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Drimaxid 01 - Die Zelle

Drimaxid 01 - Die Zelle

Titel: Drimaxid 01 - Die Zelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Bader
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Freundin. Nicht einmal flüchtige Bekannte, wie sie eigentlich jeder hat. Seine Eltern schwebten in robusten Spezialsärgen durch die unendlichen Weiten des Alls. Weltraumbestattung? – Euer Wunsch sei mir Befehl …
    Es gab niemanden, der auf ihn wartete.
    Wofür habe ich gekämpft? , fragte er sich plötzlich. Wofür habe ich gelitten? Er kannte die Antwort nicht.
    Dafür wusste er, dass er der Einzige war, der damals in das Fluchtschiff gestiegen und den apokalyptischen Krieg überlebt hatte. Adam verstand zwar noch nicht, wie Eve, Roland und die toten Ärzte und Patienten in dieses Schema passten. Aber er war sich sicher, dass er nicht weiter von verschwommenen Erinnerungen und falschen Hoffnungen gequält werden wollte. Er musste diesem sinnlosen Leben, das nur noch aus Schmerzen und Erniedrigung bestand, ein für alle Mal ein Ende bereiten.
    Adam betrat das Badezimmer und seine Hand strich gefühlvoll über den Rand der Badewanne. Das Material wirkte wie Porzellan, bestand jedoch aus einer speziellen Kunststoffmischung, die dasselbe Muster hatte, aber viel leichter und dazu noch bruchsicher war. Er drückte einen Knopf. Wasser sprudelte aus einem altmodischen Hahn. Der Wasserstand stieg langsam an.
    Schweigend setzte sich Adam auf den Wannenrand und ließ seine Finger über die Wasseroberfläche gleiten, ohne sie zu berühren. Sie wirkte so perfekt. So vollendet. Wie die Zelle … Er tauchte seine Fingerspitzen in das Wasser ein. Es war eisig kalt. Er erschauderte, drückte aber nicht auf den roten Knopf für die Warmwasserregulierung.
    Seine Hand wanderte in seine Hosentasche. Plötzlich hielt er das Skalpell in seiner Hand. So scharf. So verführerisch. Er wollte es küssen.
    Verliere ich den Verstand? , hallte es durch seinen Kopf.
    Du musst es schnell tun , forderte ihn eine dumpfe Stimme in seinem Bewusstsein auf.
    Wortlos stieg er in die Badewanne. Seine Füße tauchten in das klare Wasser ein. Es schien, als würden sie schlagartig in dicken Eisklötzen stecken. Adam registrierte die klirrende Kälte nur beiläufig. Gefühle hatten keine Bedeutung mehr. Alles erschien ihm so sinnlos.
    Frieren, nur um zu frieren?
    Atmen, nur um zu atmen?
    Leben, nur um zu leben?
    Sterben … Das war das Einzige, was Sinn machte.
    Sterben, um nicht mehr leiden zu müssen.
    Der Tod besaß eine grausame Logik. Der Tod hielt für Adam die Erlösung bereit. Und wenn er doch in der Hölle landen sollte, dann würde sie nur ein gleichwertiger Ersatz für sein grässliches Leben sein. Es konnte also zumindest nicht schlimmer werden.
    Adam setzte sich. Er hatte vergessen sich auszuziehen. Seine Kleider sogen sich mit dem kalten Wasser voll und hingen schwer an seinen Gliedern. Seine Lippen zitterten, aber das konnte er nicht mehr kontrollieren.
    Er betrachtete das Skalpell in seiner Hand.
    Und plötzlich war Roland da. Er kam weder durch die Tür, noch stieg er aus einem Lüftungsschacht, sondern stand einfach neben ihm. Natürlich war das unmöglich, aber Adam gefiel gerade das Unmögliche, das Unnormale, das Unvorhersehbare besser als die alltägliche Welt, in der sich alles mit komplizierten Regeln und mathematischen Formeln beschreiben ließ und in der es auf jede Frage eine Antwort gab.
    »Du musst es schnell tun«, sagte Roland, als wäre er die Stimme aus seinem Inneren, die sich mit einem Mal vor Adam materialisiert hatte.
    »Wo bist du gewesen?«, erkundigte sich Adam.
    Gelähmt vor Schreck. Gelähmt von der Kälte.
    »Hier und dort«, wich der Krieger aus. Er scheute Fragen und Antworten genauso wie Adam. »Ich habe dir Unrecht getan und dumm gehandelt. Es tut mir Leid.«
    Roland streckte ihm seine rechte Hand hin. Sie war unversehrt. Adam musste an den tiefen Schnitt und die blutigen Kratzer an seiner eigenen Hand denken und wurde wütend auf Roland, der den Fernseher eingeschlagen hatte und selber offensichtlich von dem Splitterregen verschont geblieben war.
    »Ich bin wieder da«, raunte Roland. »Wir müssen uns töten. Du wirst es zuerst tun und ich werde dir folgen.«
    »Selbstmord?«, entfuhr es Adam.
    War er es nicht gewesen, der sich gerade in die Badewanne gesetzt hatte? Hatte er nicht das Skalpell genommen? Warum tat er nun (wo Roland seinen Plan laut aussprach) so, als ob der Krieger etwas Verbotenes von ihm verlangen würde?
    Worte wie »Die Todsünden« oder »Das Fegefeuer der Hölle« geisterten durch seinen Kopf. Adam kannte sie. Aber warum hatte er bisher nicht darüber nachgedacht?
    »Tu's!«,

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