Drimaxid 02 - Welt der Mutanten
die Fragen.
Wer sind die silbernen Giganten?
Warum haben sie Roland fortgeschleppt?
Was haben sie Eve angetan?
Die Sorge um die junge Frau ließ ihn zusammenfahren. Mit der Kraft der Verzweiflung drückte Adam gegen den Fremdkörper, der auf seinen Beinen lag. Obwohl er bei Weitem kein Muskelpaket war, vermochte er es, den störenden Widerstand Stück für Stück zur Seite zu schieben.
Ob es der Gedanke an Eve war, der ihm die nötige Kraft dazu gab? So wie damals in der Zelle, als ihm die Sorge um die junge Frau erlaubt hatte, den Türöffner zu manipulieren, obwohl er keinen Funken Ahnung von Technik hatte? War es tatsächlich nur Angst? Angst, wie sie zum Beispiel verzweifelte Mütter Autos hochheben lässt, nur damit diese ihr verwundetes Kind beschützen können?
Adam wusste es nicht.
Ein Lichtstrahl, breit und dünn wie eine Bandnudel, wand sich zu ihm herab und blendete ihn. Der Fremdkörper auf seinen Beinen entpuppte sich als eine verbeulte Metallplatte, die Adam mit bebenden Muskeln in die Höhe stemmte. Noch mehr Licht flutete wie eine gleißende Welle in die Dunkelheit. Vorsichtig kroch Adam unter der Platte hervor.
Als er dabei bemerkte, wie dick die Metallplatte wirklich war, zitterten seine Muskeln stärker. Für einen Moment drohte das schwere Gebilde aus krötenfarbigem Metall auf ihn herabzustürzen und ihn unter sich zu begraben. Selbstverständlich ließ Adam dies nicht zu. Die Angst war es, die ihn davor bewahrte, einen solch dummen Fehler zu begehen. Er drückte stärker gegen die Platte und rutschte vollends unter ihr hervor. Statt sie krachend fallen zu lassen, legte er die schwere Last sanft ab.
Unsicher betrachtete Adam seine Beine. Er trug nicht mehr die sterile, weiße Krankenhauskleidung mit den winzigen Löchern, sondern eine abgewetzte Blue-Jeans und ein hautenges Shirt. Behutsam zog er die Hosenbeine nach oben und tastete seine Beine ab. Die Haut hatte sich blau gefärbt. Seine Oberschenkel fühlten sich taub an. Er massierte sie solange, bis das Blut wieder durch die gepeinigten Venen floss. Nach ein paar bangen Sekunden kehrte das Leben mit einem prickelnden Gefühl in die Beine zurück und er konnte sie zaghaft bewegen. Sie juckten, als wären sie eingeschlafen oder in eiskaltes Wasser getaucht worden.
Gott sei Dank , schoss es ihm durch den Kopf. Hauptsache nicht meine Beine.
Er musste daran denken, wie Eve und er durch die Lüftungskanäle des Raumschiff-Sanatoriums gekrochen waren. { * } Eve war damals gestürzt und beinahe in den Generator gefallen. Adam hatte diesen mit einem Fleischwolf verglichen, der die Beine der jungen Frau beinahe abgehackt und sie zu feinem Menschenbrei püriert hätte.
»Eve?«, hörte er sich plötzlich rufen.
Adam ging an der verbeulten Metallplatte vorbei, die ihm fast die Beine abgetrennt hätte. Und zwar auf so grausame Weise, wie die Schleuse im Raumschiff-Sanatorium den Finger des Toten auf der zweiten Krankenstation abgeschnitten hatte. Einklemmen. Blutstau. Verfaulen. Exitus.
Seine eigenen Gedanken erschreckten ihn.
»Eve?«, rief er lauter, panischer.
Um ihn herum türmten sich restlos voll gestopfte und teilweise aufgerissene Mülltüten. Es roch nach verdorbenen Lebensmitteln und nach Exkrementen. Umgestürzte Mülltonnen aus pulverbeschichtetem, einbrennlackiertem Aluminium lagen zwischen verbogenen Stehlampen, deren Ständer wie die langen Hälse einer fremdartigen Spezies aussahen.
Adam befand sich im Inneren einer Art Lagerhalle, die im Grunde eine einsturzgefährdete Ruine war. Luft strömte in seine Lungen. Sie schmeckte verpestet und er bekam Kopfschmerzen, aber es handelte sich ohne Zweifel um sauerstoffangereicherte Luft – kostbare, lebenserhaltende Luft. Diese Tatsache, sowie all die vertrauten Gegenstände in seiner Umgebung und natürlich der subtile Baustil ließen ihn darauf schließen, dass er sich auf der Erde befand. Und zwar logischerweise in einer Zeit nach dem apokalyptischen Krieg auf dem Todesplateau , den die Armee der Völker der United Planets gegen die schwarzen Scherenschnittmänner geführt hatte.
Geführt und verloren , fügte er verbittert in Gedanken hinzu.
Die Lagerhalle war überdacht, doch die Decke wies gezackte Risse auf, durch die gedämpftes Sonnenlicht perlte. Wo die leuchtenden Strahlen den Boden berührten, war er überfüllt von Trümmern und ausgemustertem Gerümpel. Die nackten Wände bestanden aus rauem Kalksandstein und jemand hatte die vereinzelten Löcher mit dünnem Blech
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