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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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mit ihr Sex gehabt.«
    »Barnard, in seinem Büro?«
    »Genau.«
    »Und Geyser hat sie erwischt?«
    »Nein. Melinda hat gebeichtet.«
    »Sie hat es Jos gebeichtet?«
    »Nein, sie hat es Gott gebeichtet. Aber Jos war dabei.«
    Fransman Dekker gab einen undefinierbaren Laut von sich, irgendetwas zwischen einem Lachen und einem ungläubigen Schnauben.
     »Das ist nicht Ihr Ernst, Meneer Mouton.«
    »Doch!«, erwiderte dieser entrüstet. »Glauben Sie etwa, ich würde in einer solchen Situation hier sitzen und Witze reißen?«
    Dekker schüttelte den Kopf.
    »Gestern ist Jos Geyser mit einem Affenzahn an meiner Assistentin vorbeigestürmt und hat fast meine Tür eingerannt. Er sagte,
     er suche Adam und auf meine Frage: ›Warum?‹, antwortete |92| er, er wolle ihn ermorden, denn er habe Melinda vergewaltigt. Als ich ihn fragte, wie er darauf komme, antwortete er, Melinda
     habe es gesagt. Und als ich gefragt habe: ›Was heißt das, sie hat es gesagt?‹, antwortete er, sie habe gebetet und die große
     Sünde gebeichtet, die in Adams Büro geschehen sei, auf dem Schreibtisch. Sie sagte, es sei der Teufel gewesen, aber Jos kenne
     Adams Manie. Und er wolle ihn erschlagen. Er war außer sich, er hätte sich beinahe auf mich gestürzt, als ich sagte, das klinge
     aber nicht nach einer Vergewaltigung. Wissen Sie, er ist ein Riesenkerl. Vor seiner Bekehrung war er Gladiator.« Dann senkte
     Mouton erneut die Stimme. »Aber die Sache ist die: Durch die vielen Steroide … Sie wissen schon … kriegt er keinen mehr hoch.«
    »Das tut doch jetzt nichts zur Sache, Willie«, mahnte Groenewald.
    »Doch, das gibt ihm ein Motiv«, entgegnete Mouton.
    »Nein, nein …«, sagte der Anwalt.
    »Erschlagen?«, fragte Dekker. »Hat er das gesagt?«
    »Ja, und er hat auch gesagt, er wolle ihn kaputtmachen … Nein, er wolle ihn fertigmachen, er werde ihm die Eier abschneiden
     und sie eingerahmt über der Platin-CD bei sich zu Hause aufhängen.«
    »Adams Manie? Was wollte Geyser damit sagen?«
    »Adam ist …« Mouton hielt inne. »Ich kann nicht glauben, dass Adam tot ist.« Er lehnte sich zurück und fasste sich an die
     Glatze. »Er war mein Freund. Mein Kompagnon. Wir sind einen langen Weg gemeinsam gegangen … Ich habe mal zu ihm gesagt, eines
     Tages würde einer von uns …«
    Er schwieg und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Mouton. »Es fällt mir schwer …«
    Der Anwalt streckte wieder seine lange, schmale Hand nach seinem Mandanten aus. »Das ist doch ganz natürlich, Willie.«
    »Er war so eine starke Persönlichkeit …«
    In dem Moment hörte Dekker die hohe, verzweifelte Stimme Tinkie Kellermans: »Fransman!«
    Er sprang auf und eilte zur Tür.
    »Fransman!«
    |93| »Ich komme!«, rief er. Er sah sie oben an der Treppe stehen.
    »Hilf mir!«, rief sie. »Beeil dich!«
     
    Hundert Meter hinter dem Wasserspeicher bog der Weg nach links ab, bergauf, in Richtung Stadt. Er führte durch eine breite,
     flache Senke. Rachel Anderson hetzte zwischen Tannen hindurch und folgte dem Weg um dicke Felsbrocken herum. Dann sah sie
     eine niedrige Steinmauer mit einem Durchgang in der Mitte und ein paar Meter weiter, auf der rechten Seite, ein fast fertiges
     Haus hinter einer großen Eiche. Der tiefe Schatten bot Kühle, einen Ort zum Ausruhen, aber zuerst hielt sie Ausschau nach
     einem Wasserhahn, denn vor Durst war ihre Kehle ganz ausgetrocknet, kratzig und heiß.
    Sie ging an der Garage entlang in Richtung Straße und blickte sich überall um. Zersägtes Tannenholz blockierte den Eingang
     zur Garage, die Blöcke ordentlich gestapelt. Sie entdeckte den Kran neben der Hintertür des Hauses, betete, dass er funktionierte,
     beschleunigte ihre Schritte, bückte sich, drehte ihn auf. Silbriges Wasser strömte heraus, in den ersten Momenten warm, dann
     plötzlich kühl. Sie kniete sich auf ein Bein, drehte den Hahn wieder ein wenig zu und trank, einfach so, direkt aus der Tülle.
     
    Fransman Dekker hatte schon genug Türen aufgebrochen, um zu wissen, dass man nicht die Schulter benutzte. Er ging einen Schritt
     zurück und trat zu. Die Tür splitterte, gab aber nicht nach. Er trat wieder, ein Mal, zwei Mal, bevor das Schloss nachgab
     und die Tür etwa vierzig Zentimeter weit aufsprang – genug, um das Blut zu entdecken.
    »Großer Gott!«, sagte Tinkie Kellerman hinter ihm.
    »Was ist denn?«, fragte Willie Mouton und versuchte, sich vorbeizudrängen.
    »Meneer, Sie können jetzt nicht

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