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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Konsum.«
    Dekker nickte zufrieden.
    »Ich schließe mich übrigens Nikitas Theorie an. Ich glaube nicht, dass sie es war.«
    »Wieso, Prof?«
    »Sieh ihn dir an, Fransman. Er ist ungefähr einsneunzig groß und leicht übergewichtig, ich schätze ihn auf über hundertzehn
     Kilo. Wir beide hätten Schwierigkeiten, ihn die Treppe raufzutragen – und wir sind nüchtern.« Pagel fing an, seine Utensilien
     zusammenzuräumen. »Kommt, lassen wir ihn ins Leichenschauhaus transportieren, ich kann hier jetzt nicht mehr viel tun.«
    »Jemand hat sich große Mühe gegeben, ihn hierher zu transportieren«, sinnierte Dekker.
    »Und da liegt der Hase im Pfeffer«, sagte Pagel.
    »Frauen …«, spekulierte Dekker.
    Pagel erhob sich. »Du solltest die südafrikanische Musikindustrie als potentielle Konfliktquelle nicht unterschätzen, Fransman.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Verfolgst du die Boulevardmedien, Fransman?«
    Dekker zog die Schultern hoch.
    »Ach ja, das Leben der Ordnungshüter, viel Arbeit, wenig Spaß. Die südafrikanische Musikbranche ist lukrativ, Fransman. Höchst
     lukrativ. Aber das sind nur die Ohren des Nilpferds. Die Intrigen sind Legion. Skandale, Liebschaften, sexuelle Belästigung,
     Pädophilie … Mehr lange Messer und offenkundiger Verrat als in
Julius Cäsar
. Alles wird zum Zankapfel – Rücktritte, Verträge, künstlerische Leistungen, Tantiemen, wer ein Musical über welche historische
     Figur aufführen darf, wer welchen Platz in der Musikgeschichte verdient …«
    »Aber warum, Prof?«, fragte Griessel zutiefst enttäuscht.
    »Weil das alles auch nur Menschen sind, Nikita. Und weil Ruhm und Reichtum auf dem Spiel stehen … Das Übliche: Es geht um
     Cliquen und feindliche Lager, große Egos, Künstlertemperamente, Empfindlichkeiten, Hass, Eifersucht, Neid, Ehrgeiz |83| … Es gibt Leute, die schon seit Jahren nicht mehr miteinander reden, wieder neue Feindschaften entstehen … man könnte die
     Liste endlos fortsetzen. Und unser Adam steckte mittendrin. Ob das reicht, um jemanden zum Mordopfer zu machen? Wie Fransman
     eben zu recht bemerkt hat: In diesem Land ist alles möglich.«
    Jimmy und Arnold von der Spurensicherung betraten das Zimmer. »Ach, da ist der Prof. Morgen, Prof«, grüßte Arnold, der Dicke.
    »Sieh da, Rosencrantz und Guildenstern. Guten Morgen, die Herren.«
    »Können wir Sie mal was fragen, Prof?«
    »Natürlich.«
    »Wissen Sie …«, begann Arnold.
    »Frauen …«, sagte Jimmy.
    »Warum haben sie eigentlich so große Brüste?«
    »Ich meine, sehen Sie sich mal die Tiere an …«
    »Denen ihre sind viel kleiner, Prof.«
    »
Jissis
«, seufzte Fransman Dekker.
    »Ich sage, das liegt an der Revolution«, behauptete Arnold. »Evolution, du Knallkopf«, verbesserte Jimmy.
    »Ist doch egal«, sagte Arnold.
    Pagel betrachtete die beiden mit dem Wohlwollen eines geduldigen Vaters. »Interessante Frage, Kollegen, aber wir werden unser
     Gespräch ein andermal fortsetzen müssen. Schaut doch gelegentlich mal in Soutrivier vorbei.«
    »Das Leichenhaus ist leider nichts für uns, Prof.«
    Dekkers Handy klingelte. Er sah auf das Display. »Cloete«, sagte er.
    »Lasst die Trompete zu der Pauke sprechen«, sagte Pagel auf dem Weg zur Tür, denn Cloete war der Pressesprecher der Polizei.
     »Bis bald, Kollegen.«
    Sie verabschiedeten sich von dem Rechtsmediziner und hörten zu, wie Dekker Cloete die wichtigsten Einzelheiten durchgab.
    Griessel schüttelte den Kopf. Da braute sich was zusammen, man brauchte nur hinauszublicken. Dann klingelte sein eigenes Handy.
     Er meldete sich.
    »Bennie«, sagte Vusi »Ich glaube, du musst kommen.«

|84| 9
    Rachel Anderson kroch die kleine Schlucht hinunter. Je weiter sie kam, desto tiefer hatte sich der Bach in den Berg gegraben.
     Hoch, zerklüftet und unüberwindlich ragten die Steilwände jetzt neben ihr auf. Einerseits war sie gefangen, andererseits bot
     ihr die Klamm Schutz. Sie konnte aufrecht gehen, ohne gesehen zu werden. Das Gefälle wurde steiler, das Gelände unwegsamer.
     Es war erst kurz nach acht und schon stickig heiß dort unten. Sie musste hinunterklettern, sich an Felsen und den Wurzeln
     von Sträuchern festhalten. Sie schwitzte, ihre Kehle war ausgedörrt, ihre Knie drohten zu versagen. Sie brauchte Wasser, sie
     musste etwas trinken, sie musste weiter.
    Dann sah sie den Weg, der rechts aus der Klamm hinausführte, die Stufen, die aus dem Felsen und der Erde herausgehauen und
     gegraben worden waren. Rachel starrte sie an.

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