Dreizehn Stunden
Verfolgern
in Sicherheit bringen.
Ein großer, schon etwas älterer und attraktiver Mann im Anzug hatte im Innenhof neben einem Fischteich gestanden. Wütend hatte
er zwei anderen Männern etwas zugerufen, die kurz darauf durch eine Glastür verschwunden waren. An der Wand prangte ein Logo
mit einem Vogel, daran konnte sie sich erinnern.
|430| Erleichtert hatte Rachel ihn angefleht: »Bitte helfen Sie mir!« Endlich sah sie einen Ausweg. War der Mann vorher noch äußerst
erbost erschienen, so wich bei ihrem Anblick sein Ärger einer tiefen Besorgnis. »Was ist denn los?«, fragte er teilnahmsvoll.
»Die wollen mich umbringen!«, keuchte sie und suchte dicht neben ihm Schutz.
»Wer denn?«
Dann hörten sie die Schritte und blickten zum Durchgang, in dem Jason und seine Freunde erschienen waren. Jason trug jetzt
eine Schusswaffe in der Hand.
»Wir wollen nur das Mädchen!«, rief er dem großen Mann zu. Doch der legte schützend den Arm um Rachels Schultern und sagte:
»Aber erst rufen wir die Polizei.«
»Sie hat uns bestohlen. Wir wollen nur zurück, was uns gehört, wir wollen keine Schwierigkeiten.«
»Umso mehr Grund, die Polizei zu rufen«, sagte der große Mann und suchte in seinen Jackentaschen nach seinem Handy.
Jason richtete die Waffe auf den Mann. »Dann muss ich Sie leider erschießen.«
Der Mann zog sein Handy heraus.
In dem Augenblick erkannte Rachel, dass sie, wenn sie bliebe, für einen weiteren Tod verantwortlich sein würde, und rannte
wieder los. Der große Mann versuchte, sie aufzuhalten.
Dann hörte sie zwei Schüsse, und als sie sich umblickte, lag der große Mann im schwarzen Anzug bereits am Boden.
Sie floh weiter. Auf der Straße stand ein Wagen der städtischen Müllabfuhr. Sie sprang hinten auf das Trittbrett, blickte
sich um und sah, dass sie ihr folgten. Der Laster beschleunigte, und sie ließen Jason und die anderen weiter hinter sich zurück.
Als sie fast einen halben Kilometer Vorsprung hatte, glaubte sie, ihre Verfolger würden aufgeben. Aber dann schaltete eine
Verkehrsampel auf Rot, und sie sprang ab.
»Zwei Männer sind in das Gebäude gegangen, kurz bevor er dich gesehen hat?«, vergewisserte er sich, während sie sie in den
OP hineinschoben.
|431| »Ja«, sagte Rachel.
Griessel lief ihr nach. »Wie haben sie ausgesehen?«
»Ich kann mich nur an einen erinnern. Er war … exzentrisch. Sehr dünn, und sein Kopf war rasiert. Oh, und er trug einen silbernen
Ohrring.«
Dann sagte der Arzt, Griessel müsse jetzt den OP verlassen.
»Er war ganz in Schwarz gekleidet!«, rief Rachel noch, bevor die Tür zuschlug.
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|433| 16:41 – 17:46
|435| 47
In einem Vernehmungszimmer der Polizeidienststelle am Caledonplein verlor Kripo-Ermittler Vusi Ndabeni schließlich seine professionelle
Ruhe.
Steven Chitsinga wurde in eine Zelle gesteckt. Sie baten Mat Joubert, de Klerk in einem freien Büro zu vernehmen, denn Griessel
hatte abgelehnt, weil er nach eigener Aussage »den Scheißer fertigmachen« würde.
Vusi brachte Barry Smith in das offizielle Vernehmungszimmer der Dienststelle, Griessel knöpfte sich in einem anderen Büro
Bobby Verster vor. Verster war der letzte, der aus Rachels Folterkammer herausgekommen war, der, der Jeremy Oerson mit ihr
allein gelassen hatte. Sie vermuteten, dass er das schwächste Glied der Kette war.
Joubert erreichte bei Jason de Klerk nichts, trotz seiner geschickten Vernehmung, seiner einschüchternden Größe und der Tatsache,
dass de Klerk große Schmerzen in seinem Ellbogen ertragen musste. Er ignorierte jede Frage, saß nur da und starrte die Wand
an.
Bei Vusi hingegen murmelte Barry Smith auf jede seiner Fragen nur ein gedämpftes »Fuck off
«
als Anwort. Vusi spürte, wie die Wut in ihm hochkochte, aber er beherrschte sich und ging zur nächsten Frage über.
»Fuck off.«
Im dritten Büro sagte Bobby Verster zu Bennie Griessel, dass er nicht bei der Tour dabeigewesen sei. Er sei rein zufällig
gestern mit Barry und Eben zusammen im Purple Turtle gewesen, als Jason anrief. Barry sei aufgesprungen, habe ihnen gesagt,
sie sollten mitkommen, und draußen hätten sie Jason und Steven gesehen, die die Mädchen die Langstraat hinunterhetzten. Da
hätten sie sich den Verfolgern angeschlossen.
|436| Griessel schmerzte jeder einzelne Knochen im Leib, aber er war noch immer euphorisch über den Durchbruch und voller Erleichterung,
Rachel lebend gefunden zu haben. Er erhob sich von
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