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Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Titel: Drowning - Tödliches Element (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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zurückbringen kann« – auch wenn er sich genau in diesem Moment hinter mir die Eingeweide aus dem Leib kotzt –, »aber es tut mir echt leid, ganz bestimmt.«
    »Zurückbringen?« Sie klingt auf einmal verwirrt.
    »Ja, du weißt schon …«
    »Carl, wofür genau willst du dich eigentlich entschuldigen?«
    »Für Rob. Dass ich ihn umgebracht habe.«
    Schweigen.
    Dann: »Du hast Rob umgebracht?«
    In meinem Kopf setzt sich ein Karussell in Bewegung. Das ist es doch bestimmt, weshalb sie wütend war, weshalb sie Angst hatte. Das Zeug in meinem Magen drückt jetzt nach oben.
    »Ja«, sage ich. »Wenigstens glaube ich das. Ich kann mich nicht erinnern, jedenfalls nicht an alles.«
    »Scheiße.«
    Ich verstehe das nicht. Wenn sie gar nicht glaubt, dass ich ihn umgebracht habe, wovor hat sie dann solche Angst. Was ist los?
    »Was hast du denn gedacht, wofür ich mich entschuldigen will?«
    »Verdammt noch mal, Carl!«
    »Neisha, ich kann mich nicht erinnern. Ehrlich. Was ist passiert? Wieso hast du den Bullen erzählt, dass wir rumgealbert haben?«
    Eine lange Pause. Ihre Hand greift fester um den Türholm. Ich spüre, wie ich den Atem anhalte.
    »Du hast versucht, mich zu töten.«
    Das Karussell rast jetzt in meinem Schädel, alles, was ich zu wissen glaubte, stellt sich auf den Kopf, wirbelt und taumelt herum.
    Ich habe nicht nur versucht, meinen Bruder umzubringen, sondern auch dieses Mädchen?
    »Aber … aber wieso sollte ich so etwas tun?«
    »Du erinnerst dich an gar nichts?«
    »Nur an Bruchstücke. Dass ich mit Rob im See gekämpft hab.«
    »Du und dein mieser Bruder. Ihr wart alle beide beteiligt. Verstehst du jetzt, wieso ich dich nicht sehen will? Ich will nicht, dass du hierherkommst. Nie wieder.«
    Ich lasse die Briefkastenklappe zufallen und sinke auf die Knie. Kein Wunder, dass sie geschrien hat, als sie mich im Krankenwagen sah. Kein Wunder, dass sie den Hörer aufgeknallt hat. Wasser tropft mir vom Vordach auf den Kopf, spritzt mir seitlich das Gesicht voll. Robs Gesicht blitzt in der Dunkelheit auf und es ist, als würde er grinsen. Sein Mund wirkt wie eine groteske Narbe in dem bleichen Gesicht.
    »Verdammt, hau ab. Lass mich in Ruhe!«
    Ich schreie etwas an, das nicht existiert. Jemanden … Oder gibt es ihn doch?
    Speichel strömt in meinen Mund und ich kann es nicht mehr verhindern. Ich kippe zur Seite und erbreche mich in das Blumenbeet. Kaltes Wasser, wieder, mit derselben bitteren Ranzigkeit wie zuvor. Ich spucke und wische mir den Mund am Ärmel ab, dann stehe ich auf und mache mich auf den Weg nach Hause.
    Der Regen prasselt noch immer herab, aber ich spüre ihn nicht. Ich bin wie betäubt.

ZEHN
    Ein Wort haftet in meinem Kopf.
    Mies.
    Ich will Neisha nicht glauben, aber warum soll sie lügen? Sie hat Angst. Ich mache ihr Angst.
    Neisha glaubt, ich bin mies, gemein, bösartig. Und ich weiß es nicht besser. Es gibt nur einen, der mir sagen könnte, ob sie Recht hat.
    Der Regen rinnt mir übers Gesicht und ich zittere. Ich schaue mich nach Rob um, doch im Moment sehe ich ihn nicht.
    Ich taumle weiter, achte kaum auf den Weg und lande schließlich im Stadtzentrum. Der Regen hüpft in den Rinnsteinen. Fast alle Geschäfte haben geschlossen. Die Menschen eilen nach Hause. Ich suche die Straße ab. Er war vor mir hier. Zu dem Zeitpunkt wusste ich allerdings nicht, dass er es war. Der an mir vorbeischoss. In den Eingang stürzte.
    Wo ist er also? Ich gehe an den Geschäften vorbei und biege auf den Platz mit den Rentner-Bungalows ab. Es ist niemand in der Nähe. Alle Türen zu, alle Vorhänge geschlossen.
    Und auf einmal sehe ich ihn. Er geht in der Mitte des Wegs auf und ab.
    Obwohl ich nach ihm gesucht habe, dreht sich plötzlich mein Magen um. Rob hat so etwas an sich, das Übelkeit auslöst, als besäße er irgendwelche dämonischen Kräfte.
    Auf und ab, wie ein Tiger im Zoo. Er murmelt irgendwas vor sich hin, aber ich kann die Worte nicht verstehen.
    Jetzt dreht er mir sein Gesicht zu.
    »Haben wir es getan? Haben wir wirklich versucht, sie umzubringen?«, rufe ich.
    Auf einmal höre ich ihn.
    Umbringen. Umbringen.
    Wiederholt er, was ich gesagt habe, oder redet er mit sich selbst? Was geht hier vor?
    Der Regen tropft spritzend auf mein Gesicht. Die Flecken sind da, wo Robs schmale Augen sein müssten. Zwei dunkle Schlitze. Lautlos kommt er auf mich zu, sein Gesicht bohrt sich in meins. Nah, näher, noch näher. Ich weiche zurück, doch er ist schneller. Ich stolpere rücklings in einen

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