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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ness
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war wunderbar.
    Und dann musste sie sich um ihre verloren gegangenen Papiere kümmern. Einen neuen Ausweis brauchte sie zuerst, aber wie sie dabei vorgehen musste, wusste sie nicht. Wahrscheinlich waren dazu einige Unterlagen nötig, die zu Hause lagen oder bei entsprechenden Behörden angefordert werden mussten.
    Doch das hatte noch Zeit. Tante Mable stand über allem, außerdem würde sie ihr sicher helfen. Wahrscheinlich käme sie mit dem nächstmöglichen Flug. Die Aussicht, sie schon in wenigen Stunden in die Arme schließen zu können, war schön.
    Während Imogen den Hügel hinabschritt und den nächsten erklomm, entdeckte sie von seiner Spitze aus zu ihrer Erleichterung ein größeres Dorf. Zwar ließen sich Entfernungen in den Highlands nicht gut schätzen, aber länger als zwei Stunden würde sie bestimmt nicht brauchen.
    Sie sah an sich hinab. Ihre Kleidung war sicherlich ungewöhnlich, aber nicht so sehr, dass sie damit Aufsehen erregen würde. Viele Leute trugen gern Naturmaterialien wie ungebleichte Baumwolle und grob bearbeitetes Leder. Auch Schäfer liefen in rustikaler Kleidung herum. Zwar würde sie sicher den einen oder anderen Blick auf sich ziehen, aber nach allem, was sie erlebt hatte, war ihr das egal. Sie ordnete mit den Fingern ihr Haar und bedauerte, keinen Spiegel zu haben.
    Im Weitergehen überlegte sie, was sie den Polizisten und vor allem ihrer Tante erzählen sollte. Die Wahrheit jedenfalls nicht, so viel stand fest. Auch von Dian sollte Tante Mable besser nichts erfahren. Sie würde ihn einen Mistkerl schimpfen, der nur mit ihren Gefühlen gespielt hatte. Was er ja auch war – doch Imogen war noch zu verwirrt, um echte Wut zu empfinden. Oder gar Gleichgültigkeit. Nein, am besten hielt sie Dian erst einmal ganz aus ihren Gedanken heraus und konzentrierte sich auf das, was jetzt wichtig war.
    Dazu gehörte vor allem eine glaubwürdige Geschichte. Dass ihr die Handtasche gestohlen worden war, stimmte ja. Mehr mussten die Beamten nicht wissen. Und auch Tante Mable durfte nicht die ganze Wahrheit erfahren, sonst würde sie ihre Nichte sicherlich für schwer krank halten. Dian und seine Welt würden ihr Geheimnis bleiben müssen.
    Der Gedanke an ihn und die wunderschöne Zeit in Annwn schmerzte. Sie würde ihn nie wiedersehen, nie mehr leidenschaftlichen Sex hinter einem Wasserfall genießen. Alles, was ihr von ihm blieb, waren ihre Erinnerungen. Schon spürte sie wieder Tränen aufsteigen. Energisch rief sie sich zur Ordnung und ermahnte sich, dass sie nicht mehr an ihn denken wollte, jedenfalls nicht im Moment. Und ein Mann, der über ihren Kopf hinweg entschied und sie einfach so verließ, war es ohnehin nicht wert, um ihn zu weinen.
    Krampfhaft versuchte sie, an etwas anderes zu denken. Ihr Urlaub war sicher vorbei – es mussten mehrere Wochen vergangen sein, und zu Hause in London warteten vielleicht schon die ersten Antworten auf ihre Bewerbungen. Sie musste sie alle sichten – vielleicht waren sogar Einladungen zu Vorstellungsgesprächen darunter oder Angebote für ein Praktikum. Echte Vorfreude mochte sich bei Imogen allerdings noch nicht so recht einstellen.
    Sobald sie Geld hatte, würde sie in ein Cafe gehen und sich den Bauch mit Süßigkeiten vollschlagen. Und Kaffee wollte sie, unbedingt. Sie schluckte, denn nun lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Ja, das war wirklich etwas, auf das sie sich freute. Schokolade und Kaffee – am besten zusammen.
    Endlich kam sie auf eine befestigte Straße. Einige Schritte weiter schnurrte kaum hörbar ein Wagen an ihr vorbei. Ein Elektroauto, erkannte Imogen. Es war das erste, das sie selbst sah – bisher hatte sie nur die Diskussionen dazu in den Medien mitbekommen.
    Kurz darauf bemerkte sie ein weiteres. Fand hier so eine Art Modellversuch statt? So musste es sein, denn bis sie an die Kreuzung kam, hatte sie über ein halbes Dutzend Elektrofahrzeuge gesehen und kein einziges normales. Selbst die Zweiräder schnurrten mit ultraleisem Motor an ihr vorbei.
    Imogen versuchte sich zu orientieren. Es gab mehrere hohe Gebäude, sie wirkten neu und modern. Überhaupt schien dieses Dorf schon ziemlich expandiert zu haben. Von Highland-Romantik war jedenfalls nichts zu sehen. Stattdessen leuchtete ihr von einer Wand die dreidimensionale Werbung eines Internet-Cafés entgegen. Kaffee … Allein der Gedanke ließ Imogen wieder das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    Doch zuerst brauchte sie Geld. In ihrem Hotelzimmer in Glasgow lagen ihre Kreditkarte

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