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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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die Bierflasche fallen.
    »Entschuldigung.«
    »Die Eskom«, sagte sie achselzuckend.
    »Was kann man machen?«, fragte er rhetorisch.
    |192| Sie zündete die zweite Kerze an, setzte sich an den Schreibtisch und zog eine Zigarette aus dem Päckchen.
    »Ich kann gar nichts machen.« Sie steckte sich die Zigarette an der Kerze an.
    Vielleicht konnten Russen mit rhetorischen Fragen nicht so viel anfangen. »Es tut mir leid, aber ich muss jetzt leider gehen.«
    »Ich kann Ihnen eine Kerze bringen.«
    »Nein, nicht deswegen. Das Mädchen ist gesehen worden.«
    »Ach ja?«, fragte sie, die nachgemalten Augenbrauen hochgezogen. Vusi konnte ihren Gesichtsausdruck nicht deuten.
    Er fischte eine Visitenkarte aus der Tasche und legte sie vor Galina hin. »Würden Sie mich bitte anrufen, wenn die Schicht
     von letzter Nacht eintrifft?«
    Die Federova hob die Karte mit ihren langen Fingernägeln auf. »Okay.«
    »Danke«, sagte Vusi. Er ging, wie er gekommen war, das Handy als Lichtquelle benutzend, durch die Küche, wo der Pferdeschwanztyp
     jetzt im Schein, der durch die Tür fiel, mit einem Bleistift in der Hand die Flaschen zählte.
    »Was tun Sie gegen die ständigen Stromausfälle? Was macht die Polizei?«
    Vusi überlegte einen Augenblick, dem Mann geduldig zu erklären, dass dies nichts mit der Polizei zu tun hatte. Doch er sagte
     nur: »Wir rufen bei der Eskom an.«
    Vusi trat hinaus auf die schmale Straße ins blendend helle Sonnenlicht. Er hörte den Pferdeschwanztypen rufen: »Lustig! Ich
     mag lustiges Polizist!«, aber er hatte es eilig. Sein Auto stand ganz oben in der Langstraat, das waren mehr als zehn Minuten
     zu Fuß. Er wollte mit Kaleni beim Restaurant reden, er wollte … Vusi hielt inne, genau an der Stelle, an der die Gasse in
     die Strandstraat mündete.
    Es gab doch etwas, was er tun konnte, auch wenn Bennie Griessel sagte, er wolle die Sondereinheit Organisiertes Verbrechen
     nicht hinzuziehen. Er wählte Vaughn Cupidos Nummer.
    Vaughn meldete sich umgehend. »Ich höre.«
    »Habt ihr Fotos von Demidovs Leuten?«
    Cupido antwortete nicht.
    |193| »Vaughn, bist du noch da?«
    »Ich kann das weder bestätigen noch verneinen«, sagte Vaughn auf Englisch.
    »Was hat das zu bedeuten?«
    »Es bedeutet, dass ich nur ein Inspekteur bin. Du wirst dich an höherer Stelle danach erkundigen müssen.«
    »Bei wem?«
    »Dem Senior Sup.«
    »Vaughn, wir haben einen Zeugen, der vorhin zwei der Angreifer in einem Restaurant in Oranjezicht gesehen hat. Wenn er Demidovs
     Leute identifizieren könnte, könnte das dem Mädchen das Leben retten.«
    Wieder keine Reaktion.
    »Vaughn?«
    »Ich rufe dich später zurück.«
     
    Rachel Anderson hörte das Klacken von Frauenschuhen auf dem Gartenweg nur wenige Meter von ihr entfernt – und dann noch ein
     anderes Geräusch, das rhythmische Flüstern von Stoff, der gegen Stoff rieb. Plötzlich hielten die Schritte inne, es folgte
     ein Seufzer, dann klopfte jemand an eine Tür.
    Rachel atmete flach und drehte den Kopf ganz langsam so, dass sie ihre Füße sehen konnte. War sie tief genug im Gestrüpp verborgen?
    Wieder das Hämmern an der Tür. »Hallo, ist jemand zu Hause?« Eine Frau mit Afrika-Akzent. Sie klang, als sei es sehr dringend.
    Was hatte das zu bedeuten?
    »Hey, Leute!«, blaffte dieselbe Stimme. »Ich habe euch zurückpfiffen, aber ihr habt nicht reagiert!«
    Eine Männerstimme antwortete von der Straße her, dann rief die Frau wieder: »Nein, bleibt auf dem Bürgersteig, kann sein,
     dass das hier ein Tatort ist. Geht rauf zum Restaurant und sagt Bescheid, dass ich die Spurensicherung brauchte. Schuhabdrücke.
     Sie sollen mit Gips ausgegossen und identifiziert werden.«
    Das Geräusch einer aufgehenden Tür folgte, und eine Männerstimme fragte: »Was kann ich für Sie tun?«
    |194| »Wie geht es Ihnen?«
    »Diese Frage erscheint mir unpassend. Warum hämmern Sie an meine Tür?«, fragte die Männerstimme ruhig und höflich zurück.
    »Weil ihre Türklingel kaputt ist.«
    »Sie ist nicht kaputt, wir haben einen Stromausfall.«
    »Schon wieder?«
    »Ja. Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Ja. Ich bin Inspector Mbali Kaleni von der SAPS. Wir suchen ein junges Mädchen, das vor zwei Verfolgern auf der Flucht ist,
     und ich glaube, sie war in Ihrem Garten. Ich möchte wissen, ob Sie das Mädchen gesehen haben.«
    »Nein, ich habe sie nicht gesehen.«
    »Dort drüben. Könnten Sie sich das bitte einmal anschauen?«
    »Ist das Ihr Polizeiausweis?«
    »Ja.«
    »Wann

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