Drimaxid 01 - Die Zelle
ging zur Schleuse hinüber.
»Wo willst du hin?«, fragte Adam und deutete einen Messerwurf in Rolands Richtung an. Roland verdrehte die Augen und wirkte enttäuscht.
»Ich werde dich zu ihr bringen«, säuselte er. »Wenn du weiter an der Lüge festhalten willst, dann musst du sie dringend davon abhalten, dass sie es checkt.«
Adam wusste noch immer nicht, wovon Roland sprach, aber er beschloss dem Krieger zu folgen. Vielleicht würde ihn dieser tatsächlich zu Eve führen. Das Letzte, was Adam jetzt gebrauchen konnte, war Einsamkeit. Roland öffnete die Schleuse (von der Eisenstange fehlte jede Spur) und ging hindurch. Adam folgte ihm. Misstrauisch. Abwartend. Er stieg durch den Durchgang und plötzlich war Roland verschwunden.
»Hier!«, rief ihm eine Stimme zu.
Roland stand am anderen Ende des Korridors und winkte.
Wie hat er das nur geschafft? , fragte sich Adam völlig perplex.
Sein Blick fiel auf die gegenüberliegende Schleuse. Der Durchgang zur Krankenstation stand sperrangelweit offen! Adam spürte, dass sie keine Zeit zu verlieren hatten. Irgendetwas war nicht in Ordnung.
Vorsichtig balancierte er über den schmalen Sims zu seiner Linken. Er wusste, dass ihr Unterfangen Wahnsinn war. Vor wenigen Stunden war Adam noch mit Eve durch exakt diesen Korridor gerannt, auf der Flucht vor einem körperlosen Ungeheuer, dem sie gerade noch so entkommen waren, und nun war er ihm Begriff sich zum zweiten Mal in die Höhle des Löwen zu wagen.
Adam kam bedeutend schneller voran als beim ersten Mal. Der Abgrund kam ihm nicht mehr ganz so gefährlich und der Sims nicht mehr ganz so schmal vor. Auch seine Anspannung war nicht mehr ganz so groß. Dennoch war er in Schweiß gebadet, als er das andere Ende des Korridors endlich erreichte.
Roland erwartete ihn bereits ungeduldig.
Adam fragte sich, wie der Krieger auf das schreckliche Gemetzel hinter der Schleuse reagieren würde. Er beobachtete Roland ganz genau, als dieser hindurchging und sich umsah. Seine Mimik blieb völlig regungslos. Kein Entsetzen. Keine Panik. Nichts. Roland wirkte wie versteinert. Vielleicht war dies seine Art mit der Situation umzugehen.
»Da … da … das ist fürchterlich«, stammelte Adam und hätte vor Schreck beinahe das Fleischermesser fallen gelassen.
»Schnell jetzt«, trieb Roland ihn an.
Sie stiegen durch die Schleuse und Roland drängte ihn in den Schutz einer Krankenliege. Vorsichtig spähte Adam über den Rand der Matratze hinweg. Er machte Eve aus. Roland hatte nicht gelogen. Die junge Frau hatte sich tatsächlich heimlich fort geschlichen, um sich hier noch einmal ganz in Ruhe und vor allem ohne ihn umzusehen.
Warum? Warum nur?
Ob sie etwas gecheckt hat? , wisperte eine Stimme in seinem Kopf.
WAS GECHECKT? WAS ZUM TEUFEL SOLL SIE GECHECKT HABEN? , schrie Adam innerlich.
Etwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu. Er spürte, dass sein Leben kurz vor einer wichtigen Entscheidung stand. In wenigen Minuten würde nichts mehr so sein, wie es vorher gewesen war.
»Du musst sie töten«, riet ihm Roland.
»Wieso?«, fuhr Adam auf.
Er blickte nervös zu Eve herüber. Sie hatte nichts bemerkt.
»Sie wird hinter unser kleines Geheimnis kommen. Sieh nur, sie untersucht die Leichen.«
Adam beobachtete, wie Eve fachkundig die Wunden der Opfer studierte und sogar die Innentaschen der weißen Ärztekittel durchsuchte.
»Wonach sucht sie?«, erkundigte sich Adam.
»Nach ihrer Erinnerung«, antwortete Roland. »Sie hat es verdrängt, aber sie wird dahinter kommen. Sie wird es checken und sie wird von dir verlangen, dass du mich tötest. Du musst sie aufschlitzen, bevor sie es checkt.«
Wieder diese seltsame Mutmaßung, die Roland schon einmal geäußert hatte.
»Sie würde so etwas niemals von mir verlangen. Und selbst wenn. Wer sagt, dass ich es tun würde.«
»Du musst schneller sein«, flehte Roland.
Nur die Starken überleben …
Das Fleischermesser in seiner Hand bewegte sich. Adam erschrak und hielt es mit beiden Händen fest umklammert. Plötzlich lag es still in seinen Fingern. Aber wer weiß …
»Töte sie!«, kreischte der Krieger.
Das Messer gebar sich wie eine fremdartige Kreatur, die Blut geleckt hatte.
»TÖTE SIE!«
»Niemals«, keuchte Adam und warf das Messer fort.
Es landete klirrend auf dem Boden. Das verdächtige Geräusch ließ Eve auffahren. Adam erschrak beim Anblick ihrer Augen. Für einen kurzen Moment hatte sie diesen wahnsinnigen Blick, den sie auch gehabt hatte, als ihr die
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