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Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Titel: Drowning - Tödliches Element (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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hier.«
    »Hier … oder irgendwo anders.«
    »Was?«
    »Ich hab die Hausverwaltung angerufen. Sie haben gesagt, sie wissen das mit der Feuchtigkeit. Ist nicht nur bei uns so. Der Regen war in der letzten Zeit zu schlimm. Offenbar wissen sie nicht, was sie tun sollen. Es betrifft den ganzen Block. Das Dach muss gemacht werden, alles Mögliche. Kann sein, dass sie uns sogar eine andere Wohnung geben.«
    Der Regen prasselt, hämmert gegen das Fenster, ohne Unterlass.
    »Hättest du was dagegen, wenn wir woanders hinziehen?«
    »Keine Ahnung. Nein, ich glaub nicht.«
    »Und du willst nicht wegen der Erinnerungen hierbleiben?«
    Erinnerungen. Gott, es sind viel zu viele Erinnerungen.
    Sie wartet nicht auf eine Antwort, sondern geht auf die Treppe zu.
    »Mum«, rufe ich ihr hinterher. Sie bleibt stehen. »Mir ist ein bisschen kalt. Kann ich noch mal deinen Bademantel haben, nur für heute Nacht?«
    Sie will etwas sagen, doch dann lässt sie es sein. »Ja«, antwortet sie mit der Spur eines Lächelns. »Ich bring ihn dir runter.«
    Später, mit der weichen Baumwolle auf der Haut und den Decken bis zum Kinn hochgezogen, horche ich auf den Wind und den Regen, wie sie gegen die Scheibe trommeln. Sie können mich hier nicht erreichen, genauso wenig wie Rob. Heute Nacht bin ich in Sicherheit.
    Ich denke an Neisha und frage mich, ob sie auch im Bett liegt und horcht. Was heute zwischen uns passiert ist, scheint nicht real. Sich so nahezukommen, zu spüren, wie ihre Wärme mich heilte und alles besser erscheinen ließ, und dann so gewaltsam auseinanderzugehen. Sie schreien zu hören, dass sie mich hasst. Mir dreht sich der Magen um bei dem Gedanken an ihre Stimme, an den Blick in ihren Augen. Aber ich spüre auch den Anklang eines anderen Gefühls. Eine leichte Erregung, dass ich etwas gewonnen habe.
    Ich konnte es nicht ertragen, sie wegzustoßen, aber ich habe es getan und es war das Beste, was ich tun konnte. Denn jetzt wird sie sich von mir fernhalten. Sie wird sich fernhalten von mir und Rob. Und er wird keine Möglichkeit haben sie zu verletzen. Es ist beschissen, aber wahr. Je mehr sie mich hasst, desto besser ist sie aufgehoben.
    Es spielt keine Rolle, ob ich ohne sie alt und einsam werde. Es ist egal, dass ich niemals Sex haben werde. Es macht auch nichts, wenn mich die Stimmen in meinem Kopf in den Wahnsinn treiben. Wenn ich Neisha dadurch in Sicherheit weiß, ist das die Sache wert.
    Und hier, eingemummelt in meinem Behelfsbett, die Gedanken bei Neisha, spüre ich wieder ein bisschen von dieser Wärme. Es ist nicht genauso, wie wenn ich sie an mich drücke, sie küsse, doch es muss reichen.
    Das Geräusch des Wassers auf der Scheibe lullt mich allmählich in den Schlaf. Das Zimmer ist angenehm dunkel, aber als ich die Augen schließe, scheint es, als ob die Ecke, da, wo die Wand an die Decke stößt, dunkler ist als der Rest, als ob dort ein Fleck ist, der vorher nicht da war, als Mum das Licht ausgemacht hat. Ich sage mir, dass ich es mir nur einbilde. Ich fühle mich warm und trocken und schläfrig.
    Ich schließe die Augen und ziehe die Decken noch ein Stück höher.
    Nacht, Cee.
    Meine Augen sind wieder offen. In Sekundenschnelle bin ich in kaltem Schweiß gebadet.
    Es wird wieder eine lange Nacht werden.

VIERUNDZWANZIG
    Der Regen hört die ganze Nacht nicht auf. Genauso wie Rob. Jedes Mal, wenn ich gerade einschlafen will, ist er da. Ein Wort in mein Ohr. Das Geräusch seines Atems.
    Deine Zeit verrinnt, kleiner Bruder.
    Irgendwann rutschen die Decken vom Sofa und ich bin schlagartig voll bei Bewusstsein. War er das? Hat er sie weggezogen? Und die ganze Zeit muss ich an den dunklen Fleck in der Ecke denken – daran denken, wie er schweigend vor sich hin stinkt und auf mich zukriecht.
    Deine Zeit verrinnt, du feiges Arschloch.
    Seine Stimme ist wie ein tropfender Hahn. Ein Geräusch, das sich ständig wiederholt. Er flüstert nur, aber in meinem Kopf wird sein Flüstern zu etwas Gewaltigem, bis jedes Wort wie ein Hammerschlag wirkt, und wenn er schweigt, horche ich, ducke mich, erwarte den nächsten Schlag. Zwischendrin, wie untergemischt, tropft der Wasserhahn in der Küche – nein, es ist mehr als ein Tropfen, er läuft jetzt. Und das Rohr in der Wand gurgelt – der Hahn oben im Badezimmer muss also auch laufen.
    Schließlich quäle ich mich in die Küche und sinke auf einen der Stühle nieder. Ich verschränke die Arme auf dem Tisch und lege den Kopf drauf. Der Regen hämmert weiter gegen das Fenster,

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