Dreizehn Stunden
Mouton nicht besonders herzlich.
Dekker nahm Platz. »Heute Morgen, im Haus der Barnards, haben Sie ›Adams Manie‹ erwähnt, kurz bevor Mevrou Barnard …«
Er sah, wie Mouton seinem Anwalt einen kurzen Blick zuwarf, als brauche er grünes Licht.
»Es hat sogar schon in der Zeitung gestanden, Willie«, beruhigte ihn der Anwalt gemessen.
Mouton räusperte sich und fuhr sich kurz mit einer Hand über den kahlgeschorenen Kopf. »Seine Frauenmanie. Sexuelle Belästigung«,
sagte er sichtlich widerstrebend.
Dekker wartete ab.
»Ich glaube aber nicht, dass das etwas mit seinem Tod zu tun hat.«
»Das soll die Polizei entscheiden, Willie«, mahnte der Anwalt.
»Natürlich, Regardt, aber vor fünfzehn Jahren konnte ein Kerl noch ohne Risiko einer Frau Avancen machen. Sie hatte keine
Lust? Nichts für ungut. Kein Hahn hat danach gekräht. Heutzutage heißt es dann gleich, es sei sexuelle Belästigung gewesen.«
Wieder fuhr er mit einer Hand über den Kopf, eine Geste der |224| Unsicherheit. Er fasste an seinen Silberohrring und rutschte plötzlich auf seinem Stuhl nach vorn, als habe er einen Entschluss
gefasst. »Jeder weiß, dass Adam die Frauen liebte. Aber die Frauen waren auch hinter ihm her. Sie haben es herausgefordert,
glauben Sie mir. Schon vor fünfzehn Jahren, als ich noch Bands promotet und Tourneen organisiert habe, habe ich die Kerle
reden hören: Adam hat Xandra zu Hause sitzen, aber er kann den Hals nicht voll kriegen, er macht immer weiter. Dann hat er
mich für AfriSound angeworben, als voller Teilhaber, ich sollte die Produktion und die Promotion übernehmen. Dabei hat er
mich von Anfang an gewarnt: ›Damit du es weißt, Willie, ich liebe die Frauen.‹ Er hat sich dafür geschämt. Aber sexuelle Belästigung?
Völliger Blödsinn. Natürlich hat er es immer wieder mal versucht, eine rumzukriegen. Aber er hat nie eine Frau erpresst und
gesagt, er würde sie nur unter Vertrag nehmen, wenn sie mit ihm schliefe. Niemals. Er hat sich Demo-CDs angehört oder ist
auf ein Konzert gegangen, und dann hat er ja oder nein gesagt – ›Wir nehmen dich unter Vertrag, du hast Potenzial‹, oder:
›Nein, du bist nicht gut genug für uns.‹ Ich sage Ihnen, es hat einige Sängerinnen gegeben, die versucht haben, sich an ihn
ranzumachen, die hier in sein Büro marschiert kamen, ganz Busen und Beine und Make-up, mit klappernden Lidern, denen hat er
glatt ins Gesicht gesagt: ›Ich kann’s dir ordentlich besorgen, aber unter Vertrag nehme ich dich nicht.‹«
»Ich kann’s dir besorgen«, wiederholte Dekker nachdenklich. Die Weißen hatten so ihre eigene Ausdrucksweise.
»Sie wissen schon, was ich meine.«
»Und wie war das mit der sexuellen Belästigung?«
»Vor einem Jahr erhielt Nerina Stahl plötzlich ein Riesenangebot von Center Stage, und plötzlich stand überall in der Zeitung,
Adam habe sie belästigt.«
»Ich kann Ihnen nicht folgen. Können Sie mir das näher erklären?«
»Nerina Stahl … die Sängerin.«
Dekker schüttelte den Kopf. Er kannte sie nicht.
»Bestimmt hören Sie Kfm – die verschlafen den Afrikaans-Boom.«
|225| »5FM«, erwiderte Dekker.
Mouton nickte, als habe er sich das gedacht. »Adam hat ihre Karriere aufgebaut. Vor vier Jahren hat sie noch …«
»Es geht jetzt um Nerina Stahl?«
»Ja, sie hat für McCully bei einem Abba-Tribute gesungen, einen Monat im Liberty in Johannesburg, einen Monat hier im Pavilion,
in einer dieser Shows, die kommen und gehen. Eines Abends hat Adam sie sich angesehen. Schönes Mädchen, süße Stimme, jung
– sie war damals 24, kam ursprünglich aus Danielskuil oder Kuruman … Aber wenn wir sie nicht aufgebaut hätten, würde sie jetzt
für eine große Immobilienfirma Häuser in Plattekloof verkaufen, das sage ich Ihnen. Adam hat sie zum Essen eingeladen und
ihr eine Solokarriere in Aussicht gestellt, da hat sie noch am selben Nachmittag unterschrieben. Wir haben ihr eine Brustvergrößerung
bezahlt, Adam hat eine Reihe deutscher Schlager für sie ins Afrikaans übersetzt, und wir haben ein bisschen in Musikvideos
investiert. Daraufhin hat sich die CD fünfundzwanzigtausend Mal verkauft. Zwei Jahre später ist sie in den ganz großen Musiksendungen
im Fernsehen aufgetreten. Sie war noch ein Jahr bei uns unter Vertrag, dann hat Center Stage ihr mehr geboten, und sie ist
mit der dieser bescheuerten Sexgeschichte an die Öffentlichkeit gegangen, weil das die einzige Möglichkeit war, aus ihrem
Weitere Kostenlose Bücher