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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Ness
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fliehen. Sie hatte nichts gegessen, nicht ausreichend getrunken, war zu Tode erschöpft – das konnte ja nicht gut gehen. Aber sie hatte keine Minute länger bei Dian bleiben können.
    Auch wenn sie an jenem schrecklichen Tag, an dem er sie an die Oberfläche gebracht hatte, schon begriffen hatte, dass er sie verlassen hatte, war es doch viel schlimmer gewesen, die Worte aus seinem Mund zu hören.
    Warum hatte er das getan? Er hätte sie doch einfach erneut nach oben bringen können. Sie hätte bestimmt nicht noch einmal versucht, zurück nach Annwn zu gehen, um ihn zu finden.
    Langsam beruhigte sich ihr Herzschlag. Sie wartete noch ein bisschen, ehe sie schließlich aufstand und weiterging. Ein Schritt vor den anderen. Nicht zu schnell.
    Irgendwann gab es in der Wand eine Einbuchtung. Imogen tastete sich über den an dieser Stelle besonders dunklen Stein und fand eine Tür. Sie ließ sich öffnen. Ein kleiner Raum tat sich vor Imogen auf. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand dort war, trat sie ein. Es schien kein Wohnraum zu sein, denn dafür fehlten entsprechende Möbel, zum Beispiel ein Bett und ein Tisch. Lediglich eine niedrige Holztruhe gab es, dazu einige Decken.
    Imogen nahm sich eine, legte sie über die Truhe und setzte sich darauf. Ihr Blick fiel auf eine Nische. Neugierig stand sie auf, spähte hinein und fand eine Öffnung, unter der Wasser rasch dahinfloss. Sie war groß genug, um einen Krug oder eine kleine Schale hineinzutauchen. Imogen hatte nichts dergleichen, daher benutzte sie ihre Hände.
    Sie trank, bis der brennende Durst gelöscht war. Diesmal, ohne sich Sorgen zu machen, ob das Wasser eventuell Keime enthielt. Es war gutes Wasser, das gleiche, mit dem Dian Tee aufbrühte und das sie bei ihm auch pur getrunken hatte.
    Rasch die Gedanken an ihn verdrängend, kehrte sie zu der Truhe zurück. Und nun?, fragte sie sich und sah auf ihre Lederstiefel. Sie konnte nicht ewig hier sitzen bleiben. Vielleicht fand sie ja eines der Tore. Es musste auch in diesem Teil Annwns mehrere von ihnen geben.
    Und dann würde sie schauen, wie sie ein neues Leben beginnen konnte. Sicher würde das schwierig werden. Sie musste bei null anfangen, sich erst mal irgendeine Hilfstätigkeit suchen, um überhaupt Geld zum Leben zu haben. Ihr Studium würde ihr nach so langer Zeit nichts mehr nützen. Und nachdem sie nun das echte Annwn und einige seiner Bewohner kennengelernt hatte, erschien es ihr gar nicht mehr so verlockend, in einem Museum zu arbeiten oder sich einer Gruppe Archäologen anzuschließen. Sie würde mit niemandem über das Erlebte reden können. Da war es besser, beruflich in eine völlig andere Richtung zu gehen.
    Dian, Annwn, das Feenvolk, die Fomore – all das würde nichts weiter als eine in immer weitere Ferne rückende Erinnerung sein. Und irgendwann würde sie vielleicht sogar glauben, dass nichts davon jemals real gewesen war.
    Wahrscheinlich waren an der Oberfläche schon wieder einige Jahre vergangen, während sie mehrere Tage in der Gefangenschaft der Fomore verbracht hatte. Wenn sie noch ein wenig wartete, würde sie eine komplett neue Identität brauchen. Die Polizistin hatte vermutlich gedacht, ihr junges Aussehen entspringe den Künsten talentierter Schönheitschirurgen. Sicherlich waren entsprechende Operationen in den 2030ern noch häufiger als in ihrer Zeit. Nur gab es auch da Grenzen. Eine Achtzigjährige konnte nicht wie Mitte zwanzig aussehen. Man würde sie für eine Betrügerin halten und wegsperren, bis der Fall aufgeklärt war – was natürlich nicht möglich wäre, aber das wussten die Polizisten ja nicht. Vielleicht würde man sie für krank halten und in eine entsprechende Einrichtung stecken. Der Gedanke ließ sie schaudern.
    Ein neuer Name und eine komplett neue Identität wären wohl nicht schlecht für einen Neuanfang. Natürlich würde sie sich eine passende Geschichte überlegen müssen, wieso sie einfach aus dem Nichts auftauchte. Aber wenn sie nicht auffiel, würde niemand etwas hinterfragen. Ja, so könnte es funktionieren.
    Doch erst einmal musste sie überhaupt an die Oberfläche gelangen. Imogen stand auf und verließ den kleinen Raum. Vermutlich war er so etwas wie ein Rastplatz, was darauf hindeutete, dass der Flur sehr lang sein musste.
    Sie fühlte sich ein bisschen besser, aber immer noch nicht stark genug, um schnell laufen zu können. Und es war kein Ende des Gangs in Sicht – sofern man überhaupt von Sicht sprechen konnte, denn bis auf

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