Dreizehn Stunden
der Motor machte einen Heidenlärm,
die Rotoren beschleunigten. Dann hoben sie ab, und sein Magen drehte sich um. Mit zitternden Händen setzte er die Kopfhörer
auf und beobachtete, wie der De Waalpark unter ihm immer kleiner wurde.
Manchmal fallen die Dinger vom Himmel, dachte er. Man darf nicht hinuntergucken, hatte einmal jemand zu ihm gesagt, aber plötzlich
lag die Stadt unter ihm, das Parlament, das Kastell, die Gleise zum Bahnhof in Reih und Glied, der Hafen, das Meer, gleißend
blau, als es die Sonne reflektierte. Vusi zog die Sonnenbrille aus der Jackentasche, setzte sie auf und fragte: »Weiß Table
View, dass wir kommen?« Er blickte mit tiefer Verwunderung auf Robbeneiland hinunter.
»Sie müssen das Mikrofon verstellen – es ist zu weit von ihrem Mund weg«, erklärte der Copilot und zeigte ihm, was er machen
musste.
Vusi bog das Mikrofon so, dass es vor seinem Mund hing. »Weiß Table View, dass wir kommen?«
»Wollen Sie mit ihnen reden?«, fragte der Pilot.
»Ja, bitte. Wir brauchen Patrouillenfahrzeuge.«
»Ich funke sie für Sie an.«
Und dann, die glitzernde Tafelbaai links von ihm und das ausgedehnte Industriegebiet von Paardeneiland zu seiner Rechten,
redete Inspekteur Vusumuzi Ndabeni mit dem Dienststellenleiter von Table View über Hubschrauberfunk, und als er fertig war,
dachte er: Was würde meine Mutter sagen, wenn sie mich jetzt sehen könnte?
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Wieder trabte Bennie Griessel die Buitengracht entlang. Der Stau hatte sich inzwischen in Nichts aufgelöst. In Gedanken war
Griessel bei der flüchtenden Rachel Anderson. Wohin war sie unterwegs? Die einzige Möglichkeit war das Cat & Moose Youth Hostel,
denn dort warteten ihr Gepäck und ihr Freund, Oliver Sands. Wo sonst sollte sie hingehen?
Er rief am Caledonplein an und bat den Kollegen am Funk, eine Einheit in die Langstraat zu schicken. »Aber sie sollen nicht
direkt vor dem Cat & Moose parken. Und sie sollen drinnen warten. Wenn sie kommt, soll man sie nicht gleich sehen.«
Mehr konnte er nicht tun. Der Augenzeuge im Carlucci’s hatte sich – laut Vusi – die heimlich geschossenen Fotos der Mitglieder
von Demidovs Handlangern angesehen, die die Einheit Organisiertes Verbrechen geschickt hatte, aber bei jedem den Kopf geschüttelt.
Nein, die seien es alle nicht gewesen.
Was jedoch nicht viel bedeuten musste. Vielleicht hatten die Kollegen nicht alle Fotos geschickt, oder die Aufnahmen waren
alt. Oder sie hatten keine Fotos von allen Mitarbeitern Demidovs.
Entweder er oder Vusi mussten zum Van Hunks zurückkehren. Doch erst sollten die Kollegen überprüfen, ob die Hilfe von Table
View etwas brachte. Und er musste die Suche effektiver strukturieren. Er musste die Dienststelle Caledonplein als Basis benutzen,
sie lag zentral, und von dort aus lief der Funkkontakt mit den Streifen.
Die letzten zweihundert Meter zu seinem Auto legte er im Laufschritt zurück, wobei ihm die Hitze zu schaffen machte, die sich
inzwischen wie eine Decke über die Stadt gelegt hatte.
»Ich weiß nicht, wofür das war«, behauptete Willie Mouton und reichte Dekker die Rechnung über den Schreibtisch hinweg |240| zurück. »Und ich glaube nicht, dass die es Ihnen verraten werden.«
»Ach nein?«
»Zu heikel. Wegen der Schweigepflicht über Kundendaten.«
»Wie bitte?«
»Du irrst dich, Willie«, sagte Groenewald, der Anwalt.
»Nein, so ist es. Die Firma garantiert Vertraulichkeit. Deswegen arbeiten wir mit ihnen.«
»Die Schweigepflicht gilt nur für Ärzte, Psychiater und Juristen, Willie. Wenn die Polizei einen Durchsuchungsbeschluss hat,
kann sie die Informationen einfordern.«
»Aber was nützt dann die Garantie?«, fragte Willie mit hüpfendem Adamsapfel.
»Arbeiten Sie bei Jack Fischer mit einer bestimmten Person zusammen?«, fragte Dekker.
»Wir arbeiten ausschließlich mit Jack persönlich. Aber Sie sind auf dem Holzweg, das versichere ich Ihnen.«
Rachel Anderson hörte den Hubschrauber nicht mehr.
Zuerst empfand sie die Stille als unheilverkündend, dann wurde sie allmählich normal, beruhigend. Trotz ihrer Spuren im Blumenbeet
und obwohl nur zwei Schritte von ihrem Versteck entfernt eine Polizistin gestanden hatte, war sie ihnen entschlüpft.
Sie hatte beschlossen, einfach an Ort und Stelle liegenzubleiben.
Rachel sah auf ihre Armbanduhr. Es war elf Minuten nach zwölf. Noch acht Stunden, bevor die Sonne unterging. Eine lange Zeit.
Aber genug, dass man sie bis dahin an
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