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Drift

Drift

Titel: Drift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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wollen wir alles wegschnupfen, denn jetzt ist es kurz vor vier und spätestens um fünf müssen wir uns in ein Taxi setzen.«
    »Ich hab eine Nummer«, sagte Martin und zog sein Portemonnaie mit der Nummer des Taxifahrers hervor, der ihm das Zimmer bei Frau Juric besorgt hatte.
    »Voilà«, sagte er und las vom Visitenkärtchen ab: »Taxi Vedran und Handynummer. Hast du ein Telefon?«
    »Im Gang. Aber komm, lass uns zuerst mal was reinhauen«, sagte Fred und sniffte eine fette Linie hoch.
    »Jetzt du.«
    Martin nahm das Papierröllchen, bückte sich über den Spiegel und nahm die Linie.
    Bumm.
    »Der Hammer!«, rief er aus, noch bevor Fred ihn fragen konnte, wie er den Stoff fand.
    »Wow, gib mir noch eine!«
    Fred grinste und machte noch zwei Linien zurecht.
    »Komm, gib mir die Visitenkarte, du kennst die Adresse nicht.«
    Martin gab sie ihm.
    »Meinst du, der kommt auch? Die Taxis hier sind nicht dasselbe wie in der Schweiz.
    »Lass mich anrufen, dann kommt er. Er hat mir das Zimmer bei der Witwe vermittelt.
    |262| Fred schrieb die Adresse auf die Rückseite des Visitenkärtchens und machte die nächsten zwei Linien bereit, während Martin das Telefonat erledigte. Er kam zurück ins Wohnzimmer, wo ihm Fred das Röhrchen hinhielt.
    »Und?«, fragte er.
    Martin hob den Daumen.
    »Ist erledigt. Er wird um Punkt fünf Uhr unten auf uns warten.
    »Gut, sehr gut. Ich pack noch schnell ein paar Sachen ein, dann hab ich nachher keinen Stress. Bedien dich einfach, mein Freund.«
    Martin grinste high und breit.
    »Mach ich, mein Freund, mach ich gerne.
    »Es muss alles weg, bevor wir durch den Zoll gehen.«
    »Es muss alles weg, bevor wir durch den Zoll gehen«, wiederholte Martin idiotisch.
    Fred schüttelte den Kopf.
    »Na, du bist mir wirklich ein Vogel«, sagte er und verschwand für ein paar Minuten im Nebenzimmer.
    Martin machte vier Linien und nahm eine. Das Koks war von überdurchschnittlicher Qualität und machte ihn vollkommen klar und leicht im Kopf, dabei ruhig und beinahe ein wenig melancholisch im Herzen – ein Zeichen für die außergewöhnliche Reinheit des Materials.
    Er warf einen Blick auf die Vitrine, in der Dutzende von Photos in silbernen und Messingrahmen standen.
    »Wo ist deine Tante?«, rief er ins Nebenzimmer.
    »In Dubrovnik, bei ihrer Schwester, meiner anderen Tante.«
    »Und dein Onkel?«
    »Gestorben im Krieg.«
    Martin fühlte eine Schwere sein Rückgrat hochklettern und zog sich schnell noch eine Linie durch die Nase.
    »Sorry«, sagte er.
    »Danke«, antwortete Fred und stand wenige Sekunden später mit einem Rollkoffer und einem Rucksack im Wohnzimmer.
    |263| »Es hat ihn in der ersten Woche erwischt. Eine Granate.«
    »Scheiße«, sagte Martin und Fred nickte.
    Er stellte Koffer und Rucksack zu Martins Sachen in den Gang, setzte sich wieder Martin gegenüber aufs Sofa und nahm gleich beide Linien auf einmal.
    »Aaaah!«, seufzte er.
    »Gutes Zeug«, sagte Martin.
    »Überdurchschnittlich gutes Zeug. Hab ich von einem Bekannten.«
    »Das Zeug ist der Hammer!«
    Sie hoben die Gläser und stießen an.
    »Prost!«, sagte Martin.
    »Auf unsere Zukunft!«, sagte Fred.
    Sie tranken ihre Gläser leer und Fred schenkte nach.
    »Wie geht’s der Wange?«
    »Wange?«
    Fred prustete los. Martin hatte tatsächlich vergessen, dass ein riesiges Pflaster seine linke Wange schmückte. Er fasste vorsichtig danach und stimmte in Freds Lachen ein.
    »Fuck«, sagte er und Fred doppelte nach.
    »Fuck.«
    »Fuck, fuck, fuck!«
     
    Hätte Vedran nicht um zehn nach fünf zwei Mal heftig auf die Hupe gedrückt, Martin und Fred hätten ihren Flug verpasst. Sie rannten die Treppen hinunter und warfen ihre Sachen in den geöffneten Kofferraum.
    »Was, um Himmels willen, ist mit deinem Gesicht?«, fragte Vedran, während er den alten Mercedes mit Vollgas in Richtung Flughafen steuerte.
    »Auf die Fotze gekriegt«, antwortete Fred an Martins Stelle und Martin nickte bestätigend, als Vedran ihn im Rückspiegel mit hochgezogenen Augenbrauen ungläubig anstarrte.
    »Wisst ihr, wer das war? Wollen wir uns drum kümmern?«
    |264| »Nein, Vedran, vergiss es einfach«, sagte Martin.
    Fred drehte sich auf dem Beifahrersitz zu ihm um.
    »Fred, unser Flug geht in einer Stunde«, versuchte Martin Fred von der Idee abzubringen.
    »Stimmt«, sagte Fred und blickte wieder auf die im Sonnenaufgang orange leuchtende Straße vor ihnen. »Leider haben wir keine Zeit, Vedran. Aber wenn du mir dein Kärtchen gibst, melde ich mich in

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