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Drop City

Drop City

Titel: Drop City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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gekommen, sieben Mann, reingequetscht in einen alten Lincoln Continental mit Heckflossen wie von einem Raumschiff, das sie glatt zum Mars und zurück hätte bringen können, alles cool und ganz friedlich, nur mal die Szene abchecken. Ronnie hatte mit Reba, Verbie, Sky Dog und ein paar anderen auf der vorderen Veranda gesessen, wo sie dem flimmernden Licht in den Bäumen zugesehen und sich redlich bemüht hatten, ein bißchen Kleingeld von den Touristen zu schnorren, die immer ganz schüchtern und richtig dankbar schienen, etwas beitragen zu können, um den Lebensstil zu unterstützen, weil sie total auf all das standen, was hier so ablief, ja ehrlich, das taten sie, aber ihre Mütter waren krank, und sie waren mit den Hypothekenzahlungen hinterher, und der Zahnarzt drohte damit, ihren Kindern die Spangen wieder aus dem Mund zu reißen, aber könnten sie nur mal einen Moment hier mit auf der Veranda sitzen, wäre das cool? Einige hatten Kameras mit, und pro Foto eines abgefackt-authentischen Hippies in voller Hippiemontur nahm ihnen Sky Dog einen Vierteldollar ab. Die mutigeren unter ihnen blieben zum Abendessen und stellten sich mit dem Blechnapf in der Hand in die Schlange, und vielleicht nahmen sie auch einen Zug oder zwei von dem kreisenden Joint, wenn später das große Feuer entzündet war und die Gitarren hervorgeholt wurden. Sie sangen sogar bei Buffalo Springfield mit, bei Judy Collins oder Bob Dylan, falls irgendwer den Text wußte. Wie im Sommerlager. Und dann stiegen sie wieder in ihre Fords und Chevys und VW-Käfer und Volvos und fuhren nach Hause.
    Die Schwarzen waren anders. Sie entstiegen ihrem Wagen nicht, sie schlüpften heraus, mit ihrer gleitenden, leise bedrohlichen, obercoolen Schwarzen-Energie – und Ronnie war kein Rassist, keineswegs, er hatte nur vielleicht ein bißchen mehr Erfahrung als der Rest seiner Brüder und Schwestern hier auf Drop City, die letzten Endes ja alle etwas blauäugig und einfach lahm waren –, dann kamen sie über den Schotterplatz heran, bildeten eine Formation wie ein Footballteam. Der, der das Sagen hatte, hieß Lester. Er machte einen sanften Eindruck, klein und mit einem Gesicht wie aus Knete, und er trug ein Halstuch aus roter Seide und Stiefel mit hohen Absätzen. »Peace, Bruder«, sagte er, spreizte Mittel- und Zeigefinger und sah Ronnie direkt in die Augen. Ronnie antwortete nicht, aber Sky Dog und die anderen grüßten mit dem Peace-Zeichen und machten die üblichen Willkommensgeräusche. Im Handumdrehen saß Lester mit auf den Stufen der Veranda, nahm einen Zug aus der Pfeife, die gerade herumging, seine schwarzen Schlaghosen waren ein Stück hinaufgerutscht, so daß man rote Socken und die Gummischlaufen seiner Beatle-Boots sehen konnte, während seine Begleiter auf dem Platz herumstanden und bedürftige Mienen machten.
    »Das ist also das berühmte Drop City«, sagte Lester und stieß dabei den Rauch aus. Seine Stimme war so leise, daß man sich anstrengen mußte, ihn zu verstehen, und das war eine Art Trick, weniger Affektiertheit als vielmehr eine Technik , mit der er sich Aufmerksamkeit verschaffte.
    Verbie, die nie lange den Mund halten konnte, antwortete: »Ja, genau.«
    »Wir – ich und meine Amigos hier –, wir haben alle möglichen irren Sachen über euch gehört, also in der Suppenküche der Diggers, ja? Ihr wißt schon, im Fillmore District.« Lester sah sich kurz auf der Veranda um, dann gab er die Pfeife an einen seiner Amigos weiter, der sie in seiner Gruppe zirkulieren ließ, bis sie wieder auf die Veranda hinaufgereicht wurde, und das war haargenau wie das Zusammentreffen zweier Stämme in der Prärie: Friede, Bruder, und lassen wir die Pfeife herumgehen. »Ist das hier echt so cool, wie sie alle sagen? Also, daß alle Typen hier willkommen sind?«
    Die Hippies auf der Veranda hatten sich geradezu darin überstürzt, ihm zu versichern, dies sei sehr wohl der Fall, und alle dachten an Hendrix, Buddy Miles, Free Huey, nur Lester nicht, denn der hatte einfach die Beine ausgestreckt und es sich bequem gemacht.
    Jetzt aber, jetzt lag Ronnie entspannt am Pool, nahm sich einfach mal den Rest des Tages frei, alles total lässig, und eine winzige Portion Meskalin ließ die harten Kanten der Realität etwas weicher werden. Rebas Kinder, Che und Sunshine, veranstalteten einen Mordsradau mit einem dieser Plastikdreiräder, das sie über den Zementstreifen auf der anderen Seite des Pools rattern ließen, und das Kommunenpferd – sie nannten es

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