Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ness
Vom Netzwerk:
Dian ihre Hand, öffnete die Tür und führte sie durch die leeren Gänge.
    »Wohin gehen wir?«, wollte sie wissen, nachdem sie eine Weile schweigend nebeneinander geschritten waren.
    »Geduld.« Dian schaffte es nicht, sie anzusehen. Zu groß war seine Furcht, dass dadurch sein Entschluss ins Wanken geriet und er sie bei sich behalten würde. Er führte sie in einen engen Raum, an dessen Ende der Boden anstieg. Deutlich nahm er die Energie des Sogs wahr und fragte sich, ob Imogen sie ebenfalls spüren konnte.
    »Irgendwie ist es hier unheimlich«, flüsterte sie.
    Also merkte sie es auch. »Hab keine Angst«, sagte er und drückte ihre Finger etwas fester.
    Wie sehr sie ihm vertraute, merkte er, als sie ihm nun ohne Zögern in den Sog folgte. Es tat ihm körperlich weh, dass er dieses Vertrauen ausnutzen und verraten musste – aber so war es besser für sie. Sie gehörte in ihre Welt, in der ihr Leben noch vor ihr lag. Seine war viel zu gefährlich.
    Er wob Nebel um sie beide, sodass sie nicht sofort sehen konnte, dass sie sich an der Oberfläche befand. Außerdem verschloss er sich vor ihr, damit sie seine Traurigkeit nicht spürte.
    »Hu, was war das denn?« Sie lachte und hielt immer noch seine Hand. Ihr langes Haar war in Unordnung geraten und flog ihr um die schmalen Schultern. »Mir ist immer noch ein bisschen schwindelig.«
    »Das vergeht gleich.« Sanft küsste er sie auf die Lippen. Es war der letzte Kuss, den er ihr geben würde. All seine Konzentration aufbietend, zog er sich zurück. Er wusste, dass er keine andere Frau jemals so würde lieben können wie Imogen. Für alle Ewigkeit würde sie den Platz in seinem Herzen behalten. Noch einmal sah er sie an, nahm alles in sich auf. Ihr schönes Gesicht, die hellgrünen Augen, den verlockenden Mund und ihre zierliche Figur. Dank der kräftigenden Speisen hatte sie das Magere verloren, war aber immer noch mädchenhaft schlank mit sanften Kurven.
    Imogen reckte den Kopf, blickte sich um. Zwischen dem Nebel blitzte das Grün von sonnenbeschienenem Gras auf. »Wo sind wir?«
    »Dort, wo du hingehörst.«
    »Du meinst, wir sind an der Oberfläche?« Neugierig sah sie sich um, konnte aber nur grasbewachsene Hügel entdecken.
    »Ja. Wenn du westlich gehst, wirst du bald in ein Dorf kommen.« Wenn es noch existierte – aber selbst wenn nicht, gab es in dieser Gegend andere Siedlungen. Oder vielleicht auch schon richtige Städte. Die Welt der Menschen veränderte sich so rasch. Er löste eine Hand und deutete in die entsprechende Richtung.
    »Was meinst du damit – ich? Was ist mit dir?« Sie umklammerte seine Hand fester.
    Sanft löste Dian ihre Finger. »Dies ist deine Welt, nicht meine.« Natürlich hatte er überlegt, ob er sie begleiten sollte. Möglich wäre es, aber das bedeutete, Annwn und seine Bewohner in einer Zeit im Stich zu lassen, in der sie ihn dringender brauchten als je zuvor.
    Natürlich gab es andere Druiden, die seinen Platz hätten einnehmen können. Aber sosehr es ihn auch schmerzte, war der Hauptgrund, dass er Imogen nicht beeinflussen wollte. Sie sollte ihr Leben in ihrer Welt leben, ohne ihn. Nur so würde sie sich zurechtfinden und das tun können, wovon sie träumte – auch wenn es ein wenig dauern würde, bis sie das begriff.
    »Dian!« Sein Name kam als verzweifeltes Flehen hervor und schnitt ihm tief ins Herz.
    Es tat ihm selbst schrecklich weh, sie zurückweisen und verlassen zu müssen. Doch es war die einzig richtige Entscheidung. Sie würde das einsehen und über ihn hinwegkommen. Er hoffte nur, dass sie nicht allzu sehr unter der Trennung litt. War sie erst weit genug von ihm entfernt, würde die Magie sie nicht mehr beeinflussen können. Und dass er ihr erster Liebhaber gewesen war, würde zu einer schönen Erinnerung werden. Dann würde sie gern an ihn zurückdenken – und sich auf ihr eigenes Leben konzentrieren. Den Gedanken, dass sie einen anderen Mann kennenlernte, mit ihm schlief, zusammenlebte, seine Kinder zur Welt brachte, verbot er sich. Obwohl er ihr von Herzen wünschte, Erfüllung in der Liebe zu finden, schmerzte es doch zu sehr, weiter darüber nachzudenken. Ob sie einen anderen Mann jemals so ansehen würde wie ihn?
    Er trat einen Schritt zurück, dann einen weiteren. Nun begann er Nebel um sich zu weben. Es kostete ihn all seine Konzentration, stark zu bleiben. Am liebsten wäre er zu ihr gelaufen, hätte sie fest in die Arme geschlossen und ihr gesagt, wie sehr er sie liebte. Am liebsten hätte er sie

Weitere Kostenlose Bücher