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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Kleinigkeit auf, Fransman, aber das nützt dir einen Scheißdreck!«
    »Das verstehst du nicht.«
    »Dann erklär’s mir!«
    »Wie soll ich das erklären? Du bist weiß.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Das heißt, dass du nicht farbig bist«, erwiderte Fransman und zeigte wütend mit dem Finger auf Griessels Gesicht.
    |197| »Fransman, ich habe nicht die geringste Ahnung …«
    »Hast du’s nicht gesehen, Bennie? Letzte Woche, beim Kommissaris? Wie viele Farbige waren anwesend?«
    »Nur du.«
    »Nur ich, genau. Denn die Schwarzen werden bevorzugt. Deswegen wird gleich Kaleni hier auftauchen. Überall müssen die eingeschleust
     werden. Ich bin ein verdammter Quoten-
Hotnot
, Bennie, ich bin nur da, um den vorgeschriebenen Prozentsatz vollzumachen. Hast du den Kommissaris am Donnerstag beobachtet?
     Er hatte nur Augen für die verdammten Xhosas, mich hat er einfach übersehen. Acht Prozent Farbige, scheiß acht Prozent, so
     viele wollen sie von uns haben. Wer hat das entschieden? Weißt du, wie vielen Farbigen es beschissen geht? Tausenden, das
     sag ich dir. Nicht schwarz genug, tut mir leid, Bruder, du bist draußen, such dir einen Job bei einer privaten Sicherheitsfirma,
     fahr einen verdammten Geldtransporter. Aber nicht mit mir, Bennie, ich gehe nirgendwo hin.« In seiner Wut wechselte Fransman
     Dekker vom weißen Afrikaans in den Dialekt und den Rhythmus des Townships Atlantis. »So sieht mein verdammtes Leben aus. Schon
     als kleiner Junge habe ich zu meiner Mutter gesagt, dass ich Polizist werden wollte. Sie hat sich die Finger wund gearbeitet,
     damit ich die höhere Schule abschließen und zur Polizei gehen konnte. Und keinen verdammten Geldtransporter fahren muss.«
    Er wischte sich den Speichel von den Lippen. Griessel sagte: »Ich verstehe dich, Fransman, aber …«
    »Ach, meinst du wirklich? Bist du vielleicht ein Leben lang diskriminiert worden? Ja, jetzt, nachdem ihr Weißen die Folgen
     der
affirmative action
zu spüren bekommt, jetzt glaubt ihr, ihr könntet uns verstehen! Einen Scheißdreck versteht ihr, das sage ich euch! Ihr wart
     Herren oder Knechte, aber wir waren gar nichts, und so ist es bis heute. Erst waren wir nicht weiß genug, jetzt sind wir nicht
     schwarz genug. Es nimmt kein Ende! Wir sitzen in der Mitte der Farbpalette fest, und dann sagt so eine weiße Christenfrau,
     dass sie nicht mit einem Mann reden will! Die hat keine Ahnung, dass ich in ihr lesen kann, wie ich in allen Weißen lesen
     kann.«
    |198| »Kannst du in
mir
lesen?«, fragte Griessel, der nun auch allmählich in Rage geriet.
    Dekker antwortete nicht; er drehte sich einfach um. Sein Atem ging schnell.
    Griessel ging um ihn herum. Er wollte ihm in die Augen schauen. »Es wird behauptet, du wärst ehrgeizig. Deswegen sag ich dir
     jetzt mal was: Ich habe meine verdammte Karriere in den Sand gesetzt, weil ich mich nicht beherrschen konnte, weil ich die
     ganze Scheiße zu dicht an mich rangelassen habe. Deswegen stehe ich jetzt hier. Weil ich keine anderen Perspektiven mehr habe.
     Willst du Perspektiven haben, Fransman? Oder willst du auch mit vierundvierzig noch Inspekteur sein, mit einer Stellenbeschreibung,
     die ›Mentor‹ lautet, weil man nicht weiß, was man sonst mit dir anfangen soll? Weißt du, wie das ist? Die Leute mustern dich
     von Kopf bis Fuß und fragen sich, welche Scheiße du ausgefressen hast, um mit diesen grauen Haaren noch Inspekteur zu sein.
     Willst du das? Oder willst du mehr sein als der verdammte Quotenfarbige? Willst du ein guter Polizist sein? Willst du das
     Beste aus dir rausholen? Dann hör jetzt auf mit dem Scheiß, arbeite an diesem Fall und löse ihn, ganz egal, was die andern
     sagen oder wie die mit dir reden oder wen John Afrika dir schickt. Du hast Rechte, genau wie Melinda Geyser. Es gibt Regeln.
     Nutze sie zu deinem Vorteil! Außerdem kannst du tun, was du willst, es wird sich ja doch nichts ändern. Ich bin seit fünfundzwanzig
     Jahren Polizist, Fransman, und ich sage dir, die werden dich immer wie einen Fußabtreter behandeln, die Leute, die Medien,
     die Vorgesetzten, die Politiker, egal, ob du schwarz, weiß oder braun bist. Außer wenn sie dich mitten in der Nacht rufen,
     weil sich jemand an ihrem Fenster zu schaffen macht, dann bist du natürlich ein Held, aber am nächsten Morgen, wenn die Sonne
     aufgegangen ist, bist du wieder ein Nichts. Die Frage ist: Kannst du das ertragen? Überleg es dir gut! Und wenn du es nicht
     kannst, lass es, such dir einen

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