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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Farbigen
     redete. Aber draußen auf der Straße waren Teleobjektive auf sie gerichtet, und Zuschauer und Medienvertreter drängten sich
     am Zaun.
    »Regardt Groenewald«, sagte der Anwalt beschwichtigend und streckte Dekker vorsichtig die Hand hin, eine versöhnliche Geste,
     so dass Dekker einen Gang herunterschalten musste.
    Er schüttelte die schmale, weiche Hand. »Dekker«, stellte er |87| sich vor und musterte den Anwalt von Kopf bis Fuß. Er hatte einen Dobermann erwartet, nicht einen Basset.
    »Er meint nur, dass wir jetzt gerne mit Ihnen reden würden«, sagte Groenewald.
    »Wo ist Alexa?«, fragte Mouton und spähte an Dekker vorbei ins Haus. Groenewald zog seine schlaffe Hand weg und legte sie
     auf Moutons Arm, als wolle er ihn bremsen.
    »Sie wird betreut.«
    »Von wem?«
    »Von einer Offizierin unseres Sozialen Dienstes.«
    »Ich will sie sehen.« Der Befehl eines weißen Mannes. Erneut entschärfte der Anwalt die Situation.
    »Ruhig, Willie.«
    »Das ist leider im Moment nicht möglich«, sagte Dekker.
    Mouton sah seinen Anwalt vorwurfsvoll an. »Das kann er nicht machen, Regardt!«
    Groenewald seufzte. »Ich bin sicher, dass man Alexa ihre Rechte erklärt hat, Willie.« Er sprach entschuldigend, langsam, bedächtig.
    »Aber sie ist krank!«
    »Mevrou Barnard hat sich dazu entschlossen, ohne einen Anwalt mit uns zu reden.«
    »Aber sie ist nicht
compis mentos
«, wandte Mouton ein.
    »
Compos mentis
«, verbesserte Groenewald geduldig.
    »Mevrou gilt im Augenblick nicht als Verdächtige«, erklärte Dekker.
    »Adams Haushälterin hat aber etwas anderes behauptet.«
    »Soweit ich weiß, arbeitet die Haushälterin derzeit noch nicht für die südafrikanische Polizei.«
    »Siehst du, Regardt? So sind die. Aalglatt. Und das, nachdem ich gerade erst meinen Freund und Kollegen verloren habe!«
    »Willie, Meneer Dekker, wir sollten uns jetzt zunächst mal alle beruhigen.«
    »Ich
bin
ruhig, Regardt!«
    »Mein Mandant besitzt Informationen, die im Zusammenhang mit dem Fall stehen«, erklärte Groenewald.
    »Welche Informationen?«
    »Relevante Informationen. Aber wir können nicht …«
    |88| »Dann ist er dazu verpflichtet, sie mir zu übergeben.«
    »Nicht, wenn Sie vorhaben, mich übers Ohr zu hauen!«
    »Meneer Mouton, Ihnen bleibt nichts anders übrig. Zurückhaltung von Informationen …«
    »Bitte, meine Herren!«, sagte Groenewald fast flehentlich. Dann fügte er diplomatisch hinzu: »Vielleicht sollten wir uns lieber
     drinnen weiter unterhalten?«
    Dekker zögerte.
    »Mein Mandant hat einen dringenden Verdacht, wer Adam Barnard umgebracht haben könnte.«
    »Es soll aber keine üble Nachrede sein«, fügte Mouton hinzu.
    »Willie, von übler Nachrede spricht man in diesem Zusammenhang nicht.«
    »Sie wissen, wer Barnard erschossen hat?«
    »Mein Mandant kann es nicht beweisen, aber er empfindet es als seine Bürgerpflicht, die verfügbaren Informationen der Polizei
     zur Verfügung zu stellen.«
    Fransman Dekker warf einen Blick auf die Menge, dann auf Groenewald und Mouton. »Dann kommen Sie wohl besser rein.«
     
    Rachel Anderson lief den Weg am Saum des Berges entlang, jetzt wieder eiliger, denn hier war das Gelände eben, und sie hatte
     den Schutz der Tannen verlassen. Links unter ihr befanden sich die Häuser, große Anwesen mit Swimmingpools, üppigen Gärten,
     hohen Mauern. Und dahinter lag die Stadt und der lange Ausläufer des Tafelbergs, eine Postkartenansicht mit hellblauem Meer
     und einer Gruppe von Hochhäusern, die sich zusammendrängten, als suchten sie Schutz in der gegenseitigen Nähe.
    Das ist eine Lüge, diese Schönheit, dachte sie. Eine trügerische Fassade. Erin und sie hatten sich davon täuschen lassen.
    Ein Stück weiter bog der Weg nach rechts ab und führte an einem kleinen Stausee entlang. Der hohe Erdwall würde ihr für ein
     paar hundert Meter Schutz bieten.
     
    Hinter der geschlossenen Badezimmertür streifte Alexa Barnard ihren Morgenmantel und ihren Schlafanzug ab und zog die Flasche
     unter den mitgebrachten Kleidungsstücken hervor.
    |89| Fieberhaft schraubte sie den Verschluss ab. Es war nicht viel drin. Sie setzte die Flasche an den Mund und trank. Die Bewegung
     wurde von dem hohen Spiegel reflektiert. Unwillkürlich fiel ihr Blick dorthin: ihr nackter Körper, die Weiblichkeit so nutzlos,
     ihre schmutzigen Haare, die ihr strähnig ins Gesicht hingen, stoppelige Unterarmbehaarung, offener Mund, die Flasche verzweifelt
     erhoben, um den letzten Tropfen

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