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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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zündete sich eine Zigarette an. Er ließ das Fenster ein wenig hinunter und spürte, wie die Hitze von der Asphaltstraße
     aufstieg und zum offenen Fenster hereinströmte.
    Er zog an der Zigarette und blies den Rauch langsam aus, der sich hinter der Windschutzscheibe sammelte und dann zum offenen
     Fenster hinauswallte.
    Heute Morgen hatte ihm Alexandra Barnard eine Zigarette angeboten, und er hatte dankend abgelehnt. »Ein Alkoholiker, der nicht
     raucht?«, hatte sie gefragt. Und er hatte erwidert, er rauche zwar noch ab und zu, aber sein Freund bei den Anonymen Alkoholikern,
     ein Arzt, habe ihm abgeraten, daher rauche er nur noch selten.
    Da hatte sie gesagt: »Such dir einen anderen Freund.«
    Er mochte sie.
    Er hätte ihr keinen Alkohol geben sollen.
    Dann erinnerte er sich daran, dass er seinen Fehler wiedergutmachen wollte. Er wühlte mit einer Hand in der Jackentasche,
     während er eine Wagenlänge vorwärts rollte, zog das Handy hervor und wählte mit dem Daumen.
    Das Telefon läutete lange, wie üblich.
    »Bennie!«, rief Doc Barkhuizen, wie immer voller Enthusiasmus. »Hältst du durch?«
    »Doc, hast du schon einmal etwas von der berühmten Sängerin Xandra Barnard gehört?«
     
    »Die interessieren sich ziemlich für eines der Häuser hier«, sagte Barry am Handy. In seinem schrottreifen roten Toyota-Pickup
     fuhr er langsam die Bo-Oranje hinunter.
    »Was heißt das, sie interessieren sich dafür?«
    »Großes Polizeiaufgebot auf dem Bürgersteig, und diese dicke Polizistin steht mit einem alten Mann im Garten.«
    »Finde raus, was da los ist.«
    Barry beobachtete die Häuser in der Straße. Rechts, hundert |202| Meter schräg gegenüber des viktorianischen Hauses, führte ein langer, asphaltierter Weg auf eine Garage zu. »Bingo!« Dann
     sah er, dass ein Polizist auf ihn aufmerksam geworden war. »Mach ich. Aber nicht jetzt. Jetzt sind mir zu viele Bullen da.
     Vielleicht so in zehn Minuten.«

[ Menü ]
    |203| 11:03 – 12:00
    |205| 21
    Die fauchende Gaslampe stand auf dem Studiomischpult und warf Melinda Geysers Schatten lang und bizarr an die gegenüberliegende
     Wand. Ihr Gesicht war nur wenige Zentimeter von der Trennscheibe entfernt. Die Aufnahmekabinen auf der anderen Seite lagen
     im Halbdunkel. Dekker saß vornübergebeugt auf einem Leder-Bürostuhl, die Ellbogen auf den Knien, weil die Lehne des Stuhls
     laut knarrte, wenn er sich bequemer zurücklehnte. Er schwitzte. Ohne Klimaanlage wurde es hier drinnen langsam unerträglich.
    »Es tut mir leid, wenn es ein Missverständnis gegeben hat«, sagte sie und verschränkte die Arme unter der Brust. Sie war durchaus
     keine unattraktive Erscheinung – grüne Bluse, Jeans, weißer Ledergürtel mit großer Silberschnalle, weiße Keilpantoletten mit
     Korksohlen. Aber irgendetwas störte ihn. So hatte er sich eine Gospelsängerin nicht vorgestellt, die Kleidung saß ein klein
     wenig zu eng, und damit erinnerte sie ihn an die Frauen, die normalerweise am dreistesten ihr Interesse an ihm bekundeten:
     Ende dreißig, Anfang vierzig, welkende Schönheit, fest entschlossen, in ihren letzten sexuell aktiven Jahren noch einmal ein
     Abenteuer zu erleben.
    Vielleicht hatte es aber auch damit zu tun, dass sie Sängerin war, dachte er und antwortete: »Ich habe wohl auch etwas überreagiert.«
     Die Aufrichtigkeit in seiner Stimme überraschte ihn selbst.
    »Wissen Sie, was der Unterschied zwischen der Aufnahme einer CD und dem wirklichen Leben ist?«, fragte sie, während sie unverwandt
     in die Scheibe starrte. Er fragte sich, ob sie ihr Spiegelbild ansah.
    »Nein«, sagte Dekker.
    »Der Unterschied ist, dass man im Leben nur einen
take
bekommt.«
    |206| Wollte sie ihm eine Predigt halten?
    »Adam hatte mich noch nie gebeten, allein hereinzukommen. Gestern Morgen aber hat er mich angerufen und gesagt, er müsse mich
     sehen. Genau so hat er sich ausgedrückt, als habe er keine andere Wahl. Als sei ich in Schwierigkeiten. ›Ich muss mit dir
     reden. Mit dir allein‹, sagte er, wie ein Schuldirektor, der ein ungezogenes Kind herbeizitiert.«
    Sie änderte ihre Position, löste die Arme, drehte sich zu Dekker um und ging zwei Schritte zu einem Lederzweisitzer ihm gegenüber,
     die rechte Hand auf der Lehne, die linke Hand neben sich auf dem Polster. Sie sah ihm in die Augen und sagte: »Wenn man in
     seiner Vergangenheit Dinge getan hat, die einen einholen können, dann sagt man ›Ja‹. Dann erzählt man seinem lieben Mann eine
     Lüge, Meneer

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