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Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Drowning - Tödliches Element (German Edition)

Titel: Drowning - Tödliches Element (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Ward
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länger auf dich warten.
    Ein dicker, fetter Kloß wächst in mir. Er schwillt an, wird fester, drückt gegen mein Zwerchfell und meine Rippen, nimmt mir den Atem.
    Die Zeit ist um.
    Ich sehe die Poren in seinem Gesicht, wie es aus ihm sickert und trieft. Ich sehe das stinkende Wasser, wie es sich zwischen den Augenlidern verklumpt.
    Der Kloß wächst noch immer, dieses Ding in mir, es drückt auf meine Eingeweide, quetscht die Gedärme. Meine Beine zittern. Ich weiß nicht, wie das hier enden wird. Ich habe das Gefühl, was immer es ist, es ist zu groß, um aus mir herauszukommen. Es wird mich zerreißen.
    Ein Teil von mir zuckt und ein merkwürdiges würgendes Geräusch dringt aus meinem Mund. Meine Kehle ist elendig rau und die Augen brennen.
    »Ja, gut so, Carl«, sagt Mum. »Lass es raus. Ist schon in Ordnung.«
    Jemand reibt mir den Rücken und Krämpfe zucken durch meinen Körper. Und ich bin wieder unter Wasser, mit dem ganzen Druck in mir und außerhalb von mir, der sich aufbaut, bis es unerträglich wird.
    Ich brauche Luft. Ich muss Luft holen.
    Ich würge und schlucke, aber nichts will unten bleiben. Was immer in mir ist, ist auf dem Weg hinaus. Und jetzt kommt es, bricht heraus aus Mund, Nase und Augen.
    Ich kippe nach vorn, aber Mum und Debbie stützen mich.
    »Ist gut. Ist gut. Lass es raus.«
    Auf einmal höre ich noch etwas, das aber von innen kommt, es übertönt alles andere – Mum, Debbie, Rob. Ein rauer, schwerer, knirschender Laut. Ein gewürgter, reißender Schrei der Qual.
    Sie können mich nicht mehr halten. Ich schlage zu Boden und jetzt bin ich auf Händen und Knien, Tränen strömen aus meinem Gesicht, Speichelfäden hängen aus meinem Mund. Ich kann es nicht verhindern, was immer es ist – Trauer, Selbstmitleid, Wut, Panik. Es hat mich mit seiner Flutwelle erfasst. Ich werde hin und her gespült, machtlos, etwas dagegen zu tun, außer mich treiben zu lassen, bis es aufhört.
    Ich sehe seine Füße vor mir, die Zehen zu Krallen gebeugt, Schlamm unter den Nägeln. Das Geräusch, mein Geräusch hallt in meinem Kopf wider, aber seine Stimme bricht erneut durch.
    Ich kriege dich und ich kriege sie. Niemand kann mich aufhalten. Ich bringe euch alle um!
    Mein Hirn tastet nach dem Wort. Meine Zunge und meine Lippen versuchen, die richtige Form zu finden, sich um dieses Geräusch zu legen, es zu etwas zu gestalten, das Sinn macht. Zu etwas, das das Ganze beendet, ein für alle Mal.
    Ich schließe wieder die Augen und schreie.
    »Nein. NEIN! NEIIIIIIN!«
    »Ist gut. Alles ist gut.« Mum hockt sich neben mich. Sie legt mein Gesicht in ihre Hände, wischt Tränen und Speichel mit den Daumen weg. Ich öffne die Augen. Das Einzige, was ich sehe, ist sie, ihr fleckiges, nasses Gesicht.
    Als ich den Mund öffne und schreie, presst sich mein Unterkiefer in ihre Hand.
    »NEIIIIIIIIIIIN!«
    Speichel dringt heraus und fängt sich zwischen meiner und ihrer Haut, doch sie zuckt nicht weg. Sie ist für mich da, auch wenn ihr Gesicht von Sorgen zerfurcht ist.
    »Carl. Carl. Es ist okay. Ich liebe dich. Alles wird gut.«
    In dem Raum wird es eiskalt. Plötzlich ein scharfer Knall, das Geräusch von splitterndem Glas. Eine Frau schreit auf.
    Mum und ich schauen hoch. Es ist die Frau im Kostüm, die schreit. Ihre Hände sind am Gesicht und sie starrt auf die Wand über der Bahre. Der Metallrahmen des Buntglasfensters ist noch da, aber der größte Teil des Glases ist weg. Ein paar Reste stecken noch im Rahmen wie eingeschlagene Zähne in einem Mund. Und Regen dringt jetzt waagrecht durch die schwarze Lücke. Ein paar Tropfen treffen mich, doch die meisten spritzen über den Leichnam auf der Bahre.
    Ich rapple mich hoch.
    Die Frau im Kostüm versucht ihre Fassung wiederzufinden.
    »Ich muss Sie bitten zu gehen«, sagt sie mit zittriger Stimme, kommt auf uns zu und deutet in Richtung Ausgang.
    »Was ist das?«, fragt Mum. Ich helfe ihr auf.
    »Der Sturm!«, jammert Debbie. »Er hat das Fenster eingedrückt.«
    Niemand außer mir scheint zu merken, dass keine Glasscherben in dem Raum liegen. Dass irgendetwas das Fenster nach außen geschlagen haben muss.
    »Bitte. Ich muss Sie auffordern zu gehen. Tut mir leid.« Die Frau im Kostüm legt Mum eine Hand auf die Schulter.
    »Ich muss mich noch verabschieden«, sagt Mum. »Eine Minute. Nur eine Minute, bitte.«
    Das weiße Laken ist jetzt von Regentropfen übersät, sie machen den Stoff durchscheinend, lassen ihn an der kalten Haut darunter festkleben. Die Haut in Robs

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