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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ness
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Wenigstens hatte sie eines der großen Tücher erwischt; es reichte ihr bis zur Hälfte der Oberschenkel. Doch es war ohnehin nicht wichtig – eben hatte er ihr ja sehr deutlich gezeigt, dass es für ihn Wichtigeres gab als Sex mit ihr.
    »Imogen!«
    »Lass mich bloß in Ruhe!«, fauchte sie, den Blick starr auf die Wand vor sich gerichtet. Schon als er sie verlassen hatte, hatte er sie damit tief verletzt. Aber das jetzt schmerzte noch viel mehr.
    »Nein.« Er griff nach ihrem Ellbogen.
    Imogen wehrte sich zwar halbherzig, ließ dann aber zu, dass er sie zu sich umdrehte. Er war immer noch nackt, allerdings vermied sie es, südlich zu schauen. Sie wollte nicht wissen, ob seine Erregung ebenso schnell abgeklungen war wie ihre. »Es gibt nichts zu reden.« Dabei hätte sie ihm am liebsten alles an den Kopf geworfen, was er ihr angetan hatte. Am meisten schmerzte sie, dass ihre Liebe einseitig war. Sicher, er hatte sie ein weiteres Mal gerettet. Aber was nützte das? Sie hatte kein Leben mehr in ihrer Welt, und in seiner gab es ebenfalls keinen Platz für sie. »Ich wünschte, die Dämonen hätten mich getötet.«
    »Imogen!« Es klang wie ein gequälter Aufschrei. Er streckte die andere Hand nach ihr aus, wollte sie festhalten und an sich ziehen.
    Doch Imogen entwand sich seinem Griff. »Du sollst mich in Ruhe lassen! Pack mich bloß nicht mehr an! Was war ich für dich? Die Genugtuung, der Erste zu sein? Eine weitere Eroberung, nicht mehr als ein Spielzeug. Das ist es doch. Und nun, da du dein Ziel erreicht hast, bin ich langweilig geworden. Du willst mich loswerden. Aber weißt du was? Du musst dir gar keine Mühe geben. Ich gehe nämlich ganz freiwillig.« Sie stürmte auf die Tür zu, aber natürlich ließ sie sich nicht öffnen.
    Dian trat zu ihr, unternahm jedoch keinen weiteren Versuch, sie zu berühren. »Imogen …«
    »Willst du mich hier festhalten?«
    »Nein«, sagte er ruhig und fing ihren Blick ein. »Wenn es dein Wunsch ist, zu gehen, dann geh.«
    »Die Tür ist verschlossen.«
    »Jetzt nicht mehr. Ebenso wie alle anderen Türen in meinem Reich.«
    Skeptisch probierte sie es erneut. Ohne Widerstand ließ sich die Tür öffnen. Imogen zögerte. Wenn sie jetzt hindurchtrat, wäre das endgültig. Sie würde Dian nie wiedersehen. Aber wollte sie wirklich einen Mann, für den sie nur eine nette Abwechslung gewesen war?
    Entschlossen ging sie los, sah sich nicht um und lief ohne Ziel den dunklen Flur hinunter.
    Erst an einer Abzweigung verharrte sie. Links oder rechts? Beide Gänge lagen finster da. Es gab keine Hinweise, wohin sie führten. War sie mit Dian schon einmal hier entlanggegangen? Bestimmt. Zum Beispiel, als er sie zu diesem unterirdischen warmen See geführt hatte oder auf ihrem Weg ins Feenreich.
    Die Erinnerungen schmerzten. Es war so wunderbar gewesen, von ihm geliebt zu werden, in seinen Armen zu liegen, so viel Geborgenheit vermittelt zu bekommen. Sie hatte ihm vertraut, sich bei ihm sicher gefühlt. Und nachdem sie gemeinsam die Dämonen besiegt hatten, hatte sie geglaubt, dass es nun nichts mehr gab, was sie trennen konnte. Wie naiv sie doch gewesen war! Wie dumm!
    Ein Windzug strich kühl über ihr Gesicht, und sie merkte, dass sie weinte. Zornig wischte sie die Tränen fort. Sie wollte keine mehr vergießen. Nicht um Dian, nicht um sich selbst und auch nicht um all das, was sie verloren hatte.
    Langsam ging sie in den linken Gang. Er schien kein Ende zu nehmen, und zwischendurch war es so stockfinster, dass sie sich immer wieder an der Wand entlangtastete. Angst verspürte sie keine. Nicht, weil die Dämonen vernichtet waren, sondern weil ihr alles egal war. Was hatte sie denn noch? Tante Mable war vor fünf Jahren gestorben, das Haus hatte längst neue Besitzer. Sie selbst hatte man für tot erklären lassen, und Dian wollte sie nicht.
    Ihre Beine begannen zu zittern und erinnerten sie daran, dass sie dringend Erholung brauchte. Ihr wurde schwindlig, benommen blieb sie stehen. Außerdem raste ihr Puls. Verdammt!
    Sie sah sich um, konnte aber nichts als dunkle Wände erkennen, die einige Meter über ihr zusammenliefen. Vorsichtig, um den Schwindel nicht zu verstärken, ließ sie sich auf die Knie sinken und setzte sich schließlich.
    Den Kopf auf die eng an den Körper gezogenen Beine gestützt verharrte sie und versuchte nachzudenken. Wenigstens ließ nun das Gefühl nach, jeden Moment in Ohnmacht zu fallen. Wie dämlich war sie doch gewesen, ohne zu überlegen und ohne Vorbereitung zu

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