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Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Titel: Drowning - Tödliches Element (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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Überall auf dem Teppich alte Taschentücher und Bierdosen. Aber nirgends ein Zeichen von Mum. Verdammt, wo ist sie? Ich bin gerade erst aus dem Krankenhaus raus und sie ist nicht da?
    Ich habe Durst und Hunger. Aber es ist nichts zu essen im Haus, zu trinken auch nichts, außer Bier und Wasser. Ich will etwas, das mich in Schwung bringt, meine Gedanken vernünftig in Gang setzt – irgendwas Spritziges, Koffeinhaltiges.
    Ich hebe die Jacke vom Boden auf, die ich letzte Nacht anhatte, und laufe polternd die Treppe hinunter. Unten schaue ich mich schnell nach einem bisschen Geld um. Irgendwo liegt doch bestimmt etwas, ein paar Notscheine, verdammt, die sie in einer Keksdose bunkert oder in einer Büchse im Schrank. Ich durchforste eilig Küche und Wohnzimmer, fahre mit der Hand hinter die Sofapolster. Fünfzehn Cent finde ich zwischen den Kissen, mehr nicht. Ich schiebe die Münzen in meine Hosentasche.
    Auf dem Weg aus dem Wohnzimmer ziehe ich die Jacke über und untersuche die Taschen. Meine Finger schließen sich um das Handy und sofort wird mir wieder ganz heiß. Schau sie jetzt bloß nicht an. Konzentrier dich. Außer der Schachtel Zigaretten und dem Feuerzeug finde ich noch etwas anderes, etwas Glattes, das schwer in der Hand liegt. Ohne nachzuschauen, weiß ich, dass es ein Klappmesser ist. Ich sehe es in seiner Hand, wie er die Klinge auf und zu schnappen lässt. Ich lasse es wieder los und suche weiter, wühle in den Winkeln beider Taschen. Keine einzige Münze. Nichts. Scheiße.
    Ich ziehe die Haustür hinter mir ins Schloss. Ich muss dringend etwas essen und trinken, aber ich weiß absolut nicht, wie ich ohne Geld an irgendwas kommen soll. Zögernd jogge ich den Gang entlang und die Treppe hinunter – heute ohne Sprung über die Mauer. Vor den Garagen spielen ein paar Kinder Fußball. Als sie mich sehen, hören sie auf, spielen ganz einfach nicht weiter und starren mich schweigend an. Einer hebt den Ball auf und hält ihn dicht vor die Brust.
    Ich trabe um die Ecke und biege in das Geschäft am Ende der Ladenreihe ab. Es ist so ein Tante-Emma-Laden, wo man alles kriegt – Zeitungen, Klopapier, Süßigkeiten, Brot, Alk –, wenn du Geld hast natürlich, was ich nicht habe. Zumindest fast nichts. Ich hoffe einfach, dass mir irgendwas einfällt.
    Der Typ hinter der Theke beäugt mich sofort, als ich eintrete. Er hebt die Hand der Kundin entgegen, die vor der Kasse steht. »Einen Moment«, sagt er, dann beugt er sich über den Tisch und ruft mir lauthals zu:
    »Du hast Hausverbot. Vergessen? Ich will nicht, dass noch mehr Ware verschwindet!«
    Ich werde rot. Die Leute in der Schlange drehen sich um. Er hat mich mehr oder weniger eindeutig als Dieb bezeichnet.
    »Ich will nur ein paar Kleinigkeiten«, sage ich und versuche ruhig zu bleiben. Vielleicht kann ich ihn ja fragen, ob er es anschreibt, oder sagen, dass meine Mum die Sachen bezahlen wird.
    Er schüttelt den Kopf.
    »Nicht hier.«
    »Bitte, ich hab solchen Hunger und Durst. Wir haben nichts im Haus. Mum hat noch keine Zeit gehabt, was zu besorgen, seit … seit … Sie wissen schon.«
    Der Gesichtsausdruck des Typen wird etwas weicher. Zwei aus der Schlange schauen weg, die Frau, die am nächsten vor der Kasse steht, macht ein mitleidiges Gesicht. Sie wissen es alle.
    »Nur eine Dose Cola und ein bisschen Brot oder so«, bettle ich ihn an.
    Der Typ nickt unwillig. »Okay, aber schnell«, sagt er.
    Ich öffne den Kühlschrank und tue so, als ob ich überlege, was ich nehmen soll, indem ich mit der Hand über die Ränder der Dosen streiche. Als der Typ zurückgeht, um wieder die Frau zu bedienen, lasse ich eine der Dosen in meiner Jackentasche verschwinden und nehme mir eine zweite. Es passiert instinktiv, meine Hand macht es automatisch. Und es hat ganz leicht funktioniert – ich muss es schon öfter getan haben. Ich fühle mich mies, aber schließlich habe ich ja kein Geld. Wenn er mir die Dose, die ich ihm zeige, nicht gibt, habe ich wenigstens noch die in der Tasche.
    Ich gehe den Gang weiter und nehme mir noch ein geschnittenes Weißbrot und eine Dose Bohnen, dann stelle ich mich ans Ende der Schlange.
    »Geh ruhig vor«, sagt die Frau, die vor der Kasse steht. »Das ist doch in Ordnung, oder?«, fragt sie die andern hinter sich. Die beiden murmeln etwas, das ein Ja sein könnte – zu peinlich berührt, um etwas anderes zu sagen. Ich schlurfe an ihnen vorbei und stelle mich neben die Frau. Noch immer weiß ich nicht, wie ich die Sachen

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