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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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anderen Job. Oder schluck’s runter, Fransman, denn es wird niemals aufhören.«
    Dekker atmete tief durch.
    Griessel wollte noch etwas hinzufügen, entschied sich aber dagegen. |199| Er entfernte sich von Dekker; seine Gedanken überschlugen sich und schweiften dann ab.
    »Ich glaube nicht, dass es Jos Geyser war. Wenn er lügt, hat er einen Oscar verdient. Melinda ist sein einziges Alibi, und
     sie hat irgendetwas … Sie weiß nicht, was er gesagt hat. Lass sie reden, entlocke ihr Einzelheiten über gestern, was genau
     geschehen ist, und dann rufst du mich an, damit wir die Aussagen vergleichen können. Ich muss jetzt zum Kommissaris.«
    Dekker sah ihn nicht an. Griessel drehte sich um und ging den Flur entlang.
    »Bennie«, sagte Dekker, als Griessel das Foyer schon fast erreicht hatte. Griessel drehte sich um.
    »Danke«, sagte Dekker widerstrebend, aber ehrlich.
    Griessel winkte ab und ging.
    Einer der Männer im Wartebereich stand von einem Straußenledersofa auf, um ihn aufzuhalten. Bennie versuchte, einen Augenkontakt
     zu vermeiden, aber der Mann war zu schnell für ihn.
    »Sind Sie von der Polizei?« Er war groß, etwas über dreißig, und sein Gesicht kam Griessel sofort bekannt vor.
    Hastig und entnervt antwortete er: »Ja, aber ich kann jetzt nicht mit Ihnen reden.« Und er wollte schon hinzufügen: »Denn
     hier werde ich nur verarscht«, aber er ließ es sein. »Mein Kollege ist noch drinnen. Reden Sie mit ihm, wenn die beiden rauskommen«,
     sagte er stattdessen und eilte hinaus, die Treppen hinunter und über den Rasen bis zu seinem Auto.
    Ein Strafzettel hing an Griessels Windschutzscheibe, genau in der Mitte der Fahrerseite.
    »Scheiße!«, fluchte er. Nun kam noch mehr unnötiger Papierkram auf ihn zu. Die Metro-Polizei hatte genügend Zeit, Strafzettel
     zu verteilen, aber man sollte bloß nicht auf die Idee kommen, etwas anderes von ihnen zu verlangen. Er ließ den Zettel, wo
     er war, stieg ein, startete den Motor und setzte zurück. Kratzend knallte er die Gänge rein und fuhr los.
    Er musste mit dem Kommissaris noch einmal über seine neue Aufgabe reden.
    Denn Bennie Griessel, der große Mentor – das war einfach |200| nichts für ihn. Letzten Donnerstag hatte er John Afrika gefragt, was sein neuer Job beinhalte. Die Antwort hatte gelautet:
     »Bennie, du bist mein Sicherheitsnetz, mein Kontrolleur. Halte einfach nur ein Auge auf deine jungen Kollegen, beobachte ihr
     Tatort-Management, achte darauf, dass sie keine Verdächtigen übersehen. Denn weißt du, Bennie, wir drillen sie zwar, bis es
     ihnen zu den Ohren rauskommt, aber wenn sie dann zu einem Tatort kommen, haben sie Lampenfieber. Sie haben Schiss, oder was
     weiß ich. Vielleicht übernehmen wir sie zu früh, aber ich muss mein Soll erfüllen, was soll ich tun? Schau dir nur diesen
     verflixten Van der Vyver-Fall an. Jetzt verklagt er den Minister und fordert Millionen an Schadensersatz. Das darf nicht noch
     einmal passieren. Guck ihnen über die Schulter, Bennie, und versetze ihnen, wenn nötig, einen leichten Schubs.«
    Einen leichten Schubs?
    Auf einmal musste er scharf bremsen. Stau. Alle Fahrbahnen blockiert. Der Stromausfall hatte zur Folge, dass in der ganzen
     Stadt die Ampeln nicht mehr funktionierten. Überall herrschte Chaos.
    »
Jissis!
«, fluchte er laut. Der staatliche Stromversorger Eskom funktionierte noch beschissener als die SAPS. Ein schwacher Trost.
    Doch dann lehnte er sich in seinem Sitz zurück. Sich aufzuregen nützte gar nichts.
    Aber was sollte er tun?
    Von einem Fall zum anderen. Mal hier, mal da. Noch so ein sicheres Rezept für eine Katastrophe.
    Wenn Jos Geyser Adam Barnard nicht erschossen hatte …
    Der Mann, der ihn in der Plattenfirma aufgehalten hatte – plötzlich fiel ihm ein, wer das war. Iván Nell, der bekannte Sänger.
     Er hatte seine Stücke schon im Radio gehört. Gemäßigter Rock, wenn auch ein bisschen zu sparsam mit dem Bass. Es tat ihm leid,
     dass er sich nicht auf eine kurze Unterhaltung eingelassen hatte, dann hätte er Carla darüber schreiben können. Aber es war
     nicht zu ändern. Für nichts hatte er Zeit, außer fluchend im Verkehr festzusitzen.
    Und er hatte Hunger. Seit gestern Abend hatte er nichts mehr |201| gegessen, nur Kaffee getrunken, und sein Blutzucker war im Keller. Griessel hatte auf einmal Lust zu rauchen, öffnete das
     Handschuhfach, kramte darin herum, fand das halbe Päckchen Chesterfields und die mitgenommene Schachtel Lion-Streichhölzer
     und

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