jungen Mann und versetzte ihm einen Faustschlag
     an die Schläfe, mit der ganzen Kraft seiner schmalen, gepflegten Gestalt.
    Barrys Kopf flog rückwärts, er fiel samt Stuhl hintenüber und schlug dumpf auf dem Boden auf. Vusi stürzte sich auf ihn, riss
     ihm am Kragen hoch, näherte sich Barrys Gesicht bis auf wenige Zentimeter und fauchte ihn an: »Meine Mutter ist eine anständige
     Frau, verstanden?«
    Dann ließ er ihn los, wich keuchend zurück und richtete sein Jackett. Er spürte den Schmerz in seinen Fingerknöcheln und sah,
     wie Barrys Augen unstet hin- und herhuschten. Der junge Mann erhob sich schwankend, stellte langsam den Stuhl auf, schob ihn
     an den Tisch und ließ sich darauf sinken. Er legte die Unterarme auf den Tisch und verbarg das Gesicht in den Händen.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Vusi bemerkte, dass der junge Mann weinte. Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich.
     Noch schwieg er, denn er wusste nicht, ob ihm seine Stimme nach diesem Wutanfall schon wieder gehorchen würde. Sein Ärger
     war noch nicht abgeflaut, und seine Schuldgefühle hielten sich bislang deutlich in Grenzen.
    Über eine Minute lang saßen sie so da.
    »Meine Mutter wird mich umbringen«, sagte Barry, das Gesicht in den Händen verborgen.
    »Ich kann dir helfen«, sagte Vusi.
    Barrys Schluchzer ließen seinen ganzen Körper erbeben. Dann packte er aus.
     
    Dekker saß Mouton gegenüber. Er sagte: »Ich weiß, dass Sie Adam Barnard nicht erschossen haben. Ich weiß alles über das Mädchen
     und die vier jungen Männer, die hinter ihr her waren.«
    »Fünf«, verbesserte ihn Mouton und sah aus, als würde er sich am liebsten die Zunge abbeißen.
    |440| »Fünf«, wiederholte Dekker zufrieden.
    »Ich möchte meinen Anwalt anrufen«, sagte Mouton.
    »Später. Erst möchte ich ihnen mal erzählen, was meiner Meinung nach passiert ist. Barnard hat Sie angerufen, gestern Abend
     um kurz nach neun. Sie haben gewusst, dass wir seine Anrufe kontrollieren würden, daher haben Sie das ohne weiteres zugegeben.«
    Mouton schluckte und setzte zu einer Erwiderung an, aber Dekker brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Adam hat
     Sie nicht etwa angerufen, um Ihnen zu sagen, wie schwachsinnig Iván Nells Vorwürfe waren. Er war besorgt. Nell hat mir erzählt,
     dass Barnard entsetzt reagierte. Er war ganz außer sich. Vermutlich hat er etwas geahnt, Willie. Er wusste nichts Genaues,
     nur, dass irgendjemand in der Firma sich auf Kosten anderer bereicherte. Auf jeden Fall wollte sich Adam mit Ihnen und Wouter
     Steenkamp treffen. Hat er Sie und Woutertjie in die Firma gebeten? Oder war das Ihr Vorschlag? Wollten Sie den Streit nicht
     bei sich zu Hause austragen? Jedenfalls sind Sie hergekommen, sicher ziemlich besorgt, denn sie fühlten sich schuldig. Um
     welche Zeit war das, Willie? Hat Adam Sie für elf Uhr bestellt, damit er sich vorher noch die Bilanzen ansehen konnte? Ich
     weiß, dass er gestern Abend an seinem Computer gearbeitet hat. Und er war so entsetzt über das, was er dabei festgestellt
     hat, dass er sogar vergessen hat, den Computer auszuschalten. Heute Morgen lief er noch. Vielleicht hat er alle Unterlagen
     auf eine CD gebrannt, so dass Sie die Zahlen nicht noch manipulieren konnten. Sie haben hier gesessen oder vielleicht in seinem
     Büro, da hat er Ihnen alles auf den Kopf zugesagt. Sie haben natürlich alles geleugnet, Willie. Wie bin ich bis jetzt? Augenblick,
     lassen Sie mich ausreden. Sie haben diskutiert und gestritten bis nachts um halb zwei. Dann

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