Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dreizehn Stunden

Titel: Dreizehn Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
Vertrag herauszukommen. Und dann gab es plötzlich zwei Trittbrettfahrerinnen, zwei ehemalige Stars …«
    »Meneer Mouton«, sagte Dekker und bremste ihn mit einer Handbewegung. »Center Stage?«
    »Unsere Konkurrenz. Sie hatten erst nur englische Künstler, da kam die Afrikaans-Welle, und sie versuchten, Künstler anderer
     Labels abzuwerben. Nikki Kruger ist übergelaufen, und die Bloedrivier Blues Band. Und Ministerie van Musiek. Aber nur Nerina
     hat ihn wegen sexueller Belästigung angezeigt.«
    »Und dann haben sich auch noch andere Frauen gemeldet?«
    »Ja, nur wegen der Publicity. Tanya Botha und Largo, sie waren beide gefloppt …« Er sah, wie Dekker die Stirn runzelte. »Gefloppt,
     Sie wissen schon, die Verkaufszahlen waren in den Keller gerauscht. Bei Tanya war es sehr schnell gegangen. Auf ihren ersten
     beiden CDs hat sie Stücke gecovert, und wir hatten einen |226| schönen Klang für sie entwickelt, aber auf einmal wollte sie nur noch ihre eigenen Stücke singen, schwermütige Herzschmerzschnulzen,
     das wollte doch keiner hören. Und die Largo … ich weiß nicht, ich glaube, ihr Verfallsdatum war einfach gekommen.«
    »Und da haben die beiden Adam Barnard ebenfalls sexuelle Belästigung vorgeworfen?«
    »Ja, es stand auf der Titelseite von
Rapport
. ›Sexuelle Belästigung – Sängerinnen klagen an‹ oder so ähnlich.«
    »Was genau hat Nerina Stahl ihrem Arbeitgeber vorgeworfen?«
    »Einen Haufen Scheiße, das habe ich Ihnen doch schon gesagt! Plötzlich hieß es, Adam habe sie nie in Ruhe gelassen, habe sie
     in seinem Büro ständig betatscht und sie bedrängt, mit zu ihm nach Hause zu kommen. Dabei weiß jeder, dass Xandra krank zu
     Hause sitzt und Adam so was niemals getan hätte.«
    »Und dann?«
    »Da sagten wir Nerina, wir würden sie aus dem Vertrag entlassen, und die Aufregung legte sich wieder. Tanya Botha tauchte
     mit ihrem Anwalt hier auf. Wir boten ihr dreißigtausend, und da war auch sie wieder glücklich. Sie bringt demnächst bei irgendeinem
     neuen Label eine Gospel-CD heraus. Momentan singen ja alle Gospels, der Markt boomt wie verrückt.«
    »Wann war zuletzt von diesen Dingen die Rede?«
    »Ich weiß nicht … Die Zeitungen haben immer dann darüber geschrieben, wenn gerade Flaute herrschte. Regardt?«
    »In den letzten fünf, sechs Monaten war es ruhig. Aber jetzt, wo Adam tot ist …«
    »Sie können sich ja vorstellen, was jetzt los sein wird. Und niemand wird sich daran erinnern, dass er die afrikaanssprachige
     Musik gerettet hat.«
    »Inwiefern?«, fragte Dekker.
    »Niemand hat mehr für die Liedermacher getan als Adam Barnard. Außer vielleicht Anton Goosen.«
    »Was sind Liedermacher?«
    »Das war vor Ihrer Zeit, in den frühen Achtzigern. Man muss die ganze Szene von damals kennen. In den Siebzigern haben die |227| Afrikaner nur Schnulzen gehört – Jim Reeves, Gé Korsten, Min Shaw, Groep Twee, Herbie en Spence … süßlicher Pop, eskapistische
     Texte in der goldenen Ära der Apartheid. Das Volk wollte nicht denken, sondern nur mitsummen. Doch dann kamen Männer wie Anton
     Goosen und Koos du Plessis und schrieben originelle Stücke, großartige Texte. Damals sprach man von der Liedermacherbewegung.
     Fragen Sie mich nicht, warum. Den Stücken der Liedermacher musste man zuhören, die konnte man nicht einfach mitsummen. Adam
     war damals Mitte zwanzig und hat bei De Vries & Kotzé gearbeitet, einer dieser großen Rechtsanwaltskanzleien, aber er war
     nicht glücklich, denn sein Herz gehörte der Musik. Er hat sich alle Künstler angehört, ist zu Live-Auftritten in Pubs und
     kleinen Clubs gegangen. Er sah die vielen Talente, für die sich jedoch keines der wichtigen Labels interessierte. Die suchten
     nur die großen Stars. Da entdeckte er Xandra. Wussten Sie, dass Alexa Barnard ein Star war?«
    »Ich habe davon gehört.«
    »Er hat seinen Job geschmissen und AfriSound aufgezogen. Er nahm Xandra und noch ein paar andere unter Vertrag. Er suchte
     die besten Songs zusammen und vermarktete sie klug, denn er wusste, dass das die Zukunft war. Anfangs lief alles noch in kleinerem
     Maßstab, es gab außer Xandra noch keine großen Stars, aber trotzdem haben alle ganz ordentlich verdient. Doch dann kam Voëlvry,
     und Adam legte richtig los.«
    Mouton seufzte. »Schon mal was von Johannes Kerkorrel und Koos Kombuis gehört?«
    »Klar.«
    »Sie gehörten dazu. So habe ich angefangen, ich bin mit einigen von den Jungs getourt. Wir haben in Kleinbussen geschlafen,
    

Weitere Kostenlose Bücher