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Drop City

Drop City

Titel: Drop City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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beiden einzigen funktionierenden Klos der Kommune verstopften, so daß die Scheiße schon in Strömen floß, und da hätte er doch sicher nichts dagegen, oder? Aber sicher! Und wie er was dagegen hatte. Er war doch nicht den weiten Weg nach Kalifornien gedüst, um Kloakengräben auszuheben! Verfluchte Scheiße noch mal!
    Das dachte er, während er auf dem warmen Schlangenstein saß und die Nacht rings um ihn sich verdichtete, er war ein bißchen durcheinander, aber auch sauer, echt total sauer, als auf einmal Lester und einer der anderen schwarzen Typen – Franklin, der Typ hieß Franklin – aus dem Nichts heraus auftauchten, eine Flasche Wein in der Hand. »Hey, Bruder«, raunte Lester mit seiner heiseren Stimme und ließ sich lässig neben ihm nieder. »Was machst du hier, baden?«
    »Keine Ahnung. Ja. So ähnlich. Vorhin hab ich gebadet – also, vor einer Weile.« Die Worte schienen in seinem Mund festzuhängen wie die Kruste am Boden einer Pfanne. »Irgendwie kalt geworden jetzt. Und was tut sich bei euch so?«
    Franklin war stehengeblieben, die krugförmige Weinflasche – ein billiger Roter – baumelte von seinen Fingerspitzen wie eine gläserne Bombe. Lester grinste. »Immer dasselbe, Bruder«, sagte er. »Wir feiern eine Party im hinteren Haus, Mann, und du kannst dich gern anschließen – oder vielmehr: Wir wären sehr erfreut darüber, also, ich jedenfalls – wie ist das mit dir, Franklin?«
    Franklin meinte, er wäre ebenfalls erfreut.
    »Übrigens«, sagte Lester, während sie sich hochrappelten, »du hättest wohl nicht zufällig noch zwei Stück von dem Meskalin da, von dem du doch was gebunkert hast, wie ich höre?«
    Doch, doch, hatte er. Und zwei Minuten später war er im hinteren Haus, wo sechs oder sieben schwarze Typen herumsaßen und auf einer batteriebetriebenen Anlage mit kaputtem Baßlautsprecher Marvin Gaye hörten: wumm-wumm- flapp -wumm-wumm- flapp . Sky Dog war auch da, mit seiner Gitarre im Arm, irgendwer hatte ein paar Duftkerzen angezündet, weil es im hinteren Haus keinen Strom gab, und eine neue Frau saß da – ein Mädchen –, höchstens vierzehn oder fünfzehn. Von zu Hause weggerannt. Wie sie hieß? Sally. Wo sie herkam? Aus Santa Clara. Und wie ihr Vater war? Der war ein Arschloch. Auf der Ranch kamen pro Woche an die zwanzig wie sie durch, keine blieb länger als ein, zwei Nächte, als wäre das alles hier – Norm Sender, Alfredo, Reba, ja Drop City selbst – nichts weiter als eine ausgedehnte Pyjamaparty.
    Ronnie stellte sich als Pan vor, verpaßte ihr eine kleine geschwisterliche Umarmung, und dann machte er es sich mit der Wand als Rückenstütze auf dem Boden bequem und sorgte dafür, daß der Rotwein herumging. Alles war friedlich. Sanftes Stimmengemurmel, Marvin Gaye, Sly and the Family Stone, Hendrix, wumm-wumm- flapp , und Pan befand sich mitten in der ausufernden Schilderung eines Konzerts im Central Park und den guten und schlechten Trips, auf denen er an diesem Abend gewesen war, und wie ihm irgendwer die Windschutzscheibe vom Auto seiner Mutter vollgekotzt hatte, ausgeliehen mit allen Auflagen und Sanktionsdrohungen, als plötzlich Sally, die schlaksige Vierzehnjährige in den geflickten Jeans und dem hautengen Top, die von zu Hause ausgerissen war, einen Schrei ausstieß. Genauer gesagt, laut aufbrüllte. »Geh runter von mir, duIdiot!« stieß sie in einem quietschend wilden pubertären Vibrato hervor, so daß Ronnie aus seiner Erzählerei aufblickte und sah, wie Lester sie niederdrückte und mit beiden Händen und dem rosa Keil seiner Zunge auf ihre Brüste losging, und wie Sky Dog – Sky Dog , der verständnisvolle Mr. Peace-and-Love höchstpersönlich – sein gebräuntes nacktes Hinterteil zeigte und sich alle Mühe gab, dem Mädchen die Jeans von den heftig strampelnden Beinen zu zerren.
    Ronnie war mitten in seiner Geschichte, er brabbelte sich durch die tausendmal erzählten Episoden und flocht näselnd die zwanzig coolsten Sprüche des Tages ein, und er fühlte sich so weggetreten , daß er kaum den Kopf geradehalten konnte, aber das – dieser Schrei, diese Szene – ließ ihn regelrecht erschauern. »Geht weg, geht weg!« schrie das Mädchen immer wieder, und jetzt waren ihre Beine nackt, und Sky Dogs Hintern wackelte vor und zurück auf eine Weise, die beim Zusehen richtig weh tat, auf eine Weise, die falsch war, grundfalsch, und Ronnie versuchte sich aufzurappeln, versuchte zu sagen: Hey, Alter, was glaubst du eigentlich, was du da tust? ,

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