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Drift

Drift

Titel: Drift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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wehtun.
    Als man das Gewehr erneut auf die Scheune richtet, liegt Nada im Licht der Glühbirne am Boden, versucht, an ihr Gewehr zu kommen, und einer der Männer, der das Haus verlassen hatte, humpelt auf sie zu, sein Gewehr hinter sich herschleppend. Als er vor ihr steht und die Kalaschnikow mit beiden Händen hochhebt, um Nada zu erschießen, trifft ihn das Projektil, das man abfeuert, ins Ohr und er stürzt wie ein gefällter Baum neben Nada zu Boden. Boro ist nicht zu sehen, er muss sich in der Scheune verschanzt haben, aus der weitere Schüsse zu hören sind. Nada kriecht zu ihrem Gewehr, dreht sich, immer noch liegend, zur Scheune und schießt ihr Magazin leer. Aus der Scheune kommt kein Laut mehr. Man zielt wieder aufs Haus, wo immer noch gekämpft wird. Lichtblitze von den Salven |143| leuchten durch die Fenster des unteren und oberen Stockwerks. Unten kann man kein Ziel erkennen, also sucht man die oberen Fenster ab und sieht einen Cetnik, der hinter dem Türrahmen steht und immer wieder in den Gang feuert: Man nimmt ihn ins Visier, atmet aus und drückt ab. In die Brust getroffen, dreht er sich noch um und schießt ziellos im Raum umher, bevor er in die Knie geht und Gesicht voran zu Boden fällt. Im nächsten Moment kommt Marina durch die Tür und schießt ihm in den Kopf. Ein Blick zur Scheune, wo Nada bewegungslos vor dem offenen Tor liegt und kein Boris zu sehen ist, und aufs Haus, wo im unteren Stock immer noch geschossen wird, und man befindet, Markos Befehl erfüllt zu haben und rennt, entgegen seinen Anweisungen, den Hügel hinunter, direkt aufs Haus zu.
    Völlig außer Atem wirft man sich gegen die Mauer neben der offenen Türe, zählt bis zehn und riskiert einen kurzen Blick hinein, zieht den Kopf sofort wieder zurück. Josko und Marko schießen aus dem Gang ins Wohnzimmer, von wo aus zurückgeschossen wird. Also geht man zum Fenster, wo einen die beiden sehen können, hält eine Granate in die Höhe und macht ein fragendes Gesicht. Marko sieht einen erstaunt an, nickt dann aber. Man geht zurück zur Türe, zieht den Stöpsel raus, die beiden schießen und man wirft die Granate hinter der Tür hervor aufs Geratewohl links um die Ecke und bringt sich hinter der Mauer in Sicherheit; eine Explosion, Schüsse aus Markos und Joskos Richtung, dann Stille. »Komm rein, alles klar!«, ruft Marko und man betritt vorsichtig das komplett zerstörte Wohnzimmer. Hinter einem umgekippten Sofa und den steinernen Mauern eines Kamins liegen drei Leichen, mehr oder weniger von der Granate zerfetzt. Unter und neben dem Tisch noch zwei. »Nada!«, platzt man heraus und rennt aus dem Haus, Josko folgt einem. Man rennt zur Scheune und bückt sich über sie, während Josko die Scheune betritt, um sicherzugehen, dass keine Gefahr mehr droht, und um nachzusehen, wo Boro ist.
    Nada liegt auf dem Gesicht und man dreht sie vorsichtig um. Sie |144| lächelt schwach. »Nada …!«, flüstert man. »Sie haben mich erwischt«, hustet sie, immer noch lächelnd, »aber ich hab drei von ihnen umgebracht.« – »Gut gemacht«, sagt man und sieht nach, wo sie getroffen wurde. Man sieht nichts. »Wo hat es dich erwischt?«, fragt man und sie sagt: »Überall.« Man versteht nicht und tastet ihren Oberkörper ab, als man in Schultergegend warme Flüssigkeit fühlt. »Wo noch?«, fragt man und sie sagt, jetzt nicht mehr lächelnd, sondern mit schmerzverzerrtem Gesicht: »Oberschenkel.« Man sieht nach und stellt fest, dass die Kugel den Knochen glatt entzweit hat. Sie blutet stark, und man drückt auf die Wunde und ruft nach Josko. Statt Josko kommt allerdings Marko vom Haus herübergelaufen. »Hast du Verbandszeug?«, fragt man ihn, während er sich schon den Gürtel aus der Hose zieht. »Hol welches bei Josko«, sagt er und schubst einen weg, um die Arterie am Bein mit dem Gürtel abzuklemmen. Man steht auf und geht in die Scheune. Der verstümmelte Mann am Balken ist tot, von Kugeln durchsiebt, wenigstens das, denkt man, seine Qualen sind zu Ende. Links, hinter einem alten Traktor, ragt die Leiche eines Cetniks hervor, rechts, aus der Tür eines separaten, kleinen Raumes, der Oberkörper eines anderen. Der Metzger, dem Nada einen Bauchschuss verpasst hat, liegt vor einem, leise wimmernd. Erst jetzt hört man Josko leise sprechen und geht auf die Stimme zu. Hinter dem rechten Flügel des Scheunentors sieht man ihn neben Boro kauern, der mit ausgestreckten Beinen und hängenden Armen an die Wand gelehnt ist. Aus seinem Mund fließt

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