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Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Direktors. Der große Bürosessel war gemütlich, der mächtige Schreibtisch sauber und aufgeräumt.
     Er betrachtete das weiße Blatt Papier, das ihm der Provinzkommissaris gegeben hatte. Darauf stand
Bill Anderson.
Und die Nummer, mit der Vorwahl von Amerika.
    Er hatte keine Lust zu diesem Anruf. Er konnte so etwas nicht gut. Er würde sich zu sehr anstrengen, beruhigend zu wirken,
     er würde falsche Hoffnungen wecken, denn er wusste nur zu gut, wie der Mann sich fühlen musste. Angenommen, Carla würde ihn
     aus London anrufen und ihm erzählen, sie würde von Männern verfolgt, die schon ein anderes Mädchen umgebracht hatten? Er wäre
     wie von Sinnen, er würde in das nächste Flugzeug steigen.
    Aber das war es nicht, was ihn belastete.
    Kaum war John Afrika hinausgegangen und hatte die Tür hinter sich geschlossen, fragte sich Griessel, was wäre, wenn Rachel
     Anderson keine Drogenschmugglerin war.
    Gennady Demidov hatte einen Ruf wie Donnerhall. Das Netz seiner Aktivitäten war weitverzweigt. Gerüchte behaupteten, er habe
     Stadtratsmitglieder auf seiner Lohnliste. Und SAPS-Mitglieder. Zumindest ein paar Angehörige des mittleren Dienstes. Es gab
     eine Anzeige wegen Körperverletzung, einen schwerwiegenden Fall, bei dem Leute mit Baseballschlägern verletzt worden waren,
     weil sie ihren Grund und Boden nicht an Demidov verkaufen wollten – Immobilien, die wiederum der Stadtrat für das neue WM-Fußballstadion
     aufkaufen sollte. Doch dann war die Akte in der Dienststelle von Seepunt auf einmal verschwunden, und die Zeugen weigerten
     sich auszusagen.
    Die Sondereinheit zur Bekämpfung des Organisierten Verbrechens war sechs Monate zuvor unter großem Tamtam gesäubert worden.
     Es gab einen neuen Leiter und neue Ermittler, zahlreiche von ihnen aus Gauteng und KwaZulu, aber sechs Monate waren eine lange
     Zeit. Und die Taschen des Russen waren tief.
    |231| Doch diese Theorie würde seinen Vorgesetzten wohl kaum gefallen.
    Griessel seufzte, nahm den Hörer ab, wählte und hörte das Freizeichen.
    »Hier spricht Captain Bennie Griessel«, würde er sagen.
    Und wenigstens das würde ihm verdammt viel Vergnügen bereiten.

|232| 24
    Vusi Ndabeni und Mbali Kaleni standen zusammen mit dem jungen Mann in der Schürze in einem kleinen Büro-Kabuff des Carlucci’s
     vor dem Computer. Sie sahen zu, wie die Mails langsam geladen wurden.
    »Haben Sie kein ADSL?«, fragte Kaleni, als sei das eine Sünde.
    »Brauchen wir nicht«, antwortete der junge Mann.
    Vusi fragte sich, ob er wissen müsste, was ADSL war, aber er wurde von Kalenis Handy gerettet.
    »Ja?«, fragte sie schnippisch und entnervt. Dann hörte sie dem Anrufer lange zu. »Augenblick«, sagte sie, nahm ihre große
     schwarze Handtasche von der Schulter, griff mit einer Hand tief hinein und fischte ein Notizbuch mit daran hängendem Stift
     heraus. Gewichtig klappte sie das Buch auf, legte es auf den Tisch, drückte die Mine des Kulis heraus und sagte: »Okay, legen
     Sie los. – Sie sollen mir das Kennzeichen durchgeben!«
    Sie schrieb mit, sagte: »Okay, ich habe alles«, und unterbrach die Verbindung. »Vusi, ich fahre nach Parklands. Die haben
     einen Wagen mit passendem Kennzeichen ausfindig gemacht.«
    »Einen Land Rover Defender?«
    »Ja. Angemeldet wurde er im September 2007 auf einen Mr J. M. de Klerk. Atlantic Breeze 24 in Parkland, ein Land Rover Defender
     110 Hard Top. Kennzeichen CA 416 7889. Der Besitzer ist Jahrgang 1985. Noch jung.«
    »Kein Russe«, bemerkte Vusi enttäuscht.
    »Muss einen reichen Papi haben«, sagte der junge Mann mit der Schürze, während er eine E-Mail öffnete. »Diese dicken Schlitten
     kosten um die dreihunderttausend.«
    »Wo arbeitet er?«, fragte Vusi hoffnungsvoll.
    »Unter derselben Adresse. Er arbeitet von zu Hause aus.«
     
    |233| Griessel hörte das Freizeichen, glasklar – auf einem anderen Kontinent klingelte ein Telefon. Er fragte sich, wie spät es
     jetzt in West Lafayette, Indiana war.
    »Anderson«, sagte eine Stimme am anderen Ende der Leitung.
    »Mr Anderson, mein Name ist Bennie Griessel …« Griessel war sich seines Afrikaans-Akzents bewusst, und für den Bruchteil einer
     Sekunde lag ihm der logische Folgesatz auf der Zunge: »… und ich bin Alkoholiker.« Er schluckte ihn hinunter und sagte stattdessen:
     »Ich bin Captain der South African Police Services und verantwortlich für die Suche nach Ihrer Tochter. Es tut mir leid, was
     passiert ist, aber ich versichere Ihnen, dass wir unser

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