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Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Titel: Drowning - Tödliches Element (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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das Handy zurück in die Jacke. Im Bungalow geht ein Licht an. Scheiße!
    Der Regen hat etwas nachgelassen. Ich schlage den Kragen der Jacke hoch und renne los. Mein Kopf glüht vor Schuldgefühlen, weil ich die Fotos auf dem Handy angesehen habe. Erst als ich den Park schon halb überquert habe, denke ich wieder an das Licht, an die Bungalow-Reihen, die um eine kümmerliche quadratische Grasfläche herumstehen, und das Bild löst eine weitere Erinnerung aus.
    Rob steht vor mir in einem dunklen Haus. Ich höre ein Bellen. Dann plötzlich ein Jaulen, das Bellen hört auf. Rob geht Richtung Wohnzimmer … ich sehe etwas auf dem Boden zwischen ihm und mir, einen Hügel, einen reglosen, hundeförmigen Hügel.
    »Was ist los, Winston?« Eine Frauenstimme, alt, zittrig.
    »Komm, nichts wie raus hier, Rob! Lass uns abhauen!«, zische ich.
    Und dann geht das Licht an.
    Ich bin stehen geblieben. Ich stehe mitten in dem Park. Der Spielplatz für die Kleinen liegt rechts von mir. Links steht ein hässliches Teil aus parallel laufenden Metallstreben, die vor nichts schützen.
    Benommen gehe ich hinüber und setze mich auf die Streben. Sie sind nass und ich spüre das Wasser durch die Kleidung und die Nässe durchdringt mich. Der Regen pladdert sanft auf den Boden um mich herum, doch ich höre ihn nicht. Ich höre einen jaulenden Hund, dann einen Moment Stille und die Stimme der alten Frau, die Rob anfleht. Ihn verflucht. Ich höre auch meine Stimme. Verängstigt. In Panik.
    Ich bin ganz aufgewühlt, mir ist schlecht. Die Ziegelwand in meinem Kopf, die Leere, alles war besser als das. Vielleicht gab es ja einen Grund, dass ich mein Gedächtnis verloren habe. Vielleicht war das hier der Grund. Dass man die Wahrheit besser vergisst.
    Ich spüre keine Schwingung in dem Metall, nichts ist zu hören, aber plötzlich weiß ich, dass ich nicht mehr allein bin. Jemand ist in der Nähe. Ich spüre ihn und schaudere, denke an den Schatten, der in den Eingang gejagt ist, an den bleichen Schemen, der über die Straße huschte.
    Ich zwinge mich, den Kopf zu drehen und durch die Metallstreben zu sehen. Ich springe auf. Ein Gesicht sieht mich an. Sein Blick ist auf meine Augen fixiert. Die Lippen bewegen sich.
    Cee, du Arschloch.
    Ich blinzle und er ist wieder verschwunden.
    Scheiße! Ich muss weg hier. Nach Hause. Ich drehe durch. Mein Kopf spielt mir Streiche.
    Ich springe von meinem Platz auf und stolpere durch den Park, schaue mich wieder und wieder im Laufen um. Ich gehe um die Ladenzeile herum und schleppe mich unsere Treppe hinauf. In der anderen Tasche ist ein Schlüsselbund. Ich schließe die Tür auf und gehe sofort nach oben. Ich sehe mich nicht erst um, sondern trete gleich ein, lasse die Jacke zu Boden fallen, ziehe die nassen Sachen aus, trockne die Haare mit einem alten T-Shirt von dem Haufen, dann werfe ich mich auf die Matratze. Ich liege auf meiner rechten Seite und schaue die Wand an, um nicht Robs Schlafsack sehen zu müssen. Und ich drücke die Augen fest zu.
    Diesmal höre ich ihn nicht atmen, während ich einschlafe. Und ich höre auch nicht, dass er mich auffordert, Gute Nacht zu sagen, doch im letzten Moment macht etwas Klick in meinem Kopf, und kurz bevor ich ganz weg bin, flüstere ich: »Nacht, Rob.« Und das ist das Letzte, was ich höre, meine eigene Stimme … und das Tropf, Tropf, Tropf des Wasserhahns im Badezimmer.

FÜNF
    Ich träume unruhig, weiß nicht, ob ich wach bin oder schlafe, weiß nicht, was real ist und was nicht. Träume von mir, von Rob, von Neisha. Neisha mit etwas an. Neisha ohne was an. Als ich endlich aufwache, ist mein erster Gedanke: Mein Bruder ist tot. Rob ist tot.
    Ich bin in unserem Zimmer, allein, und er ist tot. Die Worte bekommen allmählich Bedeutung. Er war gestern tot und ist heute immer noch tot. Wird es ständig so sein? Jedes Mal dieser Vorschlaghammer? Werde ich für den Rest meines Lebens immer so aufwachen?
    Es ist hell. Ich strecke meine Hand aus den klammen Falten meines Schlafsacks und taste über den Boden vor meinem Bett, bis ich die Armbanduhr finde. Sie zeigt zehn nach drei. Ich schüttle den Kopf und schaue noch einmal hin. Der Sekundenzeiger bewegt sich, das heißt, die Uhr läuft. Es muss Nachmittag sein.
    Ich lasse meinen Schlafsack zerknüllt auf der Matratze zurück. Wo sich am Fenster der Vorhang teilt, sehe ich, dass Kondenswasser die Scheibe hochsteigt und die Welt draußen auslöscht. Ich taumle ins Bad und versuche, das schmerzende linke Bein nicht allzu

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