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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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gutgläubigen Erzoptimistin. Rachel hatte sich gesträubt und ihr das Versprechen abgenommen, niemanden etwas
     davon zu erzählen, niemals. Sie wollte nur noch nach Hause in die USA. Ihr Vater würde schon wissen, was zu tun sei.
    Erin versprach es ihr. Sie tanzten. Auf einmal war Erin verschwunden. Als sie zum Tisch zurückkehrte, sagte sie, Jason und
     Steven seien hier. Sie habe sie zur Rede gestellt, und sie hätten gesagt, Rachel habe alles nur geträumt. Rachel hatte aufgeblickt,
     über das Meer von Gesichtern hinweg, und gesehen, wie Jason sie anstarrte. Mit dem Ausdruck kalter Entschlossenheit sprach
     er in sein Handy. Rachel hatte nach ihrem Rucksack gegriffen und gesagt: »Komm, Erin, wir müssen hier raus.« Erin hatte sich
     gewehrt, sie wollte nicht gehen. »Was hast du denn?« Rachel hatte sie am Oberarm gepackt und ihr befohlen: »Du kommst jetzt
     mit mir! Und zwar sofort!«
    Sie waren ein paar hundert Meter vom Club entfernt, in der Langstraat, als Jason und Steven herauskamen. Sie blickten nach |428| links und nach rechts. Als die beiden sie sahen, rannten sie auf sie zu. Von irgendwoher tauchten drei weitere Männer auf.
     Barry, Eben und Gary.
    Rachel wusste: Sie rannten um ihr Leben.
     
    Steven Chitsinga und Barry Smith bogen im Toyota-Bakkie aus der Scott- in die Spekestraat ein und sahen die Polizeifahrzeuge
     vor dem Lagerhaus von African Overland Adventures. Überall Blaulichter und Polizisten in Uniform.
    Steven sagte etwas auf Shona, und Barry trat wortlos auf die Bremse, dass die großen Geländereifen quietschten. Er riss am
     Schaltknüppel, hämmerte den Rückwärtsgang rein, ließ die Kupplung kommen, trat aufs Gas, schoss rückwärts und knallte irgendwo
     dagegen. Im Rückspiegel sah er nur das Dach des Fahrzeugs, und erst, als er in voller Panik herumfuhr, erkannte er, dass es
     ein weiterer Streifenwagen war. Dahinter stand ein Krankenwagen, der fast die ganze Straße blockierte.
    Wieder prügelte er die Gänge rein und raste mit Vollgas los. Wenn er links in die Stanley einbiegen könnte und dann gleich
     wieder in die Grant …
    Aber die Stanleystraat war abgesperrt. Einsatzwagen blockierten die Straße. Polizisten kamen angelaufen, die Waffen auf sie
     gerichtet.
    »Scheiße!«, sagte Steven.
    Barry sagte nichts. Er brachte das Bakkie zum Stehen, nahm die Hände vom Lenkrad und hob sie langsam über den Kopf.
     
    »Er begleitet mich«, erklärte Rachel Anderson, als sie sie auf der Trage liegend zum Hubschrauber brachten. Sie zeigte auf
     Griessel, der nebenher lief und ihre Hand hielt.
    »Wir haben nicht genug Platz«, erwiderte der Sanitäter.
    »Dann komme ich nicht mit.«
    »Rachel, ich bin doch in ein paar Minuten bei dir«, beruhigte sie Griessel.
    Sie versuchte, von der Trage herunterzurutschen. »Nein, dann komme ich nicht mit.«
    »Schon gut«, beruhigte sie der Sanitäter, »wenn er mitfliegen |429| muss, dann werden wir das auch hinkriegen.« Dann wandte er sich an Griessel: »Wo steht Ihr Wagen?«
    Bennie zeigte auf den Pick-up. »Der Schlüssel steckt.«
    Sie luden sie in den Hubschrauber, und Griessel zwängte sich neben sie.
    »Wartet noch«, sagte der Sanitäter und rannte noch einmal zurück ins Gebäude. Er kehrte mit den Zehen in einem Plastikbeutel
     zurück und übergab Griessel das grausige Päckchen. »Die Ärzte können sie wieder annähen«, sagte der Mann. »Wenn sie Glück
     hat …«
     
    Rachel versuchte, im Hubschrauber zu reden, aber die Rotoren lärmten zu laut.
    Erst nachdem sie am Krankenhaus angekommen und auf dem Dach gelandet waren, kurz bevor sie sie in den Operationssaal schoben,
     in dem auch Mbali Kaleni und Eben Etlinger operiert worden waren, fand sie die Gelegenheit, Griessel noch um eine kurze Unterredung
     zu bitten. Sie müsse ihm unbedingt noch etwas über letzte Nacht erzählen. Etwas, das geschehen sei, nachdem sie Erin die Kehle
     durchgeschnitten hatten.
    »Das kannst du mir doch auch später sagen«, bat er, denn er musste zu Vusi zurückkehren. Es gab noch so viel zu tun!
    »Nein. Sie müssen es wissen. Die haben auch noch einen Mann getötet.«
     
    Sie hatte wie versteinert beobachtet, wie sie Erin die Kehle durchgeschnitten hatten. Dann war sie auf die Straße gerannt,
     blindlings, getrieben von Angst und Entsetzen. Sie nahm die nächste Abzweigung, die weg von ihnen führte. Irgendwo hatte sie
     kurz darauf ein Gebäude gesehen, das einen Durchgang zu einem Innenhof hatte. Vielleicht konnte sie sich dort vor ihren

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